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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


55. Grettir tötet den Waldmann Grim

Grettir begab sich nach der Arnarvatnsheidi, baute sich eine kleine Hütte, von der noch Spuren zu sehen sind, und richtete sich dort ein, denn er wollte unter keinen Umständen mehr von Raub leben; er machte )ich ein Netz und ein Boot und fing Fische zum Lebensunterhalt. Es kam ihm sehr langweilig auf dem Hochgebirge vor, denn er war sehr furchtsam 1 Die Aarseeheide' ist eine Hochebene östlich von der Tvidögra, reich an Seen mit Forellen (Fiskivötn =Fischteiche) und Sümpfen; diese Moränenseen sind sehr seicht, der größte, der Aarsee (25 qkm) ist nur 2m tief; im Sommer 1868 fing ein einzelner Mann hier in drei Wochen 3700 Forellen



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Blick vom Arnarvatn gegen den Eiriksjökull



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vor der Finsternis. Als die andern Waldmänner hörten; daß Grettir hierher gekommen war. bekamen viele von ihnen Lust, zu ibm zu ziehen, denn sie meinten, sie würden eine große Hilfe an ihm haben.

Grim hieß ein Mann aus dem Nordlande. Diesen Mann kauften sich die Leute vom Hrutafjördr, daß er Grettir töten sollte, und sie versprachen ihm Freiheit und viel Geld, wenn er es ausführte. Er begab sich zu Grettir und bat ibn um Aufnahme.

Grettir sagte: Ich glaube nicht, daß es dir viel helfen wird, wenn ich dich zu mir nehme; andererseits ist es schwer, sich vor euch Waldmännern in acht zu nehmen; doch mich dünkt es gräßlich, allein zu sein, wenn es anders sein könnte; auf jeden Fall will ich, daß der, der bei mir bleibt, alle Arbeit verrichten muß, die vorkommt.

Grim antwortete, er hätte nichts anderes erwartet und bat ihn dringend um Aufnahme. Da ließ sich Grettir überreden und nahm ihn auf. Er war nun da bis in den Winter hinein und trachtete Grettir nach dem Leben, aber er fand niemals Gelegenheit dazu. Grettir mißtraute ihm und hatte seine Waffen bei sich Nacht und Tag, und Grim wagte gar nicht Grettir anzugreifen, wenn erwach war.

Es geschah eines Morgens, als Grim vom Fischfange heimkam , daß er in die Hütte ging; er stampfte mit den Füßen auf, um zu wissen, ob Grettir schliefe; aber er rührte sich nicht und lag ganz still. Das Schwert hing über ihm. Grim glaubte nun, daß er eine bessere Gelegenheit nie wieder bekäme. Er machte großen Lärm, damit Grettir aufwachen und reden sollte; aber das war nicht der Fall. Nun war er überzeugt; daß Grettir schlief, schlich leise an das Bett, streckte die Hand nach dem Schwerte aus, nahm es und holte zum Hiebe aus. In diesem Augenblicke sprang Grettir auf den Fußboden, ergriff das Schwert, während Grim es schwang, packte ihn mit der andern Hand an den Schultern und schleuderte ihn so fürchterlich auf den Boden, daß er fast ohne Besinnung dalag. Also das lag hinter deinen schönen Redensarten:"

Grim mußte die volle Wahrheit bekennen, dann tötete Grettir



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ihn. Aber nun glaubte er zu wissen, wie gefährlich es wäre; Waldmänner aufzunehmen. So verstrich der Winter. Aber nichts schien Grettir ein größeres Übel zu sein, als die Furcht vor der Finsternis.


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