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Kapitel 

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


22. Olaf kehrt nach Island zurück

Olaf Höskulds Sohn, kam nun an den Hof des Königs Harald und fand guten Empfang beim König, und bei Gunnhild noch weit besseren. Sie luden ihn zu sich ein und redeten ihm eifrig zu. Olaf nahm das an und blieb mit Örn am Hoflager. Der König und Gunnhild erwiesen Olaf solche Ehre, wie sie niemals ein Ausländer von ihnen empfangen hatte. Olaf gab dem Könige und Gunnhild manche seltene Kleinode, die er im Westen in Irland bekommen hatte. Der König schenkte Olaf zum Julfest einen ganzen aus Scharlach geschnittenen Anzug. Olaf saß nun da in Ruhe den Winter über. Im Frühling aber, als die Zeit vorschritt, kam es zum Gespräch zwischen dem Könige und Olaf: er bat den König um Urlaub, im Sommer nach Island zu fahren: Ich habe da", sagte er, "angesehene Verwandte zu besuchen." Der König antwortete: "Es wäre mir am liebsten, daß du für immer bei mir bliebest und dir bier eine Stellung wähltest, wie sie deinem eignen Wunsche entspricht." Olaf dankte dem Könige für das ehrenvolle Angebot, sagte aber, er möchte doch lieber nach Island fahren, wenn es nicht gegen den Willen des Königs sei-Da antwortete der König: "Ich will hierin nicht unfreundschaftlich gegen dich sein. Fahre du nur im Sommer nach Island, denn ich sehe, daß dein Sinn ganz darauf gerichtet ist; doch sollst du keine Mühe und Sorge wegen deiner Vorbereitungen haben, dafür werde ich sorgen." Damit endeten sie das Gespräch.

Der König Harald ließ Frühling ein Schiff zu Wasser bringen: das war ein Lastschiff, ein großes und tüchtiges



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Fahrzeug. Dieses Schiff ließ der König mit Bauholz befrachten und vollständig ausrüsten. Und als das Schiff segelfertig war, ließ der König Olaf rufen und sprach: "Dieses Schiff soll dein Eigen sein, Olaf. Ich will nicht, daß du diesen Sommer als Fahrgast anderer Leute von Norwegen nach Island reisen sollst. Olaf dankte dem Könige mit passenden Worten für seine Hochherzigkeit. Darauf bereitete sich Olaf zur Abreise. Und als er fertig war und Fahrwind sich einstellte, ging Olaf in See. Er und der König schieden von einander in größter Herzlichkeit. Olaf hatte guten Wind in den Sommertagen und landete mit seinem Schiff bei Bordeyri im Hrutafjord. Die Nachricht von der Ankunft des Schiffes verbreitete sich schnell, und auch, wer der Schiffsführer war. Höskuld erfuhr die Ankunft seines Sohnes Olaf und war hoch erfreut und ritt sofort nordwärts zum Hrutafjord mit einigen Leuten. Da war ein frohes Wiedersehen von Vater und Sohn. Höskuld lud Olaf zu sich ein. Olaf sagte, er nehme das an. Olaf brachte sein Schiff an Land, sein Gut ließ er nach dem Westlande schaffen. Als alles besorgt war, ritt Olaf mit elf Mann vom Norden heimwärts nach Höskuldsstadir. Höskuld begrüßte seinen Sohn freundlich. Auch die Brüder nahmen ihn mit Freundlichkeit auf und alle andern Verwandten ; am besten aber stand er sich mit Bard.

Olaf wurde berühmt wegen seiner Fahrt. Zugleich wurde auch allgemein seine Abstammung bekannt, daß er ein Tochtersohn des Irenkönigs Myrkjartan war. Das verbreitete sich über das ganze Land, ebenso, welche Ehren ibm von mächtigen Männern erwiesen waren, die er besucht hatte. Olaf brachte auch großes Gui heim, er blieb nun den Winter über bei seinem Vater.

Melkorka kam gleich ihren Sohn Olaf zu besuchen. .Olaf begrüßte sie mit aller Freundlichkeit; sie fragte ihn nach sehr vielen Dingen aus Irland, vor allem nach ihrem Vater und ihren anderen verwandten. Olaf berichtete ihr alles, was sie wissen wollte. Sie Sagte auch gleich. ob ihre Pflegemutter noch am Leben sei. Olaf sagte, ja sie lebe noch. Melkorka fragte dann, warum er ihr nicht habe den Gefallen tun wollen, sie mit nach Island



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zu bringen. Da antwortete Olaf: " Den Leuten war es nicht recht, Mutter, daß ich deine Pflegemutter aus Irland wegführte." "Es mag wahl so sein," sagte sie. Da merkte man, daß ihr das sehr gegen ihren Wunsch war.

Melkorka und Thorbjörn hatten einen Sohn, der hieß Lamb- Er war groß und stark und seinem Vater gleich an Gesicht und Sinnesart.

Als nun Olaf den Winter über in Island gewesen war und der Frühling kam, redeten Vater und Sohn darüber, was nun Olaf vornehmen sollte. "Das ist mein Wunsch," sagte Höskuld, "daß wir dir eine Frau suchen und du dann Goddastadir. den Hof deines Pflegevaters, übernimmst; da ist auch ein großer Viehstand; du könntest dort die Wirtschaft führen mit meiner unterstützung." Olaf antwortete: "Darüber hab ich mir bisher wenig Gedanken gemacht; ich weiß nicht, wo wohl die Frau sitzen mag, die zu bekommen ich als besonderes Glück ansehen sollte; du kannst dir denken, daß ich mich weit umschauen werde, ehe ich mir eine erwähle; doch weiß ich gewiß, daß du nicht die Rede auf diese Sache gebracht hast, ohne etwas bestimmtes im Sinne zu haben, auf das sie auslaufen soll." 1 Höskuld sprach: "Richtig bast du vermutet. Ein Mann heißt Egil; 2 er ist der Sohn des Skallagrim. Er wohnt in Barg am Borgarfjord. Egil bat eine Tochter, die Thorgerd heißt. Um dieses Mädchen gedenke ich für dich anzuhalten, denn das ist die allerbeste Partie im ganzen Borgarfjord und drüber hinaus; es ist auch zu erwarten, daß die verschwägerung mit den Myrarleuten 3 dein Ansehen mehren wird." Olaf antwortete: "Deiner Umficht will ich mich hierin anvertrauen, und gans nach meinem Sinn ist diese Heirat, wenn sie zustande kommt; aber ebenso kannst du dir denken, Vater wenn dieser Antrag gestellt und nicht angenommen wird, daß mir das übel gefallen würde." Höskuld sagte: "Wir wollen es eben versuchen, diese Sache ins Werk zu setzen." Olaf bat ihn zu tun, was er für gut hielte. Es kam nun die Zeit deo Allthings heran. Höskuld rüstete sich zur Thingfahrt und sorgte



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für ein großes Gefolge. Olaf, sein Sohn begleitete ibn. Sie überzelteien ihre Thingbude. Da waren viele Menschen zusammengekommen. Egil, Skallagrims Sohn, war auf dem Thinge. Alle Leute sprachen darüber, die Olaf sahen, was für ein schöner und adliger Mann er sei. Er war stattlich angetan mit Waffen und Kleidern.


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