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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


132. Die Ausgrabung der verbrannten. Kari bei Asgrim

Kari sagte zu Hjalti, er möge doch hingehn und nach Njals Gebeinen suchen: " denn deinem Bericht und Augenschein werden alle glauben." Hjalti sagte, das wolle er gern tun, Njals Gebeine zur Kirche zu schaffen. Sie ritten ihrer fünfzehn ab. Sie ritten ostwärts über die Stierach und boten dort Leute auf, bis sie hundert Mann beisammen hatten mit den Nachbarn Njals.

Sie kamen nach Bergthorsbühl zur Mittagszeit. Hjalti fragte den Kari, wo Njal wohl drunter liege, und Kari wies ihnen die Stelle, und man hatte dort eine Menge Asche wegzuräumen . Dort fanden sie drunter die Rindshaut, und sie war wie eingeschrumpft vom Feuer. Sie hoben die Haut ab, und darunter waren sie beide unverbrannt. Alle lobten Gott darum und fanden es ein großes Wunder. Danach hoben sie den Knaben auf, der zwischen ihnen gelegen hatte, und es war ihm ein Finger abgebrannt. den er unter der Haut hervorgestreckt hatte. Njal wurde hinausgetragen und dann Bergthora. Darauf traten alle heran, um ihre Leichen zu besehen. Hjalti sagte: "Welchen Eindruck habt ihr von diesen Leichen " Sie antworteten: "Wir möchten zuerst deine Meinung hören." Hjalti sagte:"Darüber will ich mich ohne Rückhalt äußern. Bergthoras Leichnam macht mir nach den Umständen einen schönen Eindruck ; aber Njals Leichnam und Aussehen kommt mir so strahlend vor, daß ich noch bei niemand einen ähnlich strahlenden Leichnam gesehen habe 1." Alle sagten, ja, so sei es.

Dann suchten sie nach Skarphedin. Die Hausgenossen wiesen ihnen die Stelle, wo Flosi und die andern das Gesätze hatten sprechen hören, und es war dort das Dach neben der Giebelwand eingestürzt, und dort, sagte Hjalti, solle man nachgraben. Darauf taten sie das und fanden dort Skarphedins Leichnam, und er hatte aufrecht an der Giebelwand gestanden, und die Beine waren ihm abgebrannt so ziemlich bis an die Knie hinauf 1 Ein legendenhafter Zug, der auch in tot. Geschichten aus dem 13. Jahrh. begegnet.



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aber sonst war nichts verbrannt an ihm. Er hatte in den Schnurrbart gebissen; seine Augen waren offen und unverschwollen; er hatte die Art so fest in die Giebelwand getrieben, daß sie bis zur Mitte des Blatts eingedrungen war, und sie war nicht vermorscht. Darauf wurde die Art hinausgetragen, Hjalti hob die Art auf und sagte: "Das ist eine seltene Waffe, und wenige werden sie führen können!" Kari sagte: Ich weiß einen, der die Ari führen soll." "Wer ist das!" fragte Hjalti. "Thorgeir Klamm-Geir, sagte Kari, " den ich jetzt den Größten in diesem Geschlecht halte."

Dann wurde Skarphedin aus den Kleidern gezogen; die waren nämlich nicht verbrannt. Er hatte seine Arme kreuzweise gelegt , den rechten über den linken. Zwei Male fanden sie an ihm, das eine zwischen den Schulterblättern, das andre auf der Brust, und beide waren in Kreuzes Weise eingebrannt, und die Leute nahmen an, er werde sie sich selber gebrannt haben. Alle äußerten sich, es stehe sich leichter neben dem toten Skarphedin, als sie gedacht hätten, denn keinem wurde bang vor ihm.

Sie suchten nach Grim und fanden seine Gebeine mitten im Saale. Sie fanden ihm gegenüber unter der Längswand Thord den Freigelassenen, aber in der Webekammer fanden sie die alte Säunn und noch drei Leute. Im ganzen fanden sie das Gebein von elf Menschen. Darauf schafften sie diese Leichen zur Kirche.

Dann ritt Hjalti nach Hause und Kari mit ihm. Ingjalds Bein schwoll auf; da zog er zu Hjalti, und der heilte den Ingjald, doch war er immer lahm seither.

Kari ritt nach Zunge zu Asgrim Ellidi-Grimssohn. Thorhalla war bei ihrem Vater angekommen und hatte die Neuigkeiten schon erzählt. Asgrim nahm Kari mit offenen Armen auf und sagte, er solle das ganze Jahr durch dableiben. Kari sagte, das wolle er. Asgrim erbot sich, das ganze Gesinde sich aufzunehmen, das in Bergthorsbühl gewesen war; Kari sagte, das sei hochherzig, und wir wollen das annehmen in ihrem Namen." Da wurde das ganze Gesinde hingeschafft.

Den Thorhall Asgrimssohn erregte es so, als ihm erzählt



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wurde, sein Ziehvater Njal sei tot und sei in seinem Hause verbrannt, daß er ganz aufschwoll und ein Blutstrahl aus beiden Ohren brach, den konnte man nicht stillen, und er fiel in Ohnmacht , und da hörte es auf. Nachher stand er auf und sagte, er habe sich kleinmütig benommen; "ich wünschte nur, ich könntes rächen an einigen von denen, die ihn verbrannten, was mir jetzt zugestoßen ist!" Aber die andern sagten, keiner werde ihm dies als Schande anrechnen; er aber meinte, er müsse auf sich sitzen lassen, was geschwatzt würde.

Asgrim fragte den Kari, welche Stärkung er sich versprechen dürfe von denen jenseits der Flüsse. Kari sagte, Mord Walgardssohn und Hjalti Skeggissohn würden ihm allen Beistand leisten, der in ihrer Macht stehe, und auch Thorgeir Klamm Geir und seine Bruder alle. Asgrim sagte, das sei eine gute Streitmacht. "Welchen Beistand sollen wir von dir bekommen: fragte Kari. " Soviel ich nur leisten kann," sagte Asgrim, und ich will mein Leben dran setzen." "Handle so:" sagte Kari."Ich habe auch Gizur hereingezogen, und ich fragte ihn um Rat, wie vorzugehn sei," sagte Asgrim."Das ist gut," sagte Kari, " und was schlug er vor:" Asgrim antwortete: "Er schlug vor, wir sollten alles ruhen lassen bis zum Frühjahr und dann hinüber reiten und die Klage zurüsten gegen Flosi um den Totschlag Helgis, die Nachbarn in der Landschaft berufen 1, dann auf dem Ding die Mordbrandsklage kundmachen und dafür dort dieselben Nachbarn vors Gericht berufen. Ich fragte Gizur auch, wer die Totschlagsklage führen solle, und er sagte, Mord solle sie führen, auch wenn ers ungern tue: ,er soll deshalb das Mißlichste abbekommen, weil er sich überall am schnödesten gezeigt hat. Kari soll auch dauernd zornig sein, sooft er mit Mord zusammenkommt. All dies wird ibn herumbringen und ferner der Schutz von meiner Seite", sagte Gizur. Kari sagte nun "Deinen Ratschlägen wollen wir folgen, solange sie uns zuteil werden und du an der Spitze sein willst,

So erzählt man von Kari, daß er nachts nicht schlafen konnte. In einer Nacht erwachte Asgrim und hörte, daß Kart wachte. 1. Als Geschworene,



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Asgrim fragte: "Kommt dir gar kein Schlaf in den Nächten?' Kari sprach da ein Gesätze:

Bogens Ull 1, sieh, Elend
Alle Nacht mein waltet.
Denke des Schildeschalters 2
Schlummerlos vor Kummer.
Heißer Brand im Hause
Helden Njal fraß schwelend.
Freudlosen Herbsts Verlust mich
Läßt kein Trost vergessen.

Auf niemand kam Kari so oft zu sprechen wie auf Njal und Skarphedin; niemals schmähte er seine Feinde, und niemals stieß er Drohungen gegen sie aus.


Copyright: arpa, 2015.

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