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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


60. Grettirs Kampf mit den Moorleuten

Nun hatte Grettir zwei Winter auf dem Fagraskogaffall verweilt, und als der dritte kam, begab er sich südwärts nach den Myrar auf den Hof Lökjarbug und nahm sich sechs Hammel von dort, gegen den Willen des Besitzers. Darauf ging er nach dem Hofe Akrar, nahm sich zwei Rinder zum Schlachten und viele Schafe und zog damit heimwärts die Sita entlang. Als die Bauern seine Fahrt gewahr wurden, schickten sie Botschaft zu Thord auf Hitarnes und forderten ihn auf, sich zu verpflichten, Grettir zu töten. Aber er lehnte es ab, ließ jedoch durch ihre Bitten bewegen, seinen Sohn Arnor der später Jarlaskald genannt wurde, an ihre Spitze zu stellen und befahl ihnen, Grettir nicht entwischen zu lassen. Es wurden Boten weit und breit in der Gegend umber geschickt.

Bjarni hieß ein Mann, der in Jörvi in Flysjuhverfi wohnte. Er sammelte Leute östlich von der Hita. Ihr Plan war, in zwei Scharen auf beiden Seiten des Flusses gegen Grettir vorzurücken. Grettir hatte zwei Mann bei sich; der eine hieß Eyjolf ein flinker Mann, ein Sohn des Bauern von Fagraskogar ; außerdem war noch ein dritter bei diesen beiden. Thorarin von Akrar und Thorsinn von Lökjarbug kamen zuerst mit einem Gefolge von fast zwanzig Mann. Grettir wollte da über den Fluß gehen, aber in diesem Augenblicke kamen Arnor und Bjarm an das entgegengesetzte Ufer. Eine schmale Landzunge erstreckte sich in den Fluß auf der Seite, wo Grettir war. Als er die Schar sah, trieb er das vieh vorn auf die Landzunge; denn er wollte durchaus nichts preisgeben, was er einmal bekommen hatte. Die Moorleuie schickten sich sogleich zum Kampfe an und benahmen sich tapfer. Grettir bat seine beiden Begleiter aufzupassen, daß sie ihm nicht in den Rücken kämen, von vorn konnten ihn allzuviel nicht mit einem Male angreifen.



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Es ward ein harter Kampf mit ihnen. Grettir schlug nach allen Seiten mit dem Schwert, und es war keine leichte Sache für sie, auf ihn einzudringen. Einige von den Moorleuten sielen, andere wurden verwundet. Die Schar auf dem entgegengesetzten Ufer verspätete sich dadurch, daß die Furt ziemlich weit entfernt war. Sie hatten noch nicht lange gekämpft, da zogen sich die Moorleute zurück. Thorarin von Akrar war ein ziemlich alter Mann, darum war er nicht am Angriffe beteiligt gewesen. Gerade als der Kampf aus war, kam Thrand an, Thorarins Sohn, und Thorgils Ingjaldsson, Thorarins Brudersohn, und Finnbogi, ein Sohn von Thorgeir Thorhaddsson aus dem Hitardalr, und Steinolf Thorleifsson aus dem Hraundalr. Diese feuerten die Leute zu einem neuen Angriffe an. Es wurde gleichfalls ein harter Kampf. Grettir sah ein, daß ihm nur die eine Wahl blieb: fliehen oder sich nicht schonen. Er rückte nun so hart vor, daß keiner ihm standhalten konnte, denn sie waren so viele, daß er daran verzweifelte, sich retten zu können; das einzige, was er hoffte, war, möglichst großen Schaden anzurichten, bevor er fiel. Er wollte das Leben des Bauern haben, der ihm an Tüchtigkeit am meisten wert schien. Er sprang auf Steinolf aus Hraundalr los, schlug ihm einem Hieb gegen den Kopf und spaltete ihn bis zu den Schultern auseinander. Mit einem zweiten Hiebe traf er Thorgils Ingjaldsson mitten vor den Leib und hieb ihn schier durch und durch. Da wollte Thrand vorstürmen und seine Verwandten rächen. Grettir hieb ihm in den rechten Schenkel, so daß der ganze Muskel zerfetzt wurde, und er wurde sogleich kampfunfähig . Darauf brachte er Finnbogi eine schwere Wunde

Da rief Thorarin und gebot ihnen, vom Kampfe abzulassen. "Denn je länger ihr mit ihm kämpft, desto größeren Schaden fügt er euch zu, und er sucht stets die Besten aus eurer Schar aus."

Sie taten so und zogen sich zurück. Zebn Mann waren gefallen; fünf zu Tode verwundet oder zu Krüppeln geworden; die übrigen, die am Kampfe teilgenommen hatten, waren leicht verwundet. Grettir war über die Maßen müde; aber nur wenig verwundet. Die Moorleute zogen ab und hatten großen ver



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lust erlitten, denn viele tüchtige männer waren gefallen. Die am andern Flußufer kamen nur langsam vorwärts und langten erst an, als man den Kampf aufgegeben hatte. Und da sahen, wie übel es den andern ergangen war, hatte Arnor nicht Lust, sich in Gefahr zu stürzen; und er bekam dafür manch bartes Wort von seinem Vater und von vielen anderen zu hören. Man glaubt, daß er kein tapferer und mutiger Mann gewesen ist. Die Landspitze, wo der Rampf stattfand, heißt jetzt Grettisoddi.

Grettir und seine beiden Leute nahmen nun ihre Pferde und ritten den Berg hinaus denn sie waren alle verwundet. Und als sie nach Fagraskogar kamen, blieb Eyjolf dort zurück. Die Tochter des Bauern war draußen und fragte nach Neuigkeiten. Grettir erzählte so deutlich wie möglich, was vorgefallen war, und sprach die Weise:



***
49
Spenderin des Stetes"
Spar die Mühe! Wahrlich,
Tödlich traf ich Steinolf,
Tot liegi er am Boden.
Kaum gibt Thorgils Hoffnung,
Knochen sind zerbrochen,
Außerdem acht andre
Helden als tot gelten.

Darauf begab sich Grettir an seine Zufluchtsstätte und blieb dort während des Winters.


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