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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


29. Eine Pferdehatz

Im Sommer wurde eine Pferdehatz auf Langafit unterhalb des Hofes Reykir 1 abgehalten. Eine Menge Leute fand sich dort ein. Atli auf Bjarg hatte einen guten, aschfarbenen Hengst, mit einem schwarzen Streifen auf dem Rücken, er stammte von Keingala ab; Vater und Sohn hielten sehr viel von dem Hengste. Die Brüder Kormak und Thorgils auf Melr hatten einen braunen Hengst, der war als ein sehr tüchtiger Rampfhengst berühmt; diese Brüder und Atli von Bjarg sollten ihre Pferde gegen einander hetzen. Außer ihnen gab es noch eine ganze Reihe anderer guter Pferde. Odd Omagaflald, Kormaks Vetter sollte an dem Tage den Hengst der Brüder in die Hatz führen. Odd war ein starker Mann gewar 1 Der häufige Ortsname Reykir (Rauch) ist Plural von reykur, Dampf" man muß also die einzelnen Gehöfte dieses namens durch nähere Angaben unterscheiden, dies ist Raus Mittfjord.



Thule-Bd.05-085 Geschichten v.starken Grettir Flip arpa

den, anspruchsvoll, streitsüchtig und unbesonnen. Grettir fragte seinen Bruder Ätti, wer seinen Hengst führen sollte.

"Das weiß ich noch nicht recht," antwortete Ätti.

"Willst du es mir überlassen:" Sagte Grettir.

"Ja, aber du mußt recht besonnen sein, lieber Bruder," sagte Atli "Denn wir haben es mit hochmütigem Volk zu tun."

"Sie sollen selbst ihren Übermut entgelten," sagte Grettir "wenn sie sich nicht beherrschen können."

Nun wurden die Hengste vorgeführt, die übrigen Pferde standen nahe an dem Rande des hohen Flußufers und waren zusammengebunden. Ein tiefer Kessel war am Ufer. Die Hengste bissen sich gut, und es war ein Hauptspaß. Odd führte seinen Hengst mit Gewalt vor, aber Grettir ließ seinen zurückweichen; mit der einen Hand hielt er ihn am Schweif, in der andern hatte er eine Stange, mit der er den Gaul hetzte. Odd stand dicht neben seinem Hengste, und man konnte davor nicht sicher sein, daß er nicht mit der Stange nach Anis Hengst stieß oder stach, um ihn zu verhindern, sein Pferd anzugreifen. Grettir tat, wie wenn er es nicht bemerkte. Die Hengste drängten näher und näher nach dem Fluß hin. Da stach Odd mit der Stange nach Grettir und traf ihn am Schulterblatt, denn Grettir hatte ihm gerade die Seite zugewendet. Das war ein tüchtiger Stoß, das Fleisch schwoll an, aber die Wunde, die Grettir erhielt, war nur klein. In diesem Augenblick bäumten die Hengste hoch auf; Grettir stellte sich hinter den Schenkel seines Pferdes und stieß Odd so heftig mit der Stange, daß ihm drei Rippen gebrochen wurden; Odd stürzte in den Flußkessel, und ebenso sein Hengst und die übrigen Pferde, die zusammengebunden waren. Man schwamm ihm nach und zog ihn aus dem Flusse. Dabei entstand lautes Schreien und Rufen. Kormak und sein Gefolge griff sogleich nach den Waffen, und die Leute von Bjarg ebenfalls. Aber als das die Männer vom Srutafjördr und Vatnsdalr sahen, traten sie dazwischen und trennten sie. Sie begaben sich nach Hause, und jeder ließ Drohungen gegen den andern fallen, doch hielten sie eine Weile Frieden. Ätti sprach wenig darüber, aber Grettir war sehr aufgebracht und sagte; daß sie sich wieder treffen würden, wenn er zu bestimmen hätte.


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