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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


133. Flosis Traum

Eines Nachts in Schweinsberg trug es sich zu, daß Flosi im Schlaf stöhnte. Glum Hildirssohn weckte ihn, und es ging lange, bis er ihn wach bekam. Da sagte Flosi: "Man rufe Ketil aus Wald zu mir" Ketil kam her. Flosi sagte: Dir will ich meinen Traum erzählen." "Gut denn," sagte Ketil. "Mir war im Traum," sagte Flosi, "als sei ich im Hof Lommenfluh und träte hinaus und schaute hinauf nach der Fluh: da öffnete sie sich, und es trat ein Mann aus der Fluh, der war im Ziegenfellmantel und hatte einen eisernen Stab in der Hand. Er ging rufend einher und rief meine Leute auf, die einen früher, die andern später, und nannte sie mit Namen. Er rief zuerst Grim den Roten und Arni Kolssohn 3. Da war mir, als gehe es wunderlich zu: mir war, als rufe er nun Eyjolf Bölwerkssohn und Ljot, den Sohn Halls von der Seite, und etwa sechs Männer. Dann schwieg er einige Zeit. Darauf rief er fünf Männer aus unsrer Schar, und darunter waren die Sigfussöhne; deine Brüder. Dann rief erweitere fünf Männer, und darunter waren Lambi und Modolf und Glum. Dann rief er drei Männer. Zuletzt rief er Gunnar Lambissohn und Kol Thorsteinssohn. Hernach trat er auf mich zu. Ich fragte ihn



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nach Neuigkeiten; er meinte, er wisse Neuigkeiten zu berichten. Da ragte ich ihn nach dem Namen. Er aber nannte sich Eisen Grim. Ich fragte, wohin er wolle. Er sagte, er wolle aufs Allding. Was bast du dort zu tun: fragte ich. Er sagte: Zuerst will ich die Geschworenen mustern und dann die Urteiler und dann den Kampfplatz für die Kämpfer. Darauf sprach er folgendes:

Nun erhebt Hiebe-Vipers 1
Härter 2 im Land das Schwert bald.
Schon bald viel wird schaun man
Schädel im Staub der Edeln.
Lärm der schwarzen Speere
Schwillt durch Berges Wildnis.
Tropft auf manches Tapfern
Tot Gebein Schweiß, blutroter.

Er schlug mit dem Stab auf, und es gab ein lautes Krachen. Dann ging er in den Berg hinein; aber mich faßte Entsetzen. Nun möcht ich, du sagtest mir, was du glaubst daß mein Traum ist."

"Ich habe die Ahnung," sagte Ketil, daß die wohl alle todgeweiht sind, die gerufen wurden. Es scheint mir geraten, daß wir niemandem diesen Traum erzählen, so wie es steht." Flosi sagte, so solle es sein.

Nun ging der Wintek hin, bis Weihnachten um war. Flosi sprach da zu seinen Leuten: "Jetzt, glaube ich, sollten wir uns aufmachen; denn mir kommt vor, als sei uns kein Sitzen im Frieden vergönnt. Wir wollen jetzt auf Werbefahrt ziehen: das wird jetzt wahr werden, was ich euch sagte, daß wir gar manchem kniefällig würden nahen müssen, eh dieser Handel zu Ende ist."


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