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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


134. Flosis Werbefahrt im Ostland

Darauf machten sie sich alle reisefertig. Flosi war in Strumpfhosen, denn er hatte vor, zu Fuß zu gehn; er wußte auch, daß die andern äch dann leichter entschließen würden, zu Fuß zu gehn 3.



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Sie zogen zuerst nach Knopffeld, am zweiten Tag nach Breitach, aber von Breitach nach Kälberberg, von dort nach Bjarnispitze im Hornföhrdeland. von dort nach Pfeilerberg im Flachbuchtland aber dann nach Waschach zu Hall von der Seite, Dessen Tochter Steinwör hatte Flosi zur Frau.

Hall nahm sie aufs beste auf. Flosi sagte zu Hall: "Ich möchte dich bitten, Schwiegervater, daß du mit mir aufs Ding rittest mit all deinen Dingleuten." Hall antwortete: ".Jetzt ist es so geworden, wie es heißt: Kurze Stunde wird die Hand des Hiebes prob. Und es sind nun ein und dieselben in deiner Schar, die jetzt den Kopf niedrig tragen, und die damals zum Schlimmeren trieben. Aber meine Unterstützung gehört es sich daß ich beisteure, soviel in meinen Kräften steht." Flosi sagte: "Was steuerst du mir an Rat bei, so wie die Sache jetzt liegt:" Hall sagte:"Du mußt nordwärts bis zur Waffenföhrde ziehen und alle Häuptlinge um Zuzug bitten; wirst du sie doch alle nötig haben, eh das Ding aus ist."

Flosi verweilte dort drei Tage und ruhte sich aus und zog von dort ostwärts nach Geißenplatten und dann nach Bärinnenföhrde: dort waren sie über Nacht. von dort zogen sie ostwärts nach Heutal im Breittal; dort wirtschaftete Hallbjörn der Starke; er hatte zur Frau die Oddny, die Schwester von Sörli Brodd-Helgissohn. Flosi fand dort gute Aufnahme. Hallbjörn fragte nach vielem aus dem Mordbrande, aber Flosi berichtete ihm von allem genau. Hallbjörn fragte, wie weit Flosi nordwärts in die Föhrden hinauf wolle. Er sagte, er wolle bis zur Waffenföhrde. Flosi nahm dann einen Geldbeutel vom Gürtel und sagte, er wolle ihn dem Hallbjörn schenken. Er nahm das Geld entgegen, sagte jedoch, Flosi schulde ihm keine Geschenke; "doch möcht ich wissen, womit du willst daß ich dir lohne 1." "Geld hab ich nicht nötig," sagte Flosi, " aber das möchte ich, daß du mit mir aufs Ding rittest und meinem Handel beiständest.



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Freilich kann ich mich weder auf Verschwägerung noch Blutsfreundschaft mit dir berufen." Hallbjörn sagte: "Das will ich dir versprechen, mit dir aufs Ding zu reiten und deinem Handel beizustehn, so wie ichs meinem Bruder täte." Flosi dankte ihm.

von dort zog Flosi über die Breittalsheide und dann nach Hrafnkelstätten. Dort wirtschaftete Hrafnkel, der Sohn von Thorir, dem Sohn von Hrafnkel Hrafnssohn 1. Flosi fand dort gute Aufnahme, und er bemühte sich bei Hrafnkel um Dingritt und Unterstützung. Hrafnkel wich lange aus, aber endlich versprach er doch, sein Sohn Thorir solle mit all ihren Dingleuten ausreiten und ihm gleiche Unterstützung leisten wie seine Mitgoden 2. Flosi dankte ihm und zog weiter nach Bersistätten. Dort wirtschaftete Holmstein, der Sohn des weisen Bersi, und er nahm Flosi aufs beste auf. Flosi bat ihn um Unterstützung; Holm stein sagte, den Lohn für diese Unterstützung habe er schon lange entrichtet.

von dort zogen sie nach Walthjofstätten. Dort wirtschaftete Sörli Brodd-Helgissohn, ein Bruder des Bjarni Brodd-Helgissohn er hatte zur Frau die Thordis, eine Tochter Gudmunds des Mächtigen aus Lab krautfelden 3. Sie fanden dort gute Aufnahme. Aber am Morgen regie Flosi bei Sörli an, er möge doch mit ihm aufs Ding reiten, und bot ihm Geld dafür. "Ich weiß noch nicht." sagte er, "solange ich nicht weiß, mit wem es Gudmund der Mächtige hält, mein Schwiegervater ; denn ihm gedenke ich beizustehn, mit wem ers auch hält." Flosi sagte: "Ich merke an deiner Antwort, daß bei dir die Frau regierte" Damit stand Flosi auf und hieß ihre Kleider und Waffen holen: sie zogen weiter und erhielten hier keine Unterstützung.

Sie zogen unten über den Seestrom und übers Hochland nach Njördbucht. Dort wirtschafteten zwei Brüder, Thorkel Hochweise und sein Bruder Thorwald. Sie waren Söhne von Ketil Lärm, dem Sohn von Thidrandi dem Weisen, dem Sohn von



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Keul Lärm, dem Sohn von Thorir Auerhahn; die Mutter von Thorkel Hochweise und Thorwald war Yngwild, die Tochter von Thorkel Hochweise. Flosi fand dort gute Aufnahme, Er gab den zwei Brüdern Bescheid über sein Anliegen und bat sie um Unterstützung. Sie aber weigerten sich, bis er jedem von ihnen drei Mark Silbers schenkte für die Unterstützung; da sagten sie Flosi die Hilfe zu. Ihre Mutter Yngwild stand dabei, als sie den Alldingsritt versprachen, und weinte. Thorkel fragte: "Warum weinst du, Mutter:" Sie antwortete: "Mir träumte, dein Bruder Thorwald sei in rotem Rocke gewesen , und der kam mir so eng vor, als wäre er ihm angenäht . Mir war auch, als sei er unten in roten Strümpfen mit schlechten Bändern drumgewickelt. Mir tat der Anblick leid, da ich wußte, daß es ihm so unbequem saß; aber ich konnte nichts dazu tun." Sie lachten darüber und nannten es Unsinn und sagten, ihr Geschwätz solle sie nicht am Dingritt hindern.

Flosi dankte ihnen sehr und zog weiter nach der Waffenföhrde und kam nach Tempel 1. Dort wirtschaftete Bjarni, der Sohn von Brodd-Helgi, dem Sohn von Thorgils, dem Sohn von Thorstein dem Weißen, dem Sohn von Ölwir, dem Sohn von Eywald, dem Sohn des Ochsen-Thorir. Bjarnis Mutter war Halla, die Tochter Lytings; Brodd-Helgis Mutter war Aswör, die Tochter von Thorir, dem Sohn von Grützen-Atli, dem Sohn von Thorir Auerhahn. Bjarni Brodd-Helgissohn hatte zur Frau die Rannweig, Tochter von Thorgeir, dem Sohn von Eirik aus den Göttertälern, dem Sohn von Geirmund, dem Sohn von Hroald, dem Sohn von Eirik Strammbart. Bjarni nahm Flosi mit offenen Armen auf. Flosi bot dem Bjarni Geld an, daß er ihn unterstütze. Bjarni sagte: "Noch nie hab ich meine Mannhaftigkeit oder meinen Beistand um Geld verschachert. Aber nun wo du Hilfe brauchst, will ich als Freund gegen dich handeln und mit dir aufs Ding reiten und dir beistehn, wie ichs meinem Bruder täte." "Da legst du mir alle verpflichtung auf," sagte Flosi, "doch konnt ich das von dir erwarten."



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Darauf sog Flosi nach Kreuzbucht. Thorkel Geitirssohn war von früher her sein guter Freund. Flosi erzählte ihm sein Anliegen. Thorkel sagte, es gehöre sich, daß er ihm beistehe, soweit seine Kräfte reichten, und sich von seinem Handel nicht zu trennen. Thorkel machte dem Flosi schöne Geschenke zum Abschied.

von dort zog Flosi nordwärts zur Waffenföhrde und hinauf in den Stromtalkreis, kehrte ein bei Holmstein, dem Sohn des weisen Bersi, und berichtete ihm, alle hätten sich gut gestellt zu seinem dringlichen Anliegen außer Sörli Brodd-Helgissohn. Holmstein sagte, der Grund sei der, daß er keiner von den Draufgängern sei. Holmstein machte dem Flosi schöne Geschenke .

Flosi sog das Stromtal hinauf und von dort südwärts ins Hochland über die Axtlava, das Sengehorntal hinab und an der Westseite der Schwanenföhrde hinaus, und er machte erst halt, als er nach Waschach kam zu seinem Schwiegervater Hall: dort blieb Flosi einen halben Monat und seine Leute, und sie ruhten sich aus. Ftan fragte Hall, was er ihm jetzt für einen Rat erteile, wie er vorgehen und sein Handeln einrichten solle. Hall sagte: "Ich rate, daß du zu Haus deine Wirtschaft betreibst mit den Sigfussöhnen, aber sie sollen Leute schicken, zu ihrer Wirtschaft zu sehen. Fürs erste zieht ihr nach Hause, aber wenn ihr dann aufs Ding reitet, so reitet alle zusammen und zerstreut euern Haufen nicht. Dann mögen die Sigfussöhne ihre Weiber besuchen. Ich werde auch aufs Ding reiten. und mein Sohn Ljot, mit all unsern Dingleuten, und dir Beistand leisten, soviel ich zuwege bringen kann." Flosi dankte ihm. Hall machte ihm schöne Geschenke zum Abschied.

Flosi brach nun von Waschach auf, und von seiner Reise ist nichts zu melden, bis er zurück kam nach Schweinsberg. Er blieb nun zu Hause den Rest des Winters und den Sommer bis zur Dingzeit.


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