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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


30. Der Kampf auf dem Hrutafjardarhals

Thorbjörn hieß ein Mann, er wohnte auf Thoroddsstadir am Hrütafjördr. Er war der Sohn des Arnor Heynef d. h. Flaumnase der den Hrutafjördr am östlichen Ufer bis zum Hofe Bakki in Besitz genommen hatte. Thorbjörn war der stärkste aller Männer. Er wurde Ornamegin d. b. Ochsenkraft genannt. Sein Bruder hieß Thorodd, mit dem Beinamen Drapustuf. Ihre Mutter war Gerd, die Tochter des Bödvar von dem Hofe Bödvarsbolar. Thorbjörn war sehr tapfer und hatte viele Leute auf seinem Hofe. Man sagte von ihm, daß es ibm schwerer siele Gesinde zu bekommen als anderen Leuten, und er zahlte selten oder niemals seinem Gesinde den Lohn; es war nicht leicht mit ihm zu verkehren. Ein Verwandter von ihm hieß Thorbjörn mit dem Beinamen Ferdalang d. h. Langgereist. Er war gewöhnlich auf Handelsreisen zur See, und die beiden Thorbjörne trieben Handel in Gemeinschaft. Er hielt sich gewöhnlich auf Thoroddsstadir auf, und Thorbjörn wurde durch den Umgang mit ihm nur noch schlimmer. war tadelsüchtig und übte gern Spott gegen verschiedene Menschen.

Thorir hieß ein Mann, der Sohn des Thorkel in Bordeyrr. Er wohnte zuerst auf Melar am Hrutafjördr. Seine Tochter war Helga, die Sleitu-Helgi zur Frau nahm. Aber nach dem Kampfe bei Fagrabrekka sog Thorir südwärts nach dem Haukadalr und wohnte in Skard; den Hof in Melar aber verkaufte er an Thorhall , den Sohn Gamlis des Winländers. Dessen Sohn war Gamli, der Rannveig geheiratet hatte, Asmunds Tochter und Grettirs Schwester. Sie wohnten damals auf Melar und saßen in guten verhältnissen. Thorir auf Skard hatte zwei Söhne; der eine hieß Gunnar, der andere Thorgeir. Sie waren hoffnungsvolle junge Männer und hatten zu dieser Zeit die Bewirtschaftung des Hofes nach ihrem Vater übernommen, aber sie waren gewöhnlich bei Thorbjörn Ochsenkraft. Sie waren hochmütig.

Denselben Sommer, der nun erwähnt worden ist, ritten Kormak



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und Thorgils und ihr Freund Narsi südwärts nach dem Nordrardalr; um einige Geschäfte zu besorgen. Odd Omagaflald befand sich auch in ihrem Gefolge. Die Steifheit, die er bei der Pferdehatz bekommen hatte, war gehoben. Während sie sich in Nordrardalr aufhielten, ritt Grettir von Hause fort mit zwei Dienstleuten Artis. Sie ritten über den Fluß nach dem Hofe Burfell und von da über den Berg nach dem Hrutafjördr und kamen gegen Abend nach Melar. Sie hielten sich dort drei Nächte auf. Rannveig und Gamli nahmen Grettir freundlich auf und baten ihn, längere Zeit bei ihnen zu bleiben, aber er wollte heimreiten. Da hörte er, daß Kormak und Thorgeir von Süden gekommen wären und auf dem Hofe Hrutatunga die Nacht gerastet hätten. Grettir brach früh von Melar auf Gamli bot ihm einige Männer zur Begleitung an. Er hatte einen Bruder namens Grim, einen sehr tapferen Mann. Er folgte selbzweit Grettir. Sie waren also fünf zusammen; sie ritten, bis sie nach dem Hrutarfjardarhals kamen westlich von Burfell. Dort steht ein großer Stein, der Grettirshub genannt wird; Grettir beschäftigte sich einen großen Teil des Tages damit, diesen Stein zu heben. und wartete dort, bis Kormak und seine Begleiter kamen. Grettir ritt sofort auf sie zu, und beide Parteien sprangen von den Gäulen. Grettir sagte, es wäre für einen edlen Mann geziemender, jetzt gewaltige Schwertschläge auszuteilen als sich mit Stangen zu schlagen wie Landstreicher. Kormak feuerte seine Leute an, tapfer Widerstand zu leisten und ihr Bestes zu tun. Darauf stürzten sie aufeinander los, und der Kampf begann. Grettir war an der Spitze seiner Schar und gebot ihnen, acht zu geben, daß sie nicht im Rücken überfallen würden. Sie fochten nun eine Weile, und auf beiden Seiten gab es verwundete.

Thorbjörn Ochsenkraft war an demselben Tage über den Berg nach Burfell geritten, und auf dem Heimwege traf er die Kämpfenden . In seiner Begleitung waren Thorbjörn Ferdalang und Gunnar und Thorgeir, die Söhne des Thorir; und Thorodd Drapustuf. Sobald sie ankamen, forderte Thorbjörn seine Leute zur vermittlung auf. Diese waren aber so kampfbegierig, daß Thorbjörns Gefolge nichts ausrichten konnte. Grettir bahnte



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sich mit seinem Schwert eine Gasse. Die Thorirssöhne kamen ihm in den Weg, und er stieß so mächtig gegen sie, daß beide zu Boden fielen. Darüber wurden sie so sehr aufgebracht, daß Gunnar einen von Atlis Knechten niederhieb. Und als Thorbjörn das sah, gebot er mit Kämpfen innezuhalten er erklärte, er würde dem seinen Beistand gewähren, der zuerst seiner Aufforderung nachkäme. Da waren zwei von Kormaks Dienstleuten gefallen. Grettir sah ein, daß es kein gutes Ende nehmen würde, wenn Thorbjörn sich auf die Seite der Gegner schlüge; darum hörte er auf zu kämpfen. Alle waren verwundet, die am Kampfe teilgenommen hatten. Grettir war wenig erfreut darüber, daß der Kampf ein solches Ende genommen hatte. Alle ritten darauf beim. Ein vergleich wurde nicht eingegangen.

Thorbjörn Ferdalang spottete aber darüber; dadurch wurde das verhältnis zwischen den Leuten von Bjarg und Thorbjörn Ochsenkraft noch gespannter, so daß es zuletzt volle Feindschaft wurde, wie sich später zeigte. Keine Geldbuße wurde Ätti für seinen Knecht geboten, aber er tat, wie wenn er keinen Wert darauf legte. Grettir hielt sich in Bjarg auf bis zum fünften Sommermonat. 1 Es wird nicht erzählt, daß er und Kormak später eine erwähnenswerte Zusammenkunft gehabt hätten.


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