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Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


27. Olaf erbietet sich, Bolli, den Sohn Thorleiks, zu erziehen

Eines Tages, wird erzählt, als die Männer zum Gesetzfelsen gingen, da stand Olaf auf, bat um Ruhe für sich und zeigte zuerst den Männern den Heimgang seines vaters an: "Hier sind nun viele Männer; die seine Verwandten oder Freunde waren. Es ist der Wille meiner Brüder, daß ich euch zum Erbmahl einlade, dem Andenken Höskulds, unseres vaters, zu Ehren, zunächst alle Goden, denn die meisten vornehmeren Männer sind wohl verwandtschaftlich irgendwie mit ihm verknüpft gewesen ich soll auch erklären, daß keiner von den ansehnlicheren Männern ohne Geschenk von uns gehen wird. Ferner wollen wir die Bonden einladen und jeden, der es annehmen will, reiche und arme; man soll sich zu einer vierzehntägigen Bewirtung in Höskuldsstadir einfinden, wenn es zehn Wochen bis Winteranfang sind."

Und als Olaf seine Rede geschlossen hatte, da folgte lauter Beifall, man fand dieses Gebot überaus großartig. Und als Olaf in die Thingbude zurückgekehrt war, erzählte er seinen Brüdern, was er angesagt hatte. Sie waren wenig erbaut davon und meinten, die Sache sei übertrieben.

Nach dem Thing ritten die Brüder nach Hause. Der Sommer ging nun hin. Die Brüder rüsteten sich zu der Bewirtung; Olaf gab über sein Drittel hinaus ohne zu kargen, und für die Bewirtung wurde die beste Fürsorge getroffen; große vorräte wurden angeschafft für diese Bewirtung, denn man nahm an, daß eine Masse Gäste kommen würden. Und als der Tag da war, erzählt man, waren die meisten vornehmen Männer gekommen, die zugesagt hatten. Es war da eine so große Menge, daß nach allgemeiner Überlieferung nichts an neunhundert fehlte. Dies ist die zweitgrößte Bewirtung in Island gewesen, die erste war, als die Söhne des Hjalti nach dem Tode ihres Vaters das Erbmahl hielten; da waren zwölfhundert. 1 Die Bewirtung bei den Höskuldssöhnen



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war in jeder Beziehung ganz großartig, und die Brüder hatten große Ehre davon; Olaf aber erschien durchaus als der Erste unter ihnen. Olaf hielt sich in den Geschenken gleich mit den beiden Brüdern zusammengenommen; es bekamen aber alle vornehmeren Gaben.

Und als die meisten Gäste sich auf den Weg gemacht hatten, suchte Olaf eine Gelegenheit, mit seinem Bruder Thorleik zu sprechen und sagte: "So liegt es, Bruder, wie du weißt, daß zwischen uns kein besonderes verhältnis gewesen ist. Nun möchte ich vorschlagen, daß wir uns von nun an etwas brüderlicher mit einander stellen. Ich weiß, du bist unzufrieden damit, daß ich die Kleinode nahm, die mir mein Vater an seinem Todestage gegeben hat. Wenn du nun glaubst, hierdurch benachteiligt zu sein, so will ich um deiner guten Meinung willen es übernhmen deinen Sohn aufzuziehen, denn immer hat der für den geringeren Mann gegolten, der einem andern ein Kind aufzieht." Thorleik nahm das wohl auf und sagte, das sei ehrenvolles Anerbieten, wie es auch wirklich war. Olaf nahm nun Bolli mit sich, den Sohn Thorleiks . Er war damals drei Winter alt. Sie schieden nun in größter Herzlichkeit voneinander und Bolli folgte Olaf nach Hjardarbolt. Thorgerd nahm ibn freundlich auf, Bolli wurde dort aufgezogen, und Olaf und Thorgerd hatten ihn nicht weniger lieb als ihre eignen Kinder.


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