Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


68. Grettir übt Großmut gegen Thorodd Snorrason

Nach der Ermordung des Thorstein Kuggason legte der Gode Snorri seinem Sohne Thorodd und Sam, dem Sohne des dicken Bork, gegenüber großen Unwillen an den Tag. Was die Grundlage dazu war, weiß kein Mensch; am wahrscheinlichsten aber ist, daß Snorri ihnen irgendeine große Tat auferlegt batie; der sie sich entzogen hatten darum hatte der Gode Snorri den Thorodd verstoßen und verbot ihm zurückzukehren, wenn er nicht irgendeinen Wald gänger erschlüge, und dabei blieb es. Thorodd reiste hinüber nach Dalir. Damals wohnte in Breidabolstadr im Sökkolfsdalr eine Witwe namens Geirlaug. Sie hatte einen Schafhirten, der wegen Gewalttätigkeiten friedlos erklärt worden war; er war noch in jungen Jahren. Das erfuhr Thorodd Snorrason und reiste nach Breidabolstadr; er fragte, wo der Hirt wäre.

Die Hausbau sagte, er wäre bei den Schafen: "Aber was willst du von ihm:"

Er antwortete: "Ich will sein Leben haben, denn er ist ein geächteter Waldmann."

Sie erwiderte: "Das ist kein Ruhm für einen so tapferen Mann, wie du zu sein scheinst, einen solchen Wicht zu töten. Ich will dir Gelegenheit zu etwas ganz anderem geben, um deine Tapferkeit ;u zeigen, wenn du grase Lust dazu hast."

"Worin besteht das?' fragte er.

Sie antwortete: "Hier oben in den Bergen baust Grettir Asmundarson; binde mit ihm an: Das paßt besser für einen Mann wie dich!"

Thorodd gefielen diese Worte:"So soll es sein!" Er gab seinem Gaul die Sporen und ritt aufwärts durch die Täler. Als er auf die Höhen unterhalb der Austra kam, sah er eine Isabelle, den Sattel auf dem Rücken, grasen. Bei dem Pferde bemerkte er einen großen bewaffneten Mann und ritt sogleich auf ihn los. Grettir grüßte ihn und fragte ihn, wer er wäre. Thorodd



Thule-Bd.05-184 Geschichten v.starken Grettir Flip arpa

nannte seinen Namen und sprach: "Warum Sagst du mich nicht lieber nach meinem Begehr als nach meinem Namen:

Weil," antwortete Grettir, "dein Begehr wohl nicht viel zu bedeuten hat. Bist du nicht ein Sohn des Goden Snorri"

Das bin ich," antwortete Thorodd. "Aber dennoch wollen wir jetzt erproben, wer von uns der Stärkste ist.

"Darüber besteht kein Zweifel," sagte Grettir. "Hast du nicht gehört, daß es den Wenigsten Glück gebracht hat, die mit mir zu tun gehabt haben:"

"Das weiß ich," sagte Thorodd. " Aber dennoch wollen wir jetzt ein Tänzchen wagen;" damit zog er sein Schwert und griff Grettir hitzig an. Der aber schirmte sich nur mit seinem Schilde und schlug nicht auf Thorodd, und das währte so eine Weile; Grettir wurde nicht verwundet.

Dann sprach Grettir: "Laß uns mit diesen Narrenstreichen aufhören, denn mich beliegst du niemals, wenn wir miteinander kämpfen."

Thorodd schlug wie ein Rasender. Grettir wurde es langweilig, er packte ihn, setzte ihn neben sich auf den Boden und sprach: "Ich kann mit dir machen, was ich will, und ich bin nicht bange davor, daß du mein Mörder wirst; aber ich bin bange um deinen Vater den Goden Snorri, den Graukopf; und seine Ratschläge, denn die haben die meisten in die Knie gezwungen. Du solltest ein wenig nachdenken, was du dir eigentlich vorgenommen hast, denn es ist kein Kinderspiel, sich mit mir zu schlagen."

Da Thorodd bemerkte, daß er nichts ausrichten konnte, gab er sich endlich zufrieden. und damit schieden sie. Er ritt heim nach Tunga und erzählte seinem Vater die Begegnung mit Grettir.

Der Gode Snorri lächelte und sprach: "Mancher ist sehr van sich eingebildet; ein großer Unterschied war zwischen euch; du hiebst auf ihn los, aber er konnte mit dir machen, was er wollte. Aber Grettir tat klug, daß er dich nicht tötete, denn ich hätte es kaum über mein Herz gebracht, dich ungerächt zu lassen; ich werde, glaub ich, etwas für ihn tun, wenn ich Anlass habe, in seine Sache einzugreifen."



Thule-Bd.05-185 Geschichten v.starken Grettir Flip arpa

Man konnte deutlich an Snorri merken, daß er fand, Grettir hätte sich großmütig gegen Thorodd benommen; und von da ab war er ihm immer wohlgesinnt in seinen Ratschlägen.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt