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Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


27. Thorgeir wird verurteilt und verläßt Island

Thorgils wohnte auf dem Hofe Reykbolar; 1 er war ein Sohn von Ari Marsson, dem Sohne Atlis des Roten, des Sohnes des Ulf des Schielenden, der Reykjanes in Besitz nahm. Die Mutter des Thorgils Arason war Thorgerd, eine Tochter von Alf aus Dalir. Eine andere Tochter von Alf war Thorelf, die Mutter des Thorgeir Havarsson. Hier fand Thor



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geir immer Zuflucht und Beistand um der verwandtschaft willen, denn Thorgils war der mächtigste Häuptling im West- . Er war so hochgesinnt und feigebig, daß er jedem Seien Manne Essen gab, solange er es wünschte. Darum waren immer viele Leute auf Reykbolar. Thorgils stand in hohem Ansehen, denn er war ein guter Landwirt. Er war sehr wohltätig und ein sehr kluger Mann. Thorgeir pflegte sich bei Thorgils im Winter aufzuhalten, aber im Sommer zog er nach den Strandir.

Nach Thorgils Ermordung begab sich Thorgeir nach Reykholar und erzählte Thorgils, was geschehen war. Thorgils sagte, Aufenthalt bei ihm stünde ihm zu Diensten. "Aber ich denke," sagte er, "die Feinde werden den Prozeß mit viel Tatkraft führen, und ich habe nicht Lust, die Schwierigkeiten noch größer zu machen. Ich will jetzt einen Mann zu Thorstein senden und Buße für die Ermordung Thorgils bieten; aber wenn erden vergleich nicht annehmen will, werde ich die Sache des Angeklagten nicht mit Gewalt führen."

Thorgeir erklärte, daß er mit dem zufrieden wäre, was er tun wollte. Im Herbste schickte Thorgils einen Mann zu Thorstein Kuggason, um ihm einen vergleich anzubieten. Aber der wollte nichts von Geldbuße für Thorgils Ermordung wissen; was jedoch die Ermordung der übrigen anbetreffe, wollte er äch nach dem richten, was verständige Männer für recht und billig hielten. Und als Thorgils das erfuhr, ratschlagte er mit Thorgeir und fragte, welcher Art Hilfe er unter diesen Umständen von ihm am liebsten wünschte. Thorgeir antwortete, ihm schiene es am besten, ins Ausland zu fahren, wenn er zur Friedlosigkeit verurteilt würde. Thorgils sagte, daß man das versuchen wollte.

Ein Schiff überwinterte oben in der Nordra im Bargarfjördr. Auf diesem Schiffe kaufte Thorgils heimlich Plätze für die Schwurbrüder. So verging der Winter. Thorgils hörte; daß Thorstein und die anderen Häuptlinge eine Menge Leute für das Allthing sammelten, und daß sie in Ljarskogar waren. Darum schob er seine Abreise auf, denn er wollte, daß Thorstein und die übrigen Häuptlinge vor ihm südwärts ritten,



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ehe er vom Westlande käme. Thorgils ritt nach Süden, und die Schwurbrüder folgten ihm. Auf dieser Reise tötet Thorgeir den Böggul-Torfi an der Marskelda; ebenso tötete er Skuf und Bjarni im Hundadalr. So sagt Thormod in dem Totenliede auf Thorgeir:



***
25
Thorgeir traf zu Tode
Vor den andern Thorgils;
Reichlich zum Zerreißen
Raben Fleisch da haben.
Der da ritt das Roß der
Wellen, 1 tät auch fällen
Skuf und Bjarni, beide
Bracht' er in der Schlacht um.

Thorgils verglich sogleich in den Tälern den an Skufi und Bjarni verübten Totschlag, wurde aber dadurch länger aufgehalten . als er sich gedacht hatte. Thorgeir begab sich nach dem Schiff, Thorgils aber nach dem Allthing und kam dort erst an, als sich die Richter schon auf den Wegen zu ihren Plätzen befanden, wo sie das Urteil fällen sollten. Da forderte Asmund Härulang die Gegenpartei auf, die Gründe der Verteidigung in Sachen des an Thorgils Maksson verübten Mordes anzuführen. Thorgils trat vor die Richter und bot Geldbuße für den Mord, wenn Thorgeir dadurch frei von Friedlosigkeit würde. Er suchte die Anklage dadurch zu entkräften, daß er fragte, ob nicht jeder gleiches Fangrecht auf den Gemeindeweiden hätte. Der Gesetzessprecher wurde gefragt, ob das ein gesetzmäßiger Verteidigungsgrund wäre. Skapti war damals Gesetzessprecher, er gab eine für Asmund günstige Antwort um ihrer verwandtschaft willen; er erklärte, daß es Recht wäre, wenn die Betreffenden einander Gleichstehende wären, meinte aber, daß im übrigen Bauern das vorrecht hätten vor ledigen Leuten. Asmund sagte, daß Thorgils den Schwurbrüdern angeboten hätte, den Teil des Wals, der noch nicht abgespeckt war, als sie kamen, zu teilen; und damit war die verteidigung abgewiesen. Thorstein und seine verwandten



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gingen jetzt mit Gewalt vor und wollten von keinem anderen Entscheide wissen, als daß Thorgeir friedlos erklärt würde. Thorgils sah ein, daß er die Wahl zwischen zwei Dingen hätte; entweder sie anzugreifen mit den Leuten, die er bei sich hatte — und es war ungewiß, ob er damit etwas erreichen würde —oder die andern ungehindert nach eigenem Gutdünken vorgehen zu lassen; und da Thorgeir sich bereits eingeschifft hatte, verspürte Thorgils keine Lust, den Prozeß fortzusetzen. Thorgeir wurde friedlos erklärt, aber für Thormod wurde Geldbuße genommen, und er sollte achtfrei sein. Asmund und Thorstein gewannen großes Ansehen durch diese gerichtliche verfolgung. Die Männer ritten heim vom Thing. Einige meinten, Thorgils hätte sich wenig Mühe bei der Sache gegeben, aber er machte sich wenig daraus und ließ jeden darüber reden, was er wollte.

Als Thorgeir seine Friedloslegung erfuhr, sprach er so: "Das möchte ich wünschen, daß die, die mich fiedlos gemacht haben, volle vergeltung dafür bekämen, ehe es zu Ende ist, wenn es bei mir stünde!"

Ein Mann hieß Gaut, und wurde genannt Sleituson; er war ein verwandter von Thorgils Maksson. Dieser Gant hatte sich einen Platz auf dem Schiffe genommen, mit dem Thorgeir segeln sollte. Er war wenig liebenswürdig zu Thorgeir und erwies ihm keine Freundlichkeit; als die Kaufleute das bemerkten , hielten sie es nicht für ratsam, daß die beiden in einem und demselben Schiffe führen. Thorgeir sagte, er mache sich nichts daraus, ob Gaut ornig die Augenbrauen runzele, aber es wurde doch beschlossen, daß Gant das Schiff verlassen sollte; er reiste nach dem Nordland. Diesmal kam es nicht zu Feindseligkeiten zwischen Thorgeir und Gaut, aber daher stammt doch die veranlassung zu der Feindschaft zwischen ihnen, die später zum Ausbruche kam,


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