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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


15. Grettir beim Ballspiel am Midfjardarvatn

Damals wuchsen am Midfjördr noch mehrere andere Jünglinge heran. Skaldtorfa wohnte damals auf Torfustadir ; ihr Sohn hieß Bessi, ein tüchtiger Mann und ein guter Skalde. Auf Melr wohnten die Brüder Kormak und Thorgils, und mit ihnen wuchs ein Mann auf namens Odd; sie wollten für ihn sorgen und ihn aufziehen, darum hieß er Odd Omagaseald , d. h. Skalde, der sich nicht selbst zu unterhalten vermag. Audun hieß ein Mann. Er wuchs in Audunarstadir im Vididalr auf; er war ein tüchtiger Mann, gut zu leiden und der Stärkste unter seinen Altersgenossen im Nordlande. Ralf Asgeirsson und sein Bruder Thorvald wohnten in Asgeirsa. Atli, Grettirs Bruder, war nun schon herangereift; alle mochten ihn gern, jeder konnte ihn gut leiden. Alle diese Jünglinge spielten gewöhnlich zusammen Ball auf dem Eise des Midfjardar-Sees. Dahin kamen Leute aus dem Midfjördr und dem Vididalr; dahin kamen auch viele Leute aus vestrhop und Vatnsnes; ebenso aus dem Hrutafjördr. Die von weit ber kamen, blieben dort, solange die Spiele währten. Die gleich 1 Der Heldenjüngling der germanischen Sage und einiger isländtscher Geschichten lebt oft untätig und verachtet am Küchenherd oder im Stall und öffnet während seiner Tölpeljahre nicht den mund zur Rede; dann aber bricht aus dem Dunkel plötzlich die leuchtende Erscheinung, gleichsam die zurückgehaltene Kraft hervor; man denke u. a. an Saxos Uffo und Amlet, sowie an Helpi Hiörwardosohn (Thule. Bd. I, S. 163, 164).



Thule-Bd.05-037 Geschichten v.starken Grettir Flip arpa

stark waren, wurden einander gegenüber gestellt; und hiervon hatte man die schönste Unterhaltung lange seit jeden Herbst. Als Grettir vierzehn Jahre alt war, ging er auch zu den Spielen, auf Aufforderung seines Bruders Atli Dann wurden die Leute zum Ballspiel einander gegenübergestellt. Grettir wurde dem früher erwähnten Audun gegenübergestellt; der war einige Jahre älter als Grettir. Audun schlug den Ball über Grettirs Kopf weg, und es gelang ihm nicht, den Ball zu fangen; er flog weit weg über das Eis. Darüber wurde Grettir ärgerlich und glaubte, Audun wollte auf seine Kosten seine Überlegenheit im Spiel zeigen; dennoch holte er den Ball, kam zurück und warf ihn, sobald er nah genug an Audun war, ihm gerade vor die Stirn, so daß davon die Haut sprang. Audun schlug Grettir mit dem Ballscheit, das er in der Hand hielt, aber der Schlag traf Grettir kaum, denn Grettir bog sich in demselben Augenblicke zurück. Nunmehr umfaßten sie sich zum Ring- kampf und rangen miteinander; die Leute glaubten zu de- merken, daß Grettir stärker wäre, als sie geglaubt hätten, denn Audun besaß große Kräfte. Sie rangen lange, aber schließlich siel Grettir; Audun setzte sein Knie auf Grettirs Unterleib und mißhandelte ihn. Atli und Bessi und viele andere sprangen dazwischen und trennten sie. Grettir sagte, sie hätten nicht nötig gehabt, ihn wie einen bissigen Hund festzuhalten und sprach:

"Rasch ist der Knecht zur Rache,
Der Feige fürchtet sich."

Man nahm daraus keinen Anlaß zum Streite miteinander, denn die Brüder Kalf und Thorvald wollten, daß sie sich vergleichen sollten, um so mehr, als Audun und Grettir etwas verwandt waren. Man setzte das Spiel fort, und es ereignete sich nichts, woraus Zwietracht hätte entstehen können.


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