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Kapitel 

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


26. Höskuld stirbt

Höskuld, der Sohn des Koll von den Tälern, wurde krank in seinen alten Tagen. Er sandte nach seinen Söhnen und



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andern verwandten. Und als sie gekommen waren, sprach Höskuld zu den beiden Brüdern Bard und Thorleik: Ich fühle eine gewisse Beschwerde in mir; ich war immer frei von irgend welchen Anfällen; 1 daher glaube ich, daß diese Krankheit nur den Tod bringen wird. Nun steht es so, wie euch beiden bekannt ist, daß ihr zwei meine ehelichen Söhne seit und auf das gesamte Erbe nach meinem Tode Anspruch habt; aber da ist noch mein dritter Sohn, der nicht in der Ehe geboren ist. Nun will ich euch zwei Brüder bitten, daß Olaf zum Erbe zugelassen werde und den dritten Teil des Gutes neben euch bekomme. Bard antwortete zuerst und sagte, daß er tun wolle, was der Vater wünsche: "Denn ich erwarte mir Ehre von Olaf in jeder Beziehung, um so mehr, je reicher an Gut er ist." Da sprach Thorleik: "Das ist ganz und gar nicht meine Meinung, daß Olaf für erbberechtigt erklärt werde; Olaf hat schon Gut genug; du hast, Vater dafür schon viel von dem deinen hingegeben und seit langer Zeit uns, die andern Brüder, sehr zurückgesetzt; ich werde gutwillig die Ehre nicht aufgeben, zu der ich geboren bin." Höskuld sprach."Nicht werdet ihr beide mir das gesetzliche Recht verwehren wollen, daß ich zwölf Öre 2 einem Sohne gebe, der mütterlicherseits so vornehmer Abkunft ist wie Olaf." Thorleik war damit einverstanden. Darauf ließ Höskuld den Goldring Hakon-Kleinod holen — er war eine Mark schwer — und das Schwert, das Kleinod desselben Königs, das auf eine halbe Mark Goldes zu stehen kam, und schenkte beides seinem Sohne Olaf zum Erbe, zugleich mit seinem guten Glück und dem seiner vorfahren ; er sage das nicht, als ob es ibm unbekannt wäre, daß das Glück schon bei Olaf eingekehrt sei.

Olaf nahm die Kleinode und sagte, er wolle es darauf ankommen lassen, wie Thorleik sich damit abfinde. Der war unzufrieden und meinte, daß Höskuld hinterlistig gegen ihn der hier erst nach dem Zwist mit Hrut angelegt wird. Im Kap. 19 dagegen wird erzählt, dag Hrut den Hof Kambsnes gebaut habe. 1 Typische Wendung, vgl. S. s7, 1. 2 Höskuld benutzt listig die Einwilligung Thorleiks und berechnet das Erbteil Olafs auf zwölf Öre Gold, d h. mindestens auf das achtfache. vgl. S. 46 (du mark hat acht Öre).



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verfahren sei. Olaf erwiderte: "Ich werde die Kleinode nicht hergeben, Thorleik, denn du hast vor Zeugen eine solche Begabung zugelassen. Ich werde es also darauf ankommen lassen, ob ich das Gut festhalten kann." Bard sagte, er wolle sich mit dem Willen seines Vaters einverstanden erklären. Darauf starb Höskuld. Das schien ein großer Verlust, zuerst vor allem für seine Söhne und alle seine Verwandten und Freunde. Seine Söhne ließen einen würdigen Grabhügel über ihm aufwerfen. Nur wenig Gut wurde ihm in den Hügel mitgegeben. Und als das besorgt war, begannen sich die Brüder darüber zu besprechen , daß sie Vorbereitungen ein Erbmabl zum Andenken ihres vaters treffen wollten. denn so war es der Brauch in jener Zeit. Da sprach Olaf: "Mir scheint es, daß wir nicht so schnell diese Bewirtung veranstalten können, wenn sie so würdig werden soll, wie wir es für geziemend halten; der Herbst ist nun schon weit vorgeschritten, daher ist es nicht leicht, alles Notwendige anzuschaffen. Es wird auch den meisten Männern, die von weit herkommen mussten, unbequem fallen in den Herbsttagen ; und es steht sicher zu erwarten, daß viele sich nicht einfinden werden, deren Kommen wir gerade besonders wünschen würden. Ich will mich vielmehr dazu bereit erklären, nächsten Sommer beim Thing den Männern diese Einladung anzusagen . Ich werde den dritten Teil der Kosten zur Bewirtung beisteuern." Dem stimmten die Brüder zu und Olaf kehrte nun beim.

Thorleik und Bard teilten das Erbe unter sich. Bard bekam den väterlichen Hof, dazu rieten die meisten Männer. weil er der Beliebtere war. Thorleik bekam mehr bewegliches Gut. Die Brüder Olaf und Bard standen gut miteinander, aber zwischen Olaf und Thorleik war ein ziemlich feindseliges verhältnis. Nun ging der Winter hin und der Sommer kam und die Zeit des Things rückte heran. Höskuldssöhne machten sich nun auf zum Thing. Bald zeigte sich klar, daß Olaf weit über die Brüder angesehen sein würde. Und als sie zum Thinge gekommen waren, zelteten sie ihre Bude auf und richteten alles schön und vornehm ein.


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