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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


20. Grettirs Ruhm wird weit verbreitet

Nach Weihnachten rüstete sich Thorsinn zur Heimfahrt und gab vielen von denen, die er eingeladen hatte, gute Gaben zum Abschiede. Dann brach er mit seinem Gefolge auf. Aber als er nahe seinem Schiffsschuppen kam, bemerkten sie, daß ein Schiff am Strande lag, und bald erkannten sie, daß es ein großes Fahrzeug war. Er hatte damals noch nichts über die Berserker erfahren. Er hieß sie sich beeilen, um an Land zu kommen: "Denn mir ahnt, daß es nicht Freunde sind, die hier ihre Geschäfte besorgt haben."

Thorsinn war der erste von seinen Leuten, der an Land stieg, und eilte sogleich nach dem Schiffsschuppen. Er sah da ein Schiff steden und wußte sogleich, daß es den Berserkern gehörte.

Er sprach da zu seinen Leuten: "Mir ahnt; daß hier solche Begebenheiten vorgefallen sind, daß ich die Insel mit allem, was darauf ist, dafür hergeben würde, wenn es nicht geschehen wäre."

Sie Sagten, was er meinte.

Er antwortete: "Hierher sind die schlimmsten Wikinger, die ich in ganz Norwegen kenne, gekommen, Thorir Thömb und Ögmund der Böse. Sie haben gewiß nicht gut für uns auf dem Hofe gewirtschaftet, und zu dem Isländer habe ich nicht recht Vertrauen."

Er redete noch mehr darüber zu seinem Gefolge. Grettir war daheim, und er war schuld daran, daß es so lange währte, bis jemand nach dem Strande hinunter ging. Er sagte nämlich, er mache sich nichts daraus, wenn auch der Bauer ein bißchen ängstlich würde in bezug auf das, was geschehen wäre. Aber als ihn die Hausfrau um Erlaubnis bat, gehen zu dürfen, sagte er, es stünde ihr frei, zu gehen oder zu bleiben, aber er für seine Person würde keinen Schritt tun. Sie lief Thorfinn entgegen und umarmte ihn herzlich,

Darüber ward er froh und sagte:"Gott sei Dank, daß ich dich gesund sehe, und ebenso meine Tochter; wie ist es euch ergangen, seit ich von Hause abreisten"



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Sie antwortete: "Zuletzt ging alles gut; aber wir hätten beinahe so schwere Schande erlitten, daß wir ihre Folgen niemals überwunden hätten. wenn nicht dein Wintergast uns geholfen hätte."

Thorsinn sprach da: "Laß uns niedersetzen und erzähle, was hier geschehen ist."

Sie erzählte ausführlich alles, was geschehen war und rühmte sehr Grettirs Mut und Tapferkeit. Thorfinn schwieg lange. Als sie fertig mit ihrer Geschichte war antwortete er so:"Das Sprichwort sagt die Wahrheit: ,Lange soll man den Menschen auf die Probe stellen' — wo ist Grettir jetzt:" Sie antwortete: "Er ist daheim in der Stube."

Danach gingen sie nach dem Hofe. Thorfinn ging zu Grettir, umarmte ihn und dankte ihm mit schönen Worten für den Heldenmut, den er gezeigt hatte. "Und nun will ich dir sagen, was wenige zu einem Freunde sagen würden: ich möchte wohl, du kämest in die Lage, Hilfe zu bedürfen; dann solltest du sehen, ob ich dir solche Dienste zu erweisen imstande bin, wie ein Mann sie seinem Freunde erweisen soll, oder nicht; denn niemals werde ich dir lohnen können, was du an mir getan hast, wenn dich nicht Not trifft. Es steht dir frei, bei mir zu bleiben, solange du dessen bedarfst, und mit der größten Ehrerbietung sollst du von meinen Mannen behandelt werden."

Grettir dankte ihm vielmals dafür: "Und ich hätte dein Anerbieten wohl auch angenommen, wenn du es früher an mich gerichtet hättest."

Grettir blieb den Winter über da und wurde von Thorsinn mit der größten Freundschaft behandelt. Durch seine Heldentat wurde er in ganz Norwegen berühmt, besonders an den Orten, wo die Berserker die schlimmsten Gewalttaten verübt hatten.

Im Frühjahr Sagte Thorsinn den Grettir, was er vorhatte. Er sagte, er wolle nördlich nach Vaagen 1 reisen, solange dort Markt wäre. Thorfinn antwortete, Geld könne er von ihm bekommen, soviel er wollte. Grettir aber sagte, daß er für den Augenblick nur Geld für die Reise und Ausrüstung bedürfte.



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Thorsinn erwiderte, das sollte er haben, und begleitete ihn an Bord. Dort gab er Grettir das gute Schwert; das trug Grettir, solange er lebte, und es war ein kostbares Kleinod. Beim Abschied bat Thorsinn ihn, zu ihm zurückzukehren, wenn er Hilfe nötig hätte.

Grettir reiste nun nordwärts nach Wagen, und dort war eine Menge Menschen zusammengekommen. Viele, die ihn niemals zuvor gesehen hatten, begrüßten ihn freundlich um der Heldentat willen, die er verrichtet hatte, damals als er die Wikinger erschlagen hatte. viele angesehene Männer luden ihn zu sich ein, aber er wollte zu seinem Freunde Thorfinn zurückfahren. Er mietete sich einen Platz auf einem Handelsschiffe, das ein Mann namens Thorkel besaß. Dieser wohnte am Saltenfjord in Helgeland und war ein angesehener Mann. Als Grettir zu Thorkels Wohnsitz kam, nahm er ihn sehr freundlich auf und bat Grettir herzlich, den Winter über bei ihm zu bleiben. Grettir nahm das Anerbieten an und verlebte den Winter bei Thorkel in guter Aufnahme.


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