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Kapitel 

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


29. Olaf holt Bauholz aus Norwegen und baut eine große Haue. vermählung der Thurid mit Geirmund Lärm

Eines Frühlings, wird erzählt. erklärte Olaf seiner Frau Thorgerd, daß er beabsichtige, nach Norwegen zu reisen. "Ich bitte, daß du unsern Hof und die Kinder batest." Thorgerd erwiderte, sie sei gar nicht damit zufrieden, aber Olaf sagte, er bestehe auf seinem Willen. Er kaufte ein Schiff, das in Vadil 1 im Westlande lag. (r segelte aus im Sammer und kam mit seinem Schiff nach Hordland. dort wohnte ein Mann etwas landeinwärts. der Lärm hieß, ein mächtiger und reicher Mann und ein großer Wikinger; ein streitsüchtiger Mann war er, hatte sich nun aber ruhig gehalten und war ein Gefolgsmann Jarl Hakons, des Mächtigen; 2 Geirmund kam zum Schiff und machte sich bald mit Olaf bekannt , denn er hatte von ihm reden hören. Geirmund lud Olaf zu sich ein mit soviel Mann, als er mitbringen wolle. Das nahm Olaf an und begab sich zum Gastbesuch mit fünf Mann. Olafs Schiffsleute wurden an verschiedenen Orten in Hordland untergebracht. Geirmund bewirtete Olaf gut: es war ein stattlicher Hof und viele Männer beisammen; man war sehr vergnügt den Winter über. Als es aber auf Wintersende zuging, gab Olaf dem Geirmund Bescheid über seine Absichten, daß er sich Bauholz besorgen wolle; er sagte, es käme ibm viel darauf an, gute Hölzer zu bekommen. Geirmund antwortete Jarl Hakon hat den beaten Forst, und ich



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weiß bestimmt, daß, wenn du den Jarl aufsuchst, der Wald dir zur Verfügung stehen wird; denn der Jarl nimmt Leute freundlich auf, die nicht so vortreffliche Männer sind wie du, wenn sie an seinen Hof kommen.

Im Frühjahr machte Olaf sich auf die Reise sum Jarl Hakon; der Jarl empfing ihn mit größter Freundlichkeit und lud Olaf ein, bei ihm zu bleiben, so lange er wolle. Olaf sagte dem Jarl, wie es mit seiner Reise stünde, — ich möchte Euch bitten, Herr, uns Euren Forst freizugeben, damit wir uns Bauholz schlagen kannen." Der Jarl antwortete: "Daran soll nichts gespart werden , wenn du mit dem Holz, das wir dir schenken werden, dein Schiff befrachten willst, denn ich finde, daß nicht alle Tage solche Männer aus Island uns besuchen." Aber um Abschied gab ihm der Jarl eine Ari mit in Gold getriebener Arbeit, das war ein kostbares Stück. Sie schieden dann voneinander in größter Herlichkeit.

Geirmund ordnete heimlich die Verwaltung seiner Landgüter, er beabsichtigte zum Sommer nach Island zu reisen auf dem Schiffe Olafs; das hatte er vor jedermann geheim gehalten. Olaf erfuhr nichts davon. bis Geirmund sein Gui auf das Schiff Olafs bringen ließ, das war ein großes Vermögen. Olaf sprach: "Du solltest nicht auf meinem Schiffe reisen, wenn ich das vorher gewußt hätte, denn ich fürchte, es wird Leute auf Island geben, für die es besser wäre, wenn sie dich nie zu Gesicht bekämen. Doch nun bist du einmal da mit so großem Gut, so daß ich nicht Lust habe, dich wegzujagen wie einen Hund." Geirmund sagte:"Ich werde nicht zurückbleiben, wenn du auch ziemlich hohe Töne anschlägst; denn ich habe mir nun einmal vorgenommen, auf gut und böse Euer Fahrgast zu sein." 1

Olaf und seine Leute stiegen an Bord und gingen in See. Sie hatten guten Wind und erreichten den Breidistord; sie legten dann die Stege an Land in der Lachsflußmündung. Olaf ließ das Holz ausladen und brachte das Schiff in dem Schuppen unter, den sein Vater hatte bauen lassen. Olaf lud Geirmund zu sich zum Aufenthalt ein. 1



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In diesem Sommer ließ Olaf eine Herdhalle in Hjardarholi bauen, größer und besser, als man sie je gesehen hatte. waren da berühmte Sagen dargestellt an der Wandtäfelung und ebenso an der Deckenverkleidung; das war alles so schön gearbeitet, daß die Halle viel prächtiger erschien, wenn keine Teppiche aufgehängt waren.

Geirmund kümmerte sich gewöhnlich nicht um andere, war unfreundlich gegen die meisten; er ging immer so einher, daß er einen roten Scharlachrock trug und darüber einen grauen Pelzmantel, auf dem Kopfe eine Kappe von Bärenfell, in der Hand ein Schwert; das war eine starke und gute Waffe, der Griff aus Walroßzabn; Silberschmuck war nicht daran, aber die Klinge war scharf, an der hielt kein Rost. Dies Schwert nannte er Fußbeißer und lies es nie aus der Hand.

Geirmund war nicht lange Zeit dort, da faßte er Neigung zu Thurid, der Tochter Olafs, und kam bei Olaf mit einem Hei- ratsantrage zutage, doch der gab ihm eine Absage. Darauf machte Geirmund der Thorgerd Geschenke, damit sie seine Werbung fördern sollte. Sie nahm die Geschenke an, denn er bot ihr nichts geringes. Dann brachte sie diese Sache vor Olaf zur Sprache; sie sagte ihm auch, es sei ihre Meinung, daß ihre Tochter nicht besser verheiratet werden könne: — "denn er ist einer, der sich vor nichts fürchtet, reich und stolzen Sinnes." Da antwortete Olaf: "Ich will in diesem ebensowenig wie in anderem gegen deinen Willen sein, dach hätte ich Thurid lieber mit einem andern Mann verheiratet." Thorgerd ging weg, und es schien ihr, daß sie ihren Auftrag gut ausgerichtet hatte. Sie sagte nun Geirmund, wie die Sache stand. Er dankte ihr für ihre Hilfe und ihr kräftiges Eingreifen; Geirmund trug darauf Olaf zum zweiten Male seine Werbung vor, und nun hatte er keine Schwierigkeiten mehr. Darauf verlobte sich Geirmund mit Thurid, und die Hochzeit sollte gegen Ende des Winters in der Herdhalle gefeiert werden. Bei diesem Feste waren sehr viele Menschen, die Halle war nun ganz vollendet. An diesem Feste nahm Ulf, der Sohn des Uggi, teil; er hatte ein Gedicht gemacht auf Olaf, Höskulds Sohn, und über die Sagen, die in der Halle dargestellt waren und trug das bei dem Feste vor.



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Dieses Gedicht wird die Hauodrapa genannt und ist gut gedichtet . 1 Olaf gab ihm reichen Lohn dafür. Er beschenkte auch freigebig alle vornehmen Männer, die zu ihm gekommen waren. Nach dieser Bewirtung stand Olaf noch größer da als vorher.


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