Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


3. Önund und Ofeig werden Freunde

Damals befanden sich zahlreiche hervorragende Männer auf den britischen Inseln, die König Harald aus ihren Stammgütern in Norwegen vertrieben hatte; denn er erklärte alle für friedlos, die gegen ihn gekämpft hatten, und bemächtigte sich ihres Eigentums. Als Önund von seiner Wunde genesen war, begab er sich mit Thrand zu Geirmund Heljarskinn, denn er war damals der berühmteste unter allen Wiking ern, westlich über das Meer; sie fragten ihn, ob er daran dächte, sein Land in Hördaland wieder zu gewinnen, und boten ihm dazu ihren Beistand an. Sie selbst hatten auch großen Schaden gehabt, denn Önund war aus vornehmem Geschlecht und sehr reich. Geirmund aber erwiderte, König Haralds Macht wäre jetzt so groß geworden, daß wenig Aussicht wäre, durch eine Fehde mit ihm Ehre zu gewinnen, zumal da man damals eine Niederlage erlitten hätte, wo sich das ganze Volk im Lande gegen ihn erhoben hätte; er hätte aber auch keine Lust. fügte er hinzu, Sklave des Königs zu werden und von dem König das Land als Lehen zu erbitten, das er vorher als freier Fürst selbst besessen hätte; am liebsten wolle er sein Glück anderswo versuchen —er war auch damals schon nicht mehr jung. Thrand und Önund kehrten nach den Hebriden zurück und trafen da viele von ihren Freunden.

Ofeig hieß ein Mann, mit Beinamen Grettir, d. h. der Greiner. 1 Sein Vater war Einar, der Sohn des Olvir Barnakarl, d. b. des Kindermanns, sein Bruder war Okeif, der Breite, der Vater des Thormod Skapti, d. h. Schaft. Ein anderer Sohn von Olvir Barnakarl war Steinolf, der Vater der Una, die mit Thorbjörn Larakarl, d. h. Lachsmann, verheiratet war. Olvir Barnakarl hatte noch einen Sohn, namens Steinmod; der war der Vater des Ronal, des Vaters der Alfdis von den Barr-Inseln. Konal hatte einen Sohn mit Namen Steinmod



Thule-Bd.05-007 Geschichten v.starken Grettir Flip arpa

der war der Vater der Halldora, die mit Eilif verheiratet war, dem Sohne Ketils des Einhändigen. Ofeig Grettir war mit Asny vermählt, einer Tochter des Vestar Häingsson. Asmund Skegglaus, d. h. Bartlos, und Asbjörn waren Ofeigs Söhne, Aldis, Asa und Asvör seine Töchter. Ofeig war vor König Haralds Feindschaft nach den Hebriden geflohen, ebenso wie sein Freund Thormod Skapti, und sie hatten ihre ganze Familie bei sich. Sie heerten in Schottland und anderswo in Westen. Thrand und Önund Holzfuß hatten im Sinne, nach Irland zu ziehen, zu Eyvind dem Ostmann, einem Bruder des Thrand. Eyvind hatte die Landesverteidigung über Irland. Seine Mutter hieß Hlif, eine Tochter des Hrolf Ingjaldsson, des Sohnes Königs Frodi; aber Thrands Mutter hieß Helga, die Tochter des Öndott Kraka, d. h. Krähe. Thrands und Eyvinds Vater war Björn, der Sohn Hrolfs von Am. Er floh aus Gautland, weil er Sigfast, einem Schwager des Königs Sölvi, das Haus über dem Kopf angezündet und ihn so verbrannt hatte. Darauf begab er sich nach Norwegen und blieb den Winter über bei dem Hersen Grim, einem Sohne des Rolbjörn Sneypi, d. h. Schimpfer; er wollte Björn umbringen und sich dann seiner Habe bemächtigen. von da begab sich Björn zu Ondott Kraka, der im Hvinisfjördr wohnte. 1 Er nahm Björn gut auf, und der hielt sich bei ihm während des Winters auf, im Sommer aber war er draußen auf Wikingerzügen, bis seine Frau Hlif starb. Darauf gab Ondott seine Tochter Helga Björn zur Frau, und von der Zeit an hörte Björn mit Wikingerfahrten auf. Damals hatte Eyvind die Kriegsschiffe seines Vaters bekommen und war jetzt ein mächtiger Häuptling im Westen geworden. Er war mit Rafarta verheiratet, einer Tochter des Irenkönigs Kjarval; ihre Söhne waren Helgi der Magere und Snäbjörn.

Als Thrand und Önund nach den Hebriden kamen, trafen sie dort Ofeig Grettir und Thormod Skapti bald entstand große Freundschaft unter ihnen. denn jeder glaubte einen vom Tode Erstandenen zu sehen, wenn er einen sah, der in Norwegen



Thule-Bd.05-008 Geschichten v.starken Grettir Flip arpa

gewesen war zu der Zeit, wo der Unfriede am größten war. Önund war sehr still; das bemerkte Thrand und fragte ihn, was er auf dem Herzen hätte. Önund antwortete und sprach die Weise:



***
1
Fort der Freude Hort ist
—Früh kommt Leid und Müh oft —,
Harter Hieb ja ward mir;
Heil nichts blieb vor'm Beile.
Schwerlich schätzen mehr noch
Schwertesschwinger wert mich, —
Weißt jetzt, weshalb man beißt
Heute freudelos mich.

Thrand sagte, daß er immer für einen tapferen Mann gehalten würde, wo er auch wäre. "Übrigens solltest du dir einen festen Wohnsitz suchen und dich verheiraten; und dazu biete ich dir meinen Beistand an, mit Wort und Tat, wenn ich weiß, was du vorhast."

Önund antwortete, er zeige sich wacker; aber füher, meinte er; seien die Aussichten einer vorteilhaften Heirat besser gewesen als jetzt.

Thrand erwiderte: "Ofeig hat eine Tochter, die Asa heißt; dahin können wir uns wenden, wenn du willst."

Önund war damit einverstanden, und sie sprachen dann mit Ofeig darüber.

Er nahm die Werbung wohl auf und sagte, er wüßte, daß der Mann von vornehmer Familie und reich an beweglichen Gütern wäre. " Aber auf seine Liegenschaften gebe ich wenig; 1 er ist auch nicht gerade gut zu Fuß, und meine Tochter ist noch ein Kind."

Thrand entgegnete, Önund wäre gesünder als mancher mit heilern Fuß; so wurde mit Thrands Hilfe der Kauf geschlossen Ofeig sollte seiner Tochter bewegliche Güter als Mitgift geben, denn für die Ländereien, die in Norwegen waren, wollte keiner etwas geben. Bald darauf verlobte sich Thrand mit einer Tochter des Thormod Skapti. Die beiden Mädchen sollten drei Winter



Thule-Bd.05-009 Geschichten v.starken Grettir Flip arpa

lang verlobt sein. Bald darauf fuhren Önund und Thrand während des Sommers auf Wiking, im Winter aber saßen sie auf den Barr-Inseln.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt