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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


153. Flosi beim Orkadenjarl

Flosi ritt nun nach der Hornföhrde hinüber, und es begleiteten ihn die meisten seiner Dingleute; sie schafften ihre ware hinüber und die andern Vorräte und das Reisegepäck, das sie mitzuführen hatten. Darauf machten sie sich und das Schiff für die Fahrt bereit. Flosi hielt sich beim Schiffe auf, bis es fertig war, und sobald Fahrwind kam, stachen sie in See. Sie bekamen eine lange Fahrt und schlimme Witterung, sie fuhren arg in der Irre.

Eines Tages war es, daß große Sturzwellen über sie gingen, wohl drei an der Zahl. Da sagte Flosi, sie seien wohl irgendwo in der Nähe von Land, und dies sei Brandung. Es war dicker Nebel, aber das Unwetter wuchs, so daß sich starker Sturm



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gegen sie erhob. Eh sie sichs versahen, trieb es sie eines Nachts ans Land hinauf: die Menschen konnte man bergen, aber das Schiff zerschellte in tausend Stücke. und das Gut vermochten sie nicht zu bergen. Sie mußten sich nach Erwärmung umsehn. Tags darauf aber gingen sie auf eine Anhöhe; das Wetter war nun gut. Flosi fragte, ob jemand dieses Land kenne. Es gab zweie, die schon Suber hier gefahren waren; die erklärten, sie kennten es allerdings: " wir sind zu den Orkaden gekommen , auf die Roßinsel." "Wir konntens besser treffen mit dem Landen!" sagte Flosi" ,denn Helgi Njalssohn, den ich erschlug, war Gefolgsmann von Jarl Sigurd Hlödwirssohn 1."

Sie suchten sich nun ein versteck und rupften sich Moos zur Decke und lagen dort einige Zeit, doch nicht lange, bis Flosi sagte: "Hier wollen wir nicht länger liegen, so daß die Bewohner es merken" Da standen sie auf und berieten sich. Flosi sagte da zu seinen Leuten: "Wir wollen uns alle in die Gewalt des Jarls begeben, denn es bleibt uns nichts andres übrig, denn der Jarl bekommt uns sowieso in die Hände, wenns ihm drum zu tun ist." Damit gingen sie alle von da fort. Flosi sagte, sie sollten niemandem Neuigkeiten berichten oder von ihrer Reise, als bis er dem Jarl berichte.

Sie gingen denn weiter, bis sie Leute trafen, die sie zum Jarl wiesen. Dann traten sie vor den Jarl, und Flosi grüßte ihn, und sie alle. Der Jarl fragte, wer sie seien. Flosi nannte sich und sagte, aus welcher Landschaft von Island er war. Der Jarl hatte schon von dem Mordbrand gehört, und darum wußte er gleich Bescheid über die Männer. Er fragte nun den Flosi: "Was hast du mir zu berichten von Helgi Njalssohn, meinem Gefolgsmann?' "Dies," sagte Flosi, "daß ich ihm den Kopf abschlug."

Der Jarl hieß sie greifen, und das geschah. Da kam eben Thorstein zur Stelle, der Sohn Halls von der Seite. Flosi hatte Thorsteins Schwester Steinwör zur Frau; er war Gefolgsmann Jarl Sigurds 2. Aber als Thorstein den Flosi verhaftet sah, trat er vor den Jarl und bot für Flosi all das Gut an,



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das er in Besitz hatte. Der Jarl war lange in großem Zorn aber doch kams zuletzt dahin, dank der Fürsprache wackre- Männer neben Thorstein — denn er war gut mit Freunden versehen, und viele halfen ihm die Sache führen —daß der Jarl auf vergleich mit ihnen einging und dem Flosi und ihnen allen Frieden versprach.

Der Jarl folgte darin dem Brauch regierender Herren, daß Flosi den Dienst übernahm, den Helgi Njalssohn gehabt hatte. So wurde Flosi Jarl Sigurds Gefolgsmann, und er setzte sich bald in hohe Gunst bei dem Jarl.


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