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Kapitel 

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


23. Olaf wirbt um Thorgerd, die Tochter Egils

Eines Tages, so wird erzählt, gingen Vater und Sohn, Höskuld und Olaf, aus ihrer Thingbude, um Egil aufzusuchen . Egil begrüßte sie herzlich, denn Höskuld und er Kananen sich gut von früheren Begegnungen her. Höskuld kam nun mit seiner Werbung für Olaf zutage und hielt um Thorgerd an. Sie war auch dort auf dem Thinge. Egil nahm diese Sache wohl auf und sagte, das er gutes gehört habe über Vater und Sohn. "Ich weiß auch, Höskuld, daß du ein Mann von bester Abkunft und hochangesehen hifi, und Olaf ist berühmt durch seine Reise; es ist nicht zu verwundern, daß Männer wie er ihren Blick über das naheliegende hinaus richten, denn es mangelt ihm nicht edle Abkunft und gutes Aussehen, aber doch muß ich dies erst mit Thorgerd besprechen, denn es wäre kein möglich, Thorgerd ohne ihre Zustimmung zu bekommen." Höskuld sprach: "Ich bitte, Egil, daß du das mit deiner Tochter besprichst." Egil sagte, daß solle geschehen. Egil ging nun, seine Tochter aufzusuchen, und sie begannen ihre Unterredung. Da sprach Egil: "Ein Mann heißt Olaf und ist der Sohn des Höskuld. Er ist nun einer der berühmtesten Männer. Sein Vater Höskuld ist mit einer Werbung für Olaf zutage gekommen und hat um dich angehalten. Ich habe die Sache ganz deiner Entscheidung anheimgestellt. Ich wünsche nun deine Antwort zu wissen, und so scheint uns, als wenn es nicht schwer sein könnte. auf diese Bewerbung zu antworten, denn dieser Antrag ist ehrenvoll." Thorgerd erwiderte: Das habe ich dich sagen hören, daß du mich am liebsten habest von deinen Kindern, aber nun, meine ich, bewährst du das nicht, da du mich mit dem Sohn einer Magd verheiraten



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willst, mag er auch stattlich sein und noch so prächtig auftreten." Egil sagte: "Du bist in dieser Sache nicht so gut unterrichtet wie in andern; hast du das nicht gehört, daß er der Tochtersohn des Irenkönigs Myrkjartan ist: Er ist viel edler geboren mütterlicherseits als von der vaterseite her, und die würde uns auch schon durchaus ebenbürtig sein." Thorgerd schien das nicht anerkennen zu wollen. Nun brachen sie das Gespräch ab und jedes blieb bei seiner Meinung.

Am Tage darauf ging Egil zur Thingbude Heskulds. Höskuld begrüßte ihn freundlich. Sie begannen nun die Unterhaltung. Höskuld fragte, wie es mit dem Heiratsantrage gegangen sei. Egil zeigte sich wenig zufrieden und erzählte alles, wie es verlaufen war, er sagte, die Sache sitze fest. Höskuld mußte dem beistimmen. "Doch glaube ich, daß du das beste gewollt hast." Olaf war nicht bei ihrem Gespräch zugegen. Darauf ging Egil fort. Olaf erkundigte sich nun, wie es mit dem Heiratoantrage stünde. Höskuld sagte, die Sache sei ins Stocken gekommen durch Thorgerd. Olaf sprach: "Nun ist es so, wie ich es dir vorausgesagt habe, Vater, daß mir es übel gefallen würde, wenn ich eine schmähliche Antwort für die Werbung erhalten sollte. Es war zuerst mehr dein Gedanke, daß diese Sache aufgebracht wurde. Nun aber will auch ich dafür sorgen, daß sie nicht hier zu Boden fällt. Wahr ist doch das Sprichwort: Was man nicht selbst besorgt; fressen die Wölfe; ich werde jetzt gleich zur Thingbude Egils gehen." Höskuld sagte, er möge bestimmen, was geschehen solle. Olaf hatte sich so gerichtet, daß er den Scharlachanzug trug, den ihm König Harald geschenkt hatte. Auf dem Kopfe trug er einen vergoldeten Helm und in der Hand das kostbare Schwert, das ihm König Myrkjartan gegeben hatte.

Nun gingen Höskuld und Olaf zur Thingbude Egils. Höskuld trat zuerst ein und Olaf folgte ihm auf dem Fuße. Egil begrüßte sie freundlich), und Höskuld setzte sich neben ibm nieder, aber Olaf blieb stehen und schaute äch um. Er sah, daß eine Frau auf der Querbank in der Thingbudesaß; die Frau war schön und vornehm und gut gekleidet. Er dachte sich, daß es Thorgerd, Egils Tochter; sein müsse. Olaf ging zu der Querbank und



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setzte sich neben sie. Thorgerd begrüßte den Mann und fragte ihn, wer er sei. Olaf nannte seinen Namen und den seines Vaters. "Du wirst denken, daß der Magdosohn frech geworden ist, weil er es wagt, neben dir ;u sitzen und mit dir zureden."Thorgerd antwortete: Du wirst dir wohl bewußt sein, schon kühnere Wagnisse bestanden zu haben, als mit Frauen zu reden." Daraufkamen sie ins Gespräch und unterhielten sich den ganzen Tag. Nicht hörten andere, was sie miteinander redeten. Und ehe ihr Gespräch zu Ende ging, wurden Egil und Höskuld herzugerufen. Da kam die Rede noch einmal auf Olafs Werbung. Thorgerd schloß sich jetzt der Entscheidung ihres vaters an. Nun war die Sache leicht erledigt, und die verlobung fand gleich statt. Es wurde ihnen die Ehre gegönnt, den Leuten aus dem Lachstal, daß man ihnen die Braut ins Haus bringen sollte. Das Hochzeitsfest, bestimmte man, sollte sieben Wochen vor dem Ende des Sommerhalbjahrs in Höskuldsstadir gefeiert werden. Darauf nahmen Egil und Höskuld Abschied von einander; Vater und Sohn ritten heim nach Höskuldsstadir und waren zu Hause den Sommer über, und alles war ruhig. Dann begann man sich zum Fest in Höskuldsstadir zu rüsten und sparte nicht, denn Mittel waren zur Genüge vorhanden. Die Festgäste kamen zum bestimmten Tage; es waren die Leute aus dem Borgarfjord in großer Anzahl zur Stelle. Da war Egil und sein Sohn Thorstein. Die Braut war mit ihnen gekommen und ausgewähltes Gefolge aus ihrer Gegend. Höskuld hatte auch vorher viele Gäste zusammengebracht. Dieses Fest war überaus prächtig; die Gäste wurden mit Geschenken entlassen. Olaf schenkte da dem Egil das Schwert Myrkjartans Kleinod, und Egil machte sehr freudige Augen bei dieser Gabe. Sonst ging da nichts besonderes vor, die Leute machten sich auf den Heimweg.


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