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Kapitel 

Die Geschichte von dem starken Grettir dem Geächteten


Übertragen von Paul Herrmann


Mit 8 Ansichten und einer Karte

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1913


2. Der Kampf im Hafrsfjördr

In dieser Zeit herrschte großer Unfriede in Norwegen, denn gerade damals verschaffte sich Harald Lufa, d. h. Strubbelkopf, ein Sohn Halfdans des Schwarzen, die Herrschaft über ganz Norwegen. 5 Zuerst war er König in den "Oberen Ländern".



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Darauf zog er nordwärts, schlug manche Schlacht und hatte ständig Sieg. Sodann heerte er südwärts und unterwarf sich alle Länder, gegen die er zog. Aber als er nach Hördaland hinauf drang, erhoben sich die Einwohner in hellen Haufen wider ibn; Kjötvi der Reiche und Thorir Haklang, d. h. " der mit dem langen Kinn", stellten sich an ihre Spitze, und ihnen schlossen sich aus dem südlichen Rogaland Soti und König Suis an. Geirmund Heljarskinn, d. h. "Höllenbaut". 1 war damals auf Wikingsfahrt im Westen und war darum nicht zugegen bei diesem Kampfe, obwohl er große Besitzungen in Hördaland hatte.

In diesem Herbste kehrten Önund und seine Gefährten zurück; aber als Thorir Haklang und König Kjötvi das erfuhren, sandten sie Boten zu ihnen, baien sie um Beistand und stellten ihnen Ehre und Ansehen in Aussicht. Sie schlossen sich an Thorirs Heer an, denn sie hatten große Lust, ihre Kräfte zu erproben. Nur die Bedingung machten sie, daß sie dorthin gestellt würden, wo es in der Schlacht am heißesten herginge. Die Schlacht zwischen diesen Häuptlingen und König Harald fand in Rogaland statt, im sogenannten Boksfjord; 2 beide hatten starke Truppenmassen. Diese Schlacht ist eine von den größten, die in Norwegen je geschlagen wurden; und die meisten Geschichten erzählen davon; denn es wird meistens von denen erzählt, von denen die Geschichtsdarstellung am liebsten anhebt. 3 Aus dem ganzen Lande strömten Leute dahin, auch viele aus andern Ländern und eine Menge Wikinger. Önund legte sein Schiff neben das Schiff Thorirs, ungefähr mitten in der Flotte. König Harald stellte sein Schiff Thorir gegenüber, denn Thorir war ein großer Berserker und ein tapferer Mann. Auf über norwegen wäre; als er sich nach der Erfüllung des Gelübdes scheren ließ, nach der Schlacht Bockofjord 872, erhielt er den Beinamen "Harfagr ", d. h, Haarschön. 1 hatte wohl eine schwarze Hautfarbe die Totengöttin Hel war halb schwarz, halb fleischfarben. Südlich von Stavanger. 8 D h. von Haralds Zeitgenossen. Den Bären-" oder "Wolfs- häutern schrieb man die Fähigkeit zu, sich in Bären oder Wölfe zu verwandeln; wenn sie in Paroxysmus gerieten, heulten sie wie die wilden Tiere, stieben Schaum aus und bissen die Schilde; auf eisige Schauer folgte eine wilde Wut, bei der sie nichts verschonten von dem, was ihnen in den Weg



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beiden Seiten wurde mit der größten Heftigkeit gekämpft. Endlich befahl der König seinen Berserkern anzugreifen; sie wurden "Wolfshäuter 1 genannt; kein Eisen biß sie und wo sie vorstürmten, hielt niemand stand. Thorir siel auf seinem Schiff mit großer Tapferkeit; dieses wurde vom Vorder-his zum Hintersteven ausgeraubt, aus den Seilen gelöst, durch die es mit den anderen zusammengebunden war, und zwischen die Schiffe Haralds eingereiht. Darauf griffen die Mannen des Königs das Schiff Önunds an; der stand im vordersteven und kämpfte tapfer.

Da sagten die Mannen des Königs: "Dieser Mann drängt mit großer Kühnheit vor, ganz vorn am Steven; laßt uns ihm einen Denkzettel geben, daß er nicht vergißt, wie er an der Schlacht teilgenommen hat!

Önund hatte den Fuß auf den Schiffsrand gesetzt und holte ;u einem Hiebe aus, in demselben Augenblicke stach ein anderer nach ihm, und wie er dem Stoß ausweichen wollte, beugte er sich mit dem Oberkörper rückwärts. Da hieb einer von den Königsmannen, der vorn im Steven stand, wo die tapfersten Krieger ihren Platz haben, nach Önund, traf das Bein unterhalb des Knies und schlug ihm den Fuß ab. Önund war sogleich kampfunfähig geworden. Da fiel auch der größte Teil seiner Schiffsbesatzung. Man brachte Önund an Bord eines anderen Schiffes zu einem Manne namens Thrand; er war der Sohn des Björn, Bruder des Ostmanns, d. h. Norwegers Eyvind; er kämpfte gleichfalls gegen König Harald, und sein Schiff lag neben dem Önunds. Jetzt begann eine allgemeine Flucht. Thrand und die andern Wikinger ergriffen auch die tucht; das beste, was sie tun konnten, und segelten westwärts. Önund folgte ihnen, und Vals und Hallvard Sugandi, d. h. vielleicht " der Stürmende". Önund wurde geheilt und ging seitdem sein ganzes Leben lang mit einem Holzfuß; davon bekam Önund den Beinamen Trefot, d. h. "Holzfaß", solange er lebte.


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