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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


79. Der Fluch der Zauberin geht in Erfüllung

Im Herbst, drei Wochen vor Winters Anfang, verlangte die Alte, daß man sie an den Strand hinab bringen sollte. Thorbjörn fragte, was sie da wollte.

"Klein ist das Geschäft,"sagte sie."Aber es kann doch sein, daß es der vorbote größerer Ereignisse wird."

Man tat, wie sie gebeten hatte. Und als sie an den Strand kam, hinkte sie das Meer entlang, wie wenn es ihr gewiesen wäre, bis dahin, wo ein Baum mit samt der Wurzel vor ihr lag, ungefähr so groß, daß ihn ein Mann auf seiner Schulter forttragen konnte. Sie blickte prüfend den Klotz an und ließ ihn auf die andere Seite wenden. Da sah er wie angekohlt und gerieben aus. Sie ließ auf der abgescheuerten Seite eine kleine Fläche glatt schnitzen. Danach zog sie ihr Messer aus der Tasche, ritzte Runen auf die Baumwurzel, bestrich die eingeschnittenen Runen mit ihrem Blute und murmelte einige Zauberworte.



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Dann hinkte sie rückwärts um den Klotz und zwar in der entgegengesetzten Richtung zum Sonnenlaufe und sprach viele zauberkräftige Worte über den Klotz. Darauf ließ sie die Wurzel in das Meer hinaus schleudern und gebot ihr nach Drangey zu treiben und Grettir zum größten Schaden zu werden, Darauf begab sie sich heim nach vidvik. Thorbjörn meinte; er wüßte nicht, was das bedeuten sollte. Die Alte antwortete, . das würde er später schon zu wissen bekommen. Der Wind stand landeinwärts in der Richtung des Fjords, aber der Klotz der Alten trieb auf Dranges zu, schneller als man annehmen sollte.

Nun saß Grettir auf Dranges, wie früher erzählt worden ist, und seine Gefährten, und sie waren muntrer Dinge. Den Tag, nachdem die Alte das Holz zuberkräftig gemacht hatte, gingen die Brüder an den Strand hinab und suchten Brennholz. Als sie auf die westliche Seite der Insel kamen, fanden sie den Wurzelknorren angetrieben.

Da sprach Jllugi: "Das ist ein großes Stück Holz zum Feuern, lieber Bruder: Laß es uns nach Hause tragen"

Grettir stieß mit seinem Fuß danach und sprach: "Böses Holz und vom Bösen geschickt! Wir müssen anderes Holz zum Feuer haben Und er schleuderte es hinaus ins Meer und bat Jllugi sich in acht zu nehmen und es nicht heimzutragen: "Denn es ist uns zum Unheil geschickt."

Darauf gingen sie nach der Hütte und erzählten dem Knechte nichts davon. um nächsten Tage fanden sie das Holz wieder, und jetzt war es an Land getrieben, näher an die Leitern heran als das erstemal. Grettir schleuderte es ins Meer und verbot, es je nach Hause zu tragen. Diese Nacht verging. Da kam stürmisches, regnerisches Wetter; und sie hatten keine Lust; selbst hinauszugehen und geboten dem Knechte, Holz zum Feuern zu holen. Er brummte und knurrte; sie peinigten ihn, und er müßte bei jedem noch so bösem Unwetter sich draußen abquälen. Er ging die Leitern hinunter und fand da den Klotz der Alten und meinte, er hätte seine Sache gut gemacht. Er nahm das Holz, schleppte es mühsam nach der Hütte und warf es dort nieder, so daß es laut krachte. Das hörte Grettir.



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Glaum hatte etwas gefunden. Nun will ich hinaus und sehen, was es ist." Und er nahm seine Holzart und ging hinaus.

Glaum sprach da: "Sei nun ebenso schnell im Zerkleinern des Klotzes, wie ich ihn hergeschleppt babel"

Grettir ärgerte sich über den Knecht und schwang die Art mit beiden Händen nach dem Klotz und gab nicht acht darauf, was es für ein Klotz war. Aber in demselben Augenblick als die Art den Klotz traf, glitt die Schneide von dem Holz ab, glitt seitwärts und schlug ihm eine tiefe Wunde in das rechte Bein oberhalb des Knies.

Da sah er sich das Holz an und sprach: "Nun hat die Oberhand gewonnen, der die böse Absicht hatte! Bei dem einen Unglück wird es nicht bleiben. Jetzt ist das Holz hierher gekommen , das ich zweimal ins Meer hinausgeworfen habe. Nun ist dir zweimal Unglück widerfahren, Glaum: das erstemal, als du das Feuer ausgehen ließest, und jetzt, da du dies Unglücksbolz heimgebracht hast; geschieht es zum dritten Male, so wird es dein und unser aller Tod!"

Jllugi verband Grettirs Wunde; sie blutete nur wenig, und Grettir schlief die Nacht gut; so vergingen drei Nächte, ohne daß es in der Wunde schmerzte; und als sie den verband abnahmen , hatte sich die Wunde geschlossen, so daß sie fast verheilt war.

Da sprach Jllugi: "Ich glaube nicht, daß dir großer Schaden von dieser Wunde werden wird."

"Das wäre schön!" antwortete Grettir. "Aber wunderlich ist es zugegangen, wie es auch werden mag. Mir aber sagt meine Ahnung das Schlimmste."


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