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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


7. Ondott wird ermordet, seine Söhne und Önund rächen ihn

Önund reiste südlich nach Rogaland und besuchte dort viele verwandte und Freunde. Er hielt sich heimlich bei einem Manne auf, der Kolbein hieß. Önund erfuhr, daß König Harald sein Eigentum eingezogen und es einem Manne namens Harek gegeben hatte, der des Königs vogt war. Önund begab äch eines Nachts zu ihm und überfiel ihn in seinem Sause. Harek wurde hinausgeführt, um enthauptet zu werden. Önund bemächtigte sich aller beweglichen Gsier; die er kriegen konnte, und steckte das Haus in Brand. Dann war er den Winter



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über an verschiedenen Orten. Denselben Herbst erschlug dort der Herse Grim den Ondott Kraka, weil er ihn verhindert hatte, sich für den König der Nachlassenschaft des Björn zu bemächtigen . Aber Signy, Öndotts Frau, brachte sogleich in derselben Nacht alle ihre bewegliche Habe an Bord eines Schiffes und begab sich mit ihren Söhnen Asmund und Asgrim zu ihrem Vater Sighvat. Bald darauf schickte sie ihre Söhne in das Sogndal 1 zu ihrem Ziehvater Hedin, aber diesen gefiel es dort nur kurze Zeit, und sie wollten wieder zu ihrer Mutter zurückkehren. Sie gingen weg und kamen zur Julzeit zu Jngjald Tryggvi d. h. dem Treuen in Hvin. Er nahm sie freundlich auf, auf Bitten seiner Frau Gyda, und dort blieben sie während des Winters.

Im Frühjahr kam Önund nach Nord-Agdir 3 , denn er hatte erfahren, daß Ondott erschlagen worden war. Als er Signy traf, fragte er, welche Hilfe Signy und ihre Söhne von ihm erwarteten. Sie sagte, daß sie gern den Mord Öndotts an dem Hersen Grim gerächt haben wollte. Man sandte nun Boten zu Öndotts Söhnen, und als sie Önund Holzfaß trafen, schlossen sie sich mit ihm zusammen und suchten zu erkunden, was Grim vorhatte.

Einst im Sommer war großes Bierbrauen bei Grim, denn er hatte den Jarl Audun eingeladen. Als dies Önund und Öndotts Söhne erfuhren, begaben sie sich nach Grims Gehöft, legten Feuer an die Gebäude, denn sie kamen unerwartet, und verbrannten den Hersen Grim innen und fast dreißig Mann. Sie erbeuteten dort viele Kostbarkeiten und Kleinode. Darauf zog sich Önund in den Wald zurück, aber die beiden Brüder nahmen ein Boot, das ihrem Ziehvater Jngjald gehörte, ruderten fort und hielten sich nicht weit vom Gehöft versteckt. Der Jarl Uudun kam zum Gelage, wie verabredet worden war, aber traf seinen Freund nicht auf der Stelle. Er sammelte Leute 1 Stavanger Amt in Norwegen. 2 rao Julfest war das bedeutendste Fest des nordens, die vorfeier der Wintersonnenwende ' an seine Stelle ist seit der Einführung des Christentums das Weihnachtsfest getreten. Die Rüsten- striche südlichen Norwegen vom Laurviksford bis zur Mündung des Sireflusses.



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und blieb dort einige Nächte, aber merkte nichts von Önund und seinen Gefährten; er schlief selbdritt im Obergemach. Önund erfuhr alles, was auf dem Hofe vorging und sandte nach den Brüdern als sie kamen, fragte Önund, was sie lieber wollten, das Haus besetzen oder den Jarl angreifen. Sie wählten den Überfall auf den Jarl. Sie schleuderten einen Block gegen die Tür des Obergemachs, so daß die Tür brach; dann packte Asmund die beiden, die bei dem Jarl waren, und warf sie so gewaltsam auf den Boden, daß sie dem Tode nahe waren. Asgrim sprang auf den Jarl los und forderte Buße für den an seinem Vater verübten Totschlag, denn er hatte den Hersen Grim mitberaten und mitgeholfen, damals als Öndott erschlagen worden war. Der Jarl erwiderte, er hätte kein Geld bei sich und bai ihm die Buße zu stunden. Aber Asgrim setzte ihm die Speerspitze auf die Brust und forderte sofortige Zahlung. Der Jarl nahm sich da ein Geschmeide von seinem Halse und legte drei Goldringe sowie ein goldgewebtes Übergewand dazu. Asgrim nahm diese Gegenstände an, gab dem Jarl einen Namen und nannte ihm Audun Geiß.

Als die Bauern und andern Leute im Bezirke (die auf dem Gehöft versammelt waren) merkten, daß sich ein Streit entsponnen hatte, gingen sie hinaus und wollten dem Jarl helfen . Es kam zu einem heftigen Kampfe denn Önund hatte viele Mannen bei sich. Da fiel manch wackrer Bauer und Gefolgsmann des Jarls. Nun kamen die Brüder und erzählten, was zwischen ihnen und dem Jarl vorgefallen war.

Önund sagte, es wäre böse, daß sie den Jarl nicht erschlagen hätten. "Das wäre doch nur eine kleine Rache an König Harald, für den Schaden, den er uns zugefügt hat."

Sie sagten, daß das, was geschehen wäre, dem Jarl zu weit größerer Schande gereichte und begaben sich dann nach Surendalen zu dem Gauvorsteher Eirik Olfus. Er nahm sie alle auf, und sie blieben dort während des Winters.

Zur Julzeit sollte ein Trinkgelage abwechselnd bei Eirik und bei einem Manne gehalten werden, der Hallstein hieß, mit dem Beinamen Hest, d. h. Roß (oder hitzig). Zuerst bewirtete Eirik, und es war gui und reichlich. Darauf bewirtete Hallstein, da



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bei wurden er und Eirik uneinig, und er schlug Eirik mit einem Trinkhorn. Eirik ging heim, ohne damals Gelegenheit gefunden zu haben, sich zu rächen. Damit waren aber Öndotts Söhne unzufrieden. Einige Zeit darauf kam Asgrim nach dem Hofe Hallsteins, ging allein hinein und versetzte Hallstein eine schwere Wunde. Die in der Stube waren, sprangen auf und griffen Asgrim an. Er wehrte sich tapfer und entrann ihren Händen im Dunkeln, aber sie glaubten ihn getötet zu haben. Als Önund und Asmund das hörten, glaubten sie, Asgrim wäre tot, meinten aber, sie könnten nichts daran ändern. Eirik riet ihnen, nach Island zu fahren; er sagte, in Norwegen könnten sie sich doch nicht halten, sobald der König imstande wäre, sie zu erreichen. Sie folgten seinem Rate und machten sich fertig zur Reise nach Island, jeder hatte sein Schiff. Hallstein lag an seinen Wunden danieder und starb, ehe sie absegelten. Kolbein, der früher erwähnt worden ist, folgte auf Önunds Schiffe mit.


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