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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


91. Thorstein und Spes treten eine Romfahrt an

Viele forderten Thorstein auf, zu König Harald zu gehen und Dienste in seinem Gefolge zu nehmen, aber er erklärte sich nicht damit einverstanden.

Da sprach Spes: "Ich sehe auch nicht gerne, daß du zu König Harald gehst, denn wir sind einem andern König mehr schuldig, und daran müssen wir vor allem denken. Wir sind nun beide



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alt und nicht mehr jung; aber wir haben uns beide mehr von unsern Wollüsten als von den Geboten des Christentums und der Rücksicht auf Recht und Billigkeit leiten lassen. Ich weiß, daß weder unsere verwandten noch unsere Reichtümer imstande sind uns von dieser Schuld zu lösen, wir müssen sie selbst sühnen . Darum wollen wir unsere Lebensweise verändern, das Land verlassen und zum Papst nach Rom fahren, denn ich glaube, dort können wir Verzeihung erhalten."

Thorstein antwortete: "Mir sind die Dinge, von denen du sprichst, ebenso gut bekannt wie dir. Es ist billig, daß du jetzt bestimmst, was zu unserm Besten dient, denn du ließest mich bestimmen, als wir Böses im Sinne hatten. Es soll in jeder Beziehung so werden, wie du es willst.

Dies kam den Leuten gans unerwartet. Thorstein war jetzt siebenundsechsig Jahre alt und doch noch rüstig für sein Alter. Er lud alle seine Verwandten und Angehörigen ein und trug ihnen seine Absichten vor. verständige Leute fanden es ganz richtig, aber ihr Fortzug dünkte sie doch ein großer Schade.

Über seine Rückkehr sagte Thorstein nichts Bestimmtes. "Ich danke euch allen," sagte er, "daß ihr mein Hab und Gut so getreu verwaltet habt, während ich neulich außer Landes war. Nun möchte ich euch bitten, daß ihr euch des Vermögens meiner Kinder und ihrer selbst annehmt und sie erzieht, wie ihr es für richtig haltet, denn ich bin jetzt so alt, daß, selbst wenn ich noch am Leben bleibe, es doch zweifelhaft ist, ob ich zurückkehre. Ihr sollt für alles, was ich hier hinterlasse, so sorgen, wie wenn ich niemals wieder nach Norwegen zurückkehre."

Sie schwuren, daß alles gut geben sollte, wenn die Hausfrau da wäre und auf alles aufpasste.

Da sprach sie: "Ich habe mein Land und Miklagard mit Thorstein verlassen und habe meine verwandten und mein vermögen aufgegeben, denn ich wollte, daß ein Schicksal über uns beide gehen sollte. Mir hat es hier gut gefallen, aber mich verlangt nicht danach, lange bier in Norwegen oder hier in den Nordländern zu bleiben, wenn er fortreist. Stets haben wir einen Sinn gehabt, und niemals ist Zwist zwischen uns gewesen. Wir wollen beide zusammen fortgehen, denn wir kennen



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am besten die mancherlei Dinge, die geschehen sind, seit wir zuerst uns getroffen haben."

Als sie diese Bestimmung getroffen hatten, bat Thorstein bewährte Männer; sein Vermögen in zwei Teile zu teilen. Thorsteins verwandte nahmen den Teil, den die Kinder haben sollten , und bei ihnen wurden die Kinder erzogen; sie wurden angesehene Leute, und viele stammen von ihnen ab in Vik. Thorstein und Spes teilten wieder ihren Anteil, sie schenkten einen Teil der Kirche für das Heil ihrer Seelen, den andern nahmen sie mit. Sie traten nun ihre Romfahrt an, und viele wünschten ihnen Glück und Segen.


Copyright: arpa, 2015.

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