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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


155. Karis Rachetat beim Orkadenjarl. Die zwei Wikinge vor man

Zu dieser Zeit kamen Kari und Kolbein und David der Weiße nach der Roßinsel, von niemand bemerkt. Sie stiegen sogleich ans Land, und nur wenig Mann hüteten das Schiff. Kari und seine Begleiter gingen sogleich zum Jarlsgehöft und kamen zur Halle während des Gelages. Es traf damit zusammen daß eben Gunnar dahn war, die Geschichte zu erzählen; aber Kari und die Seinen hörten mittlerweile draußen zu. Es war dies am Weihnachtstage selbst.

König Sigtrygg fragte:"Wie ertrug es Skarphedin im Feuer: "Anfangs gut," sagte Gunnar, "aber das Ende war doch, daß er weinte." Den ganzen Bericht färbte er sehr nach Gunst und Ungunst und log viel hinzu. Kari hielt das nicht aus: er sprang da hinein mit gezücktem Schwert und sprach dieses Gesätze:

Prahlt, Meerrosses Rüster 1,
Roh nicht mit Njals Tode!
Für den Mordbrand, Mörder,
Mächt'ge Rache ward, dächt ich.
Gold spender 2, entgaltet
Gut dafür mit Blute.
Jetzt gar viel Gefallner
Fleisch der Kab' umkreischet.

Dann sprang er weiter der Halle entlang und hieb Gunnar Lambissohn in den Hals, so heftig, daß der Kopf hinauf flog auf den Tisch vor den König und die Jarle. Die Tische wurden blutig über und über und desgleichen die Kleider der Jarle 3.

Jarl Sigurd erkannte den Mann, der den Totschlag verübt hatte, und sagte: "Greift Kari und erschlägt ihn!" Kari war Jarl Sigurds Gefolgsmann gewesen und war beliebt wie kein zweiter, und niemand stand auf, gleichviel was der Jarl redete. Kari sagte: "Viele werden der Meinung sein, Herr, daß ich



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diese Tat für euch vollbracht habe, euern Gefolgsmann zu rächen" Flosi sagte: "Ohne Grund hat Kari dies nicht getan, denn er steht in keinem Vertrag mit uns. Er hat getan, was ihm zustand."

Kari ging davon, und es kam zu keiner verfolgung; er ging zu seinem Schiff mit den Begleitern. Das Wetter war gut, und sie segelten südwärts nach Caithneß und gingen ans Land in Thraswik zu einem vornehmen Mann namens Skeggi, bei dem wohnten sie lange Zeit.

Die auf den Orkaden reinigten die Tische und trugen den Toten hinaus. Dem Jarl wurde gemeldet, sie seien nach Schottland hinüber gesegelt. König Sigtrygg sagte: "Das war ein gewaltiger Haudegen, der so kühnlich losschlug und sich gar nicht vorsah!"Jarl Sigurd antwortete: "Niemand kommt dem Kart gleich an Forschheit"

Flosi ergriff nun das Wort und erzählte die Geschichte von dem Mordbrand. Er ließ jedem sein Recht, und ihm glaubte man.

König Sigtrygg 1 brachte nun sein Anliegen bei Jarl Sigurd zur Sprache und sagte, er möge mit ihm ziehn zur Schlacht gegen König Brjan. Der Jarl war lange schwierig, aber endlich ließ er sich doch darauf ein: er bedingte aus, daß er Sigtryggs Mutter zur Frau bekäme und König in Irland würde, wenn sie Brjan fällten. Alle aber rieten dem Jarl ab, beizutreten , und es nützte nichts. Sie trennten sich darauf hin, daß Jarl Sigurd den Zug versprach, aber König Sigtrygg ihm seine Mutter und das Königtum versprach. Es wurde bestimmt; daß Jarl Sigurd auf Palmsonntag nach Dublin kommen solle mit seinem gan en Heer.

Dann fuhr Sigtrygg nach Irland zurück und berichtete seiner Mutter Kormlöd, daß der Jarl beigetreten war, und was er als Preis ausgesetzt hatte. Sie äußerte ihre Freude darüber; meinte aber, sie müßten doch noch mehr Streitmacht zusammenziehn. Sigtrygg fragte, wo auf solche zu hoffen sei. Sie sagte, zwei Wikinge lägen auf Anstand an der Westküste der Insel Man und hätten dreißig Schiffe — "so harte Gesellen, daß ihnen



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nichts Stand hält. Der eine heißt Ospak, der andre Brodir. Such sie auf und laß nichts dran fehlen, sie auf deine Seite zu bringen, was sie auch fordern mögen."

Sigtrygg fuhr nun aus, die Wikinge zu suchen, und fand sie westlich von Man. Er brachte sogleich sein Anliegen vor, aber Brodir sagte nein, bis Sigtrygg ihm das Königtum und seine Mutter versprach, und es sollte dies so geheim bleiben, daß Jarl Sigurd es nicht erführe. Auch er sollte vor Palmsonntag nach Dublin kommen. König Sigirygg fuhr zu seiner Mutter zurück und sagte ihr, wie es nun stehe.

Hernach besprachen sich Ospak und Brodir. Brodir erzählte da dem Ospak seine ganze Unterredung mit Sigtrygg und sagte, er möge mit ihm zur Schlacht ziehen gegen König Brjan; es liege ihm viel daran. Ospak sagte, er wolle nicht gegen einen so guten König kämpfen. Da erzürnten sie sich beide und teilten ihre Schar: Ospak nahm zehn Schiffe und Brodir zwanzig, Ospak war Heide und ein ungemein kluger Mann. Er lenkte seine Schiffe sundeinwärts, aber Brodir lag außerhalb. Brodir war Christ gewesen mit der Weihe eines Hilfspriesters, aber er war vom Glauben abgefallen und wurde zum verräter an Gott, opferte heidnischen Wesen und war ungemein zauberkundig; er hatte eine Rüstung, die gegen Eisen gefeit war. Groß war er und stark und hatte so langes Haar, daß er sichs unter den Gürtel stecken konnte; es war schwarz.


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