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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


57. Grettirs Begegnung mit Hallmund

Auf dem Allthing erfuhr Thorir von Gardr die Ermordung des Thorir Rotbart. Er merkte nun, daß es keine leichte Sache war mit Grettir anzubinden. Er beschloß, vom Thing



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Blick von der Unterkunftshütte am Arnarvatn auf Grettishöfdi; im Hintergrunde der Langjökull



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über die Hochebenen zu reiten, die der Küste zunächst liegen, und hatte fast achtzig Mann bei sich und gedachte so Grettir zu töten. Aber als Grim Thorhallsson das erfuhr, sandte er Grettir Botschaft und hieß ihn vosichtig sein. Grettir sah gewöhnlich nach Reisenden aus. Es geschah eines Tages, daß er viele Männer daher reiten sah, und sie lenkten auf seine Wohnung zu. Er lief einen Klippeneinschnitt hinauf und wollte nicht ausreißen, denn er hatte die ganze Schar noch nicht gesehen. In diesem Augenblick kam Thorir mit allen seinen Leuten an und befahl ihnen, Grettir an dem Kragen zu kriegen, und fügte hinzu, es wäre jetzt leicht; den Übeltäter zu fangen.

Grettir antwortete: Man bai noch nicht getrunken, wenn auch der Trank schon in den Becher gegossen ist; von weither seid ihr hierher gekommen, aber bevor wir uns trennen, sollen einige noch ein Zeichen davontragen, daß sie im Kampfspiele gewesen sind."

Thorir feuerte seine Mannen zum Angriffe an. Der Felsennnschnitt war schmal, so daß er ihn gut von der einen Seite verteidigen konnte; aber darüber wunderte er sich, daß niemand ihm in den Rücken fiel, so daß es ihm zum Schaden gereicht hätte. Einige von Thorirs Leuten fielen, andere wurden verwundet , sie konnten nichts ausrichten.

Da sprach Thorir: "Das habe ich gehört," sagte er, "daß Grettir die meisten an Stärke und Mut übertrifft, aber das habe ich nicht gewußt, daß er so zauberkundig ist, wie ich jetzt sehe; denn es fallen doppelt so viele dort, wo er den Rücken hin wendet. Nun sehe ich, daß wir es hier mit einem Troll zu tun haben und nicht mit Menschen."

Er gebot seinen Leuten mit dem Kämpfen aufzuhören und sich zurückzuziehen; und so geschah es. Grettir wunderte sich, warum sie das taten, denn er war doch über die Maßen müde. Thorir und seine Mannen zogen ab und ritten nordwärts. Alle waren sich darüber einig, daß ihnen diese Fahrt zur Schande gereichte. Thorir hatte achtzehn Mann verloren, und viele waren verwundet.

Grettir ging die Bergscharte hinauf und traf dort einen Mann, hoch von Wuchs. Er saß oben auf dem Felsen und war schwer verwundet.



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Grettir Sagte ihn nach seinen Namen, er antwortete, er hieße Hallmund. "Aber das kann ich dir sagen, um dir das Wiederkennen zu erleichtern, das dich dünkte, ich hätte dir fest in die Zügel gerissen auf dem Kjölr in dem Sommer, wo wir uns begegneten; aber ich glaube, jetzt habe ich es dir vergolten!"

"Du hast recht," sagte Grettir. "Du hast dich mir als wackeren Gefährten gezeigt, aber wie kann ich es dir lohnen:"

Hallmund sagte: "Das will ich jetzt; daß du mit mir kommst, denn die Zeit muß dir lang werden hier auf der Heide."

Grettir sagte, das wolle er gerne. Sie begaben sich nun beide südwärts nach dem Balljökull. 1 Dort bewohnte Hallmund eine große Höhle. Er hatte eine Tochter, die war stattlich und wohlgewachsen . Vater und Tochter behandelten Grettir freundlich, und sie heilte beider Wunden. Hier hielt sich Grettir lange Zeit während des Sommers auf. Er verfaßte ein Gedicht auf Hallmund , darin heißt es:



***
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Rief' gen Schrittes sucht der
Recke sein versteck auf.

Weiter heißt es in demselben Gedichte.



***
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Bei den Adlerteichen
Braust der Schwerter Sausen,
Schlange sucht sich watend
Weg ins Fleisch und Stege.
Tapfre trinken Erbbier
Für die toten Führer.
Hallmund aus der Höhle
Rettete den Grettir.


***
Es wird erzählt, daß Grettir sechs und Hallmund zwölf Mann tötete. Gegen Ende des Sommers bekam Grettir Sehnsucht wieder nach den bewohnten Gegenden, um seine Freunde und verwandten zu treffen. Hallmund bat, ihn zu besuchen,



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Eiriksjökull und Hallmundarhraun



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wenn er wieder nach dem Südlande käme, und Grettir versprach es. Er zog nun westwärts nach dem Borgarfjördr und von da nach den Tälern am Breidifjördr und Sagte Thorstein Kuggason um Rat, wohin er sich nun wenden sollte. Aber Thorstein meinte, daß die Zahl seiner Feinde jetzt so groß geworden wäre, daß nur wenige ihn aufnehmen würden. "Aber vielleicht kannst du südwärts nach den Myrar 1 reisen und sehen, ob du dort Schutz finden kannst.

Im Herbste zog Grettir südwärts nach den Mooren.


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