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Kapitel 

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


7. Unn stirbt. Olafs Nachkommenschaft. Höskuld, der Sohn des Koll

Olaf Feilan war das jüngste Kind Thorsteins; er war groß und stark, schön von Ansehen und in jeder Weise tüchtig. Ihn schätzte Unn vor allen hoch und erklärte ihren Leuten, daß sie dem Olaf alle ihre Güter in Hvamm nach ihrem Ableben zugedacht habe. Unn begann nun sehr die Alterslast zu fühlen; sie rief Olaf Feilan zu sich und sprach: "Es ist mir der Gedanke gekommen, Lieber, das es für dich Zeit ist; dich zu versorgen und zu heiraten." —Olaf nahm das wohl auf und sagte, er wolle in dieser Sache ihrem Rate folgen. Unn sprach: "Ich möchte am liebsten, daß deine Hochzeit zu Ende dieses Sommers gefeiert werde, da ist es am leichtesten, alles nötige anzuschaffen, denn ich vermute, daß unsere Freunde sich in großer Anzahl einfinden werden; es wird ja das letzte Fest sein, das ich ausrichte." Olaf erwiderte: "Du hast recht, doch ich will nur eine Frau nehmen, die weder dein Gui, noch dein Ansehen vermindert." Im Herbst desselben Jahres nahm Olaf Feilan die Alfdis 1 zur Frau. Die Hochzeit fand in Hvamm statt. Unu hatte große Kosten für das Fest aufgewandt, denn weit und breit auch aus anderen Gegenden hatte sie angesehene Leute einladen lassen. Ihre Brüder Björn und Helgi Bjolan lud sie ein, sie kamen mit großem Gefolge. Ferner kamen Kall von den Tälern, ihr Schwiegerenkel, und Hörd aus dem Hördatal und viele andere angesehene Männer. Die Hochzeitsgäste waren sehr zahlreich, und doch hatten durchaus nicht alle sich eingebunden, die Unn eingeladen hatte, denn für die Leute aus dem Eyjafjord war es ein langer Reiseweg. —

Das Alter drückte damals Unn schon sehr, so daß sie nicht vor



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Mittag aufstand und sich früh zu Bett legte. Keinem gestattete sie. mit ihr etwas zu besprechen, von der Stunde an, wenn sie abends zur Ruhe ging bis zu der Zeit, daß sie angekleidet war zornig antwortete sie, wenn jemand sich nach ihrem Befinden erkundigte.

Am Hochzeitstage schlief Unn ziemlich lange, war aber doch auf, als die Eingeladenen kamen, sie ging ihnen entgegen und empfing ihre verwandten und Freunde mit Würde; sie sagte, es sei liebenswürdig von ihnen, daß sie von so weither sie aufgesucht hätten: "ich meine da besonders Björn und Helgi, doch euch allen will ich meinen Dank sagen, die hierher gekommen sind." Dann trat Unn in den Hochzeitssaal ein und mit ihr eine große Gesellschaft. Und als alles im Saale Platz genommen baue, bewunderten die Gäste, wie prächtig das Fest ausgerichtet war. Da sprach Unn: "Björn nehme ich zum Zeugen, meinen Bruder, und Helgi, und meine andern verwandten und Freunde: diesen Hof mit allem Hausrat, wie ihr ihn jetzt vor euch seht, übergebe ich meinem Enkel Olaf zum Eigentum und freier verfügung." Darauf stand Unn auf und sagte, sie wolle in ihre Kammer gehen, in der sie zu schlafen pflegte; sie bat die Gäste, sich zu vergnügen, wie jeder es am liebsten hätte, und die Menge sollte sich das Hausbräu gut munden lassen. Man erzählt, daß Unn von hohem und kräftigem Wuchs gewesen sei. Sie ging schnell durch den Saal nach der Tür, und die Männer sprachen untereinander, wie stattlich die Frau noch sei. Die Männer tranken nun am Abend, bis es ihnen Zeit schien, schlafen zu gehen.

um nächsten Morgen ging Olaf Feilan in das Schlafgemach seiner Großmutter Unn. Und als er in das Gemach eintrat, saß Unn im Bett gegen die Kissen gelehnt. Sie war tot. Olaf ging darauf in den Saal zurück und verkündete diese Neuigkeit. Die Männer sprachen ihre Bewunderung darüber aus, wie Unn ihre Hoheit bis zum letzten Augenblick bewahrt habe. So feierte man nun beides auf einmal, die Hochzeit Olafs und den Leichenschmaus für Unn. Am letzte Tage des Festes wurde Unn in den Hügel überführt, der für sie bestimmt war. Sie wurde in einem Schiff im Hügel begraben und vieles



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Gut ihr mitgegeben; dann wurde der Hügel über ihr zugeworfen. —

Olaf Feilan übernahm nun den Hof in Hvamm mit allem zugehörigen vermögen unter Zustimmung seiner verwandten, die anwesend waren. Und als das Fest zu Ende ging, gab Olaf den angesehensten Männern zum Abschied prächtige Geschenke. Olaf wurde ein mächtiger Mann und ein großer Häuptling. Er wohnte in Hvamm bis in sein Alter.

Die Kinder des Olaf und der Alfdis waren Thord Brüller, 1 der vermählt war mit Hrodny, der Tochter des Skeggi vom Midfjord: ihre Söhne waren Eyjolf der Graue, Thorarin Fohlenstirn, Thorkel Kugge eine Tochter des Olaf Feilan war Thora, die vermählt war mit Thorstein Dorschbeißer, dem Sohne des Thorolf von Mostr; ihre Söhne waren Bork der Starke und Thorgrim, der Vater des Goden Snorri. Die zweite Tochter Olafs hieß Helga, sie war vermählt mit Gunnar, dem Sohne der Hlif. Ihre Tochter war Jofrid 3, vermählt mit Thorodd, dem Sohne des Odd von Tunga, später mit Thorstein, dem Sohne des Egil; eine zweite Tochter des Gunnar , Thorunn, war vermählt mit Herstein, dem Sohne des Thorkel, des Sohnes des Blundketil. Thordis hieß eine dritte Tochter des Olaf sie war vermählt mit dem Gesetzsprecher Thorarin, dem Bruder des Ragi.

In der Zeit, als Olaf in Hvamm wohnte, wurde sein Schwager Koll von den Tälern krank und starb. Höskuld, Kolls Sohn, war noch jung, als sein Vater starb, sein verstand aber gereift



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über die Zahl seiner Jahre hinaus. Höskuld war ein schöner und nichtiger Mensch. Er übernahm den Hof und das ganz e Vatererbe; nach ihm wird der Hof genannt, auf dem Kall gesessen hatte; er heißt seitdem Höskuldsstadir.

Bald war Höskuld wohl angesehen auf seinem Hofe, vieles gab ihm sichern Halt, verwandte und Freunde, die Roll, sein Vater für sich gewonnen hatte. Thorgerd aber, die Tochter Thorsteins und Mutter des Höskuld, war damals noch eine junge Frau und sehr schön. Sie fühlte sich nicht mehr behaglich in Island nach dem Tode Kolls, so erklärte sie ihrem Sohne Höskuld, daß sie mit dem ihr zukommenden Vermögensanteil Island verlassen wolle. Höskuld sagte, der Gedanke falle ihm schwer, daß sich scheiden sollten, aber er wolle in diesem wie in allen andern Dingen ihrem Willen nicht entgegen sein. Höskuld kaufte für seine Mutter die Hälfte eines Schiffes, das in Dögurdarnes an Land lag.

Thorgerd begab sich an Bord mit reichem Gut. Und dann ging Thorgerd in See, das Schiff hatte gute Fahrt und kam nach Norwegen. Thorgerd hatte in Norwegen eine große Vetternschaft und viele angesehene verwandte. Sie empfingen sie wohl und machten ihr alle Anerbietungen, die sie sich van ihnen wünschen konnte. Thorgerd nahm das wohl auf und sagte, es sei ihre Absicht, dort im Lande sich niederzulassen. Thorgerd war nicht lange Witwe, bis sich ein Mann fand, der um sie anhielt Der hieß Herjolf; er war seinem Stande nach ein belehnter Herr, reich und hochgeschätzt. Herjolf war ein großer und starker Mann; nicht war er ein schöner Mann dem Gesicht nach, aber doch sehr stattlich anzuschauen; vor allen als Kämpfer ausgezeichnet. Und als es zu dieser Bewerbung kam, hatte Thorgerd die Entscheidung zu geben, da sie Witwe war; und mit Zustimmung ihrer verwandten schlug sie diesen Heiratsantrag nicht ab, sie vermählte sich mit Herjolf und zog auf seinen Hof mit ihm; zwischen ihnen entstand ein herzliches Einvernehmen . Thorgerd ließ das bald merken, daß sie ungewöhnlich tüchtig war; Herjolfs Hauswesen schien nun viel besser und würdiger zu sein, seit er eine solche Frau neben sich hatte, wie Thorgerd w ar. —


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