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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


61. Grettir im Thorisdalr

Als Biörn Grettir traf, sagte er, es wäre zuviel vorgefallen: Länger kannst du bier nicht bleiben. Du hast meine verwandten und meine Freunde erschlagen; aber ich will mein versprechen halten, das ich dir gegeben habe, solange du hier bist."

Grettir erwiderte, er hätte seine Hände und sein Leben verteidigen müssen: "Aber leid tut es mir, wenn du mir zürnst."

Björn sagte, es musste so bleiben. Bald darauf kamen die Männer 1 Du Metspenderin ist die Frau, hier ist die Bauerntochter gemeint.



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zu Björn, deren Angehörige Grettir getötet hatte, und forderten ihn auf, er solle nicht dulden, daß dieser Kampfhahn länger hier bliebe ihnen zum verdruß. Björn sagte, das sollte geschehen, sobald der Winter vorüber wäre. Thrand, der Sohn Thorarins von Akrar, genas von seinen Wunden. Er war ein angesehener Mann. Er heiratete Steinar, die Tochter des Hrut auf Kambsnes. Thorleif in Hraundalr, Steinolfs Vater. war ein angesehener Mann, von ihm stammen die Leute des Hraundalr. Man bai keine Nachrichten weiter über Zusammenstöße zwischen Grettir und den Moorleuten, solange er dort im Gebirge war. Björn hielt Grettir seine Freundschaft; aber die Zahl seiner Freunde verminderte sich deshalb, daß er Grettir dort bleiben ließ, denn es gefiel den Leuten wenig, daß ihre Angehörigen ungebüßt blieben. Zur Thingzeit brach Grettir von den Mooren auf. Er begab sich nach dem Borgarfjördr, traf dort Grim Thorhallsson und fragte ihn um Rat, was er jetzt tun sollte. Grim sagte, er könnte ibn nicht behalten, und deshalb suchte Grettir seinen Freund Hallmund auf und blieb dort bis in den Sommer hinein.

Im Herbste zog Grettir nach Geitland und hielt sich dort auf, bis helles Wetter kam. Dann ging er den Geitlandsjökull hinauf, hielt sich in südwestlicher Richtung den Gletscher entlang und hatte einen Kessel und Feuerzeug bei sich. Man glaubt, daß er diesen Weg auf Hallmunds Anweisung gegangen ist, denn ihm war hier alles weit und breit bekannt. Grettir ging weiter, bis er im Ferner ein langes und schmales Tal fand, auf allen Seiten von Gletschern eingeschlossen, so daß sie über das Tal hinüberhingen. Er stieg an einer Stelle hinab; da sah er, daß die Halden mit Grav und niedrigem Gebüsch bewachsen waren. Im Tale waren warme Quellen, und er zog daraus den Schluß, daß das unterirdische Feuer daran schuld war, daß der Gletscher oben nicht zusammen ging und so das ganze Tal zudeckte. Eine kleine Ache floß durch das Tal mit glatten Ufern auf beiden Seiten. Man sah die Sonne nur eine kurze seit am Tage, aber es gab eine unzählige Menge Schafe hier. Sie waren besser und fetter als die, die er früher gesehen hatte.



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Hier schlug er seine Behausung auf und machte sich eine Hütte von dem Holz, das er hier fand. Er schlachtete Schafe zu seinem Lebensunterhalt und fand, daß einer dieser Schöpse besser war als zwei gewöhnliche. Ein Schaf mit einem graubraunen Kopfe war da, das er seiner Größe wegen besonders bewunderte und ein Lämmchen. Er bekam Lust das Lamm zu nehmen und tat so und schlachtete es. Es gab vierzig Pfund Talg, und das Fleisch war köstlich. Aber seitdem das Mutterschaf sein Lämmchen verloren hatte, kam es jede Nacht nach der Hütte Grettirs und blökte, so daß er keine Nacht schlafen konnte. Er bereute es aufrichtig , das Lamm geschlachtet zu haben, wegen der Unruhe; die ihm das Tier verursachte. Jeden Abend in der Dämmerung hörte er Hirtenruf oben im Tal, und dann lief die ganze Schafherde nach derselben Stelle bin. So hat Grettir selbst erzählt , daß über das Tal ein Mischling 1 geherrscht habe, ein Riese, der Thorir hieß, und in seinem Schutze sei Grettir da gewesen; nach ihm benannte Grettir das Tal und gab ibm den Namen Thorisdalr, d. h. Tal des Thorir. Er sagte, Thorir hätte Töchter gehabt; die hätten ihn freundlich aufgenommen, denn selten kamen Leute dahin. Als die Fasttage kamen, gab er die Anweisung, daß er in der großen Fastenzeit nur Talg und Leber ass. Den Winter über geschah nichts Neues. Da war Grettir der Aufenthalt so verleidet, daß er nicht länger bleiben mochte. Er ging fort aus dem Tale und zog in südlicher Richtung quer über den Geitlandsjökull und kam so mitten auf den Gletscher Skjaldbreid. Er stellte eine Steinplatte aufrecht auf und schlug ein Loch mitten durch; wenn man das Auge an das Loch in der Steinplatte legte, konnte man die Bergschlucht hinabsehen, die in den Thorisdalr führte. Dann begab er sich nach dem Süd- und Ostlande. Hier blieb er den ganzen Sommer und den folgenden Winter und besuchte alle angesehenen Leute; aber immer war etwas im Wege, daß keiner ihm Kost oder Aufenthalt gewähren wollte. So ging er wieder nach dem Nordlande und hielt sich dort an verschiedenen Stellen auf.



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Im Thorisdalur (links der Nordabhang des Thorisdalsjökull, rechts die Ostseite des Thorisihöfdi)


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