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Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913


2. Ketil beschließt, Norwegen zu verlassen

In den späten Lebenstagen Ketils hob König Harald Schönhaar sich zu solcher Macht. daß kein Gaukönig im Lande mehr etwas galt oder sonst ein Häuptling, vielmehr er allein über ihre Befugnisse bestimmen wallte. Als nun Ketil erfuhr, daß von König Harald ihm das gleiche zugedacht sei wie den andern Großen: keine Buße zu bekommen Verwandte und sich selbst in einen Pächter umgewandelt zu sehen, da berief er seine verwandten zu einem Thing und hob so an zu sprechen: "Bekannt ist euch, wie sich die Dinge zwischen



Thule-Bd. 06-028 Geschichten v. Landwassertal Flip arpa

mir und König Harald gestaltet haben; darüber ist nicht weiter zu reden, denn wichtiger ist es für uns, einen Entschluß su fassen gegenüber dem uns noch drohenden Unheil. Ich weiß bestimmt, daß König Harald uns feindselig gesinnt ist; ich meine, daß wir von dieser Seite nichts Gutes zu erwarten haben. Meiner Ansicht nach stehen uns zwei Wege offen: das Land zu fliehen oder uns erschlagen zu lassen, jeder auf seinem Platz. Ich bin ja nun ganz bereit, des gleichen Todes zu sterben wie meine Verwandten. doch nicht will ich euch in so großes Unheil bringen durch meinen Entschluß allein: ich kenne ja die Gesinnung meiner verwandten und Freunde, daß ihr euch nicht von uns trennen werdet, sollte es auch etwa eine Männerprobe gelten, wenn ihr mir folgt. Björn, Ketils Sohn, antwortete: "Kurz werde ich meinen Willen erklären: ich will dem Beispiele angesehener Männer folgen und aus diesem Lande fliehen. Ich verspreche mir keine Frucht davon, daheim zu warten auf die Knechte des Königs Harald, und daß sie uns dann von unserm Eigentum vertreiben oder auch ein allemal ein Ende mit uns machen."

Diesen Worten folgte großer Beifall, man sagte, das sei männlich gesprochen. Der Beschluß wurde fest gemacht, daß man auswandern sollte; denn die Söhne Ketils setzten sich eifrig dafür ein, und keiner widersprach. Björn und Helgi wollten nach Island fahren, woher ihnen manche lockende Kunde gekommen war. Sie sagten, da sei gutes Land zu haben, ohne daß man es mit Geld zu kaufen brauche: da treibe die See reichlich Wale ans Land, der Lachsfang sei gut und sonst Gelegenheit zur Fischerei Sommer und Winter. Ketil erwiderte: Auf diese Fischgründe bringt ihr mich nicht mehr in meinen alten Tagen." Ketil erklärte dann seine Absicht, ihn zöge es mehr nach Westen übers Meer: da sei es gut zu leben. Weitumher waren ibm drüben die Gegenden bekannt, da er dort überallhin auf Raubzügen gekommen war.


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