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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


119. Der Werbegang der Njalssöhne auf dem Allding

Flosi war schon auf dem Ding angekommen und besetzte sein ganzes Zelt. Runolf besetzte das Zelt der Talleute und Mord das Zelt der Krummachleute. Aus dem Ostland war Hall von der Seite am weitesten hergekommen, aber fast keine anderen Männer. Doch hatte Hall aus seiner Landschaft starkes Gefolge aufgeboten, und er schloß sich sogleich dem Flosi an und bat ihn um Vergleich und friedliche Beilegung. Hall war ein verständiger und fiedliebender Mann. Flosi antwortete freundlich, hielt aber in allem zurück. Hall fragte, wer ihm Zuzug versprochen habe; Flosi nannte Mord Walgardssohn und sagte, er habe um dessen Tochter angehalten für seinen verwandten Starkad. Hall sagte, das Mädchen sei eine gute Heirat, aber ganz schlimm sei es, sich mit Mord einzulassen, und du wirst das erproben, eh dieses Ding aus ist." Damit brachen sie das Gespräch ab.

Eines Tages war es, daß Njal und Asgrim sich lange leise unterredeten. Dann sprang Asgrim auf und sagte zu den Njalssöhnen: "Gehen wir und suchen wir uns Freunde, daß wir nicht von Übermacht bewältigt werden! Denn in diesem Handel wird man alles ein segen müssen." Dann ging Asgrim hinaus und hinter ihm Helgi Njalssohn, dann Kari Sölmundssohn, dann Grim Njalssohn, dann Skarphedin, dann Thorhall, dann Thorgrim der Große, dann Thorleif Rabe.

Sie gingen zu dem Zelte Gizurs des Weißen und traten in das Zelt ein. nr stand vor ihnen auf und hieß sie sich setzen und trinken. Asgrim sagte: " So ists nicht gemeint, und wir wollen dies nicht heimlich verhandeln: welchen Beistand soll ich mir von dir versprechen dürfen, Vetter:" Gizur sagte: "Meine Schwester Jorunn würde drauf rechnen, daß ich mich nicht drum drückte, dir zu helfen. So solls auch sein, jetzt und später, daß ein Los uns treffen soll." Asgrim dankte ihm und ging darauf fort.

Da Sagte Skarphedin:"Wohin solls jetzt gehn:" Asgrim antwortete: "Zum Zelt der Ölfusleute." Darauf gingen sie dorthin.



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Asgrim fragte, ob Skapti Thoroddssohn 1 im Zelte sei; man sagte ibm, er sei drin. Da traten sie ins Zelt ein. Skapti saß auf der Querbübne und begrüßte Asgrim; er erwiderte höflich. Skapti bot Asgrim den Sitz neben sich an; Asgrim sagte, er wolle nur kurz bleiben, " doch geht mein Anliegen an dich." "Laß hören" sagte Skapti. "Ich möchte dich um Unterstützung bitten, daß du mir und meinen Verschwägerten Hilfe leistest." "Ich hatte vielmehr gedacht," sagte Skapti, "daß eure Ungelegenheiten mir nicht ins Haus kommen sollten."Asgrim sagte: "Das sind schlechte Worte, den andern grade dann nicht zu helfen, wenn am meisten drauf ankommt" "Wer ist der Mann," Sagte Skapti, " dem viere vorangehn :: ein großer Mann mir fahlem Gesicht, sieht unheilmäßig aus, barsch und trollenhaft." Er sagte: "Skarphedin heiße ich, und du hast mich immer schon auf dem Ding gesehen; aber ich bin darin wohl klüger als du, daß ich nicht zu Sagen brauche, wie du heißt. Du heißt Skapti Thoroddssohn, aber früher nanntest du dich Borstenglatze, als du den Ketil aus Elda erschlagen hattest: da machtest du dir eine Glase und strichst dir Teer auf'n Kopf; dann bezahltest du Knechte dafür, einen Rasenstreifen auszuschneiden, und krochst darunter für die Nacht. Dann gingst du zu Thorolf Loptssohn aus Sanden, und er nahm dich auf und trug dich in seinen Mehlsäcken aufs Schiff 2."

Danach ging Asgrim mit ihnen hinaus. Skarphedin fragte: "Wohin wollen wir jetzt gehn:" "Zum Zelt des Goden Snorri." Darauf gingen sie zu Snorris Zelt. Dort war ein Mann vor dem Zelt draußen; Asgrim fragte, ob Snorri im Zelt ser der sagte, er sei drin. Asgrim trat in das Zelt ein und sie alle. Snorri saß auf der Querbühne; Asgrim trat vor ihn und grüßte ihn höflich, Snorri bewillkommte ihn herzlich und hieß ihn sich setzen. Asgrim sagte, er wolle nur kurz dableiben, "doch geht mein Anliegen an dich." Snorri hieß ihn reden. Asgrim sagte: "Ich möchte, daß du mit mir zu den Gerichten gingest und mir Hilfe gewährtest, denn du bist gescheit und unternehmungs wie wenige." " Die Rechtshändel laufen



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uns jetzt mühsam," sagte Snorri, "und es um äch viele sehr gegen uns auf, und darum haben wir keine Luft, uns noch aus andern Vierteln Ungelegenheiten ;u holen." "Das ist verzeihlich," sagte Asgrim, " denn uns weigerst du damit keinen schuldigen Lohn." "Ich weiß, du bist ein wackrer Bursche," sagte Snorri, "und dies will ich dir versprechen, das ichs nirgends gegen dich halten will und deinen Feinden keine Hilfe leisten." Asgrim dankte ihm. Snorri sagte:"Wer ist der Mann, dem viere vorangehn:: mit fahlem Gesicht und scharfen Zügen und zeigt die Zähne und hat eine Ari geschultert." "Hedin heiße ich," sagte er, " aber manche nennen mich Scharf-Hedin mit vollem Namen 1. Was willst du etwa sonst noch über mich reden:" Snorri sagte: "Dies, daß du mir barsch und gebieterisch aussiehst; und doch meine ich, daß dein bester Glücksstern jetzt im Schwinden ist, und ich geb dir kein langes Leben mehr." "Recht so," sagte Skarphedin, " denn die Schuld haben alle zu bezahlen. Aber du hättests nötiger, deinen Vater zu rächen, als mir solche Weissagungen zu prophezeien!" "Das haben schon viele gesagt," sagte Snorri, "und ich werde darüber nicht mehr zornig."

Hierauf gingen sie hinaus und erlangten hier keinen Beistand. Von dort zogen sie nach dem Zelt der Schachenföhrdeleute. Dieses Zelt gehört Hafr dem Reichen. Er war ein Sohn von Thorkel, dem Sohn von Eirik aus Göttertat, dem Sohn von Geirmund, dem Sohn von Hroald, dem Sohn von Eirik Strammbart, der in Soknedal in Norwegen den Grjatgard erlegte. Hafrs Mutter hieß Thorunn und war eine Tochter von Asbjörn Schwarzachglatze, dem Sohn von Hroßbjörn. Asgrim und die andern traten in das Zelt ein. Hafr saß mitten im Zelt und sprach mit einem Mann. Asgrim ging auf ihn zu und bot ihm den Gruss er erwiderte höflich und lud ihn ein, sich zu setzen. Asgrim sagte: "Ich wollte dich um anderes bitten: daß du mir und meinen verschwägerten Hilfe gewährtest." Hafr antwortete rasch: er wolle nicht bei ihren Ungelegenheiten mitwirken; " aber Sagen möcht ich, wer der dort



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ist mit dem fahlen Gesicht, dem viere vorangehn, und sieht so unheimlich aus, als sei er einer Meeresklippe entstiegen."Skarphedin sagte: "Bemüh dich nicht, du Milchbart, wer ich bin! Denn ich werde mich schon getrauen, da durchzugehn, wo du im Hinterhalt liegst, und wäre ganz ohne Furcht, wenn Bursche deiner Ari mir den Weg vertraten! Auch liegts dir näher, deine Schwester Swanlaug zurückzuholen, die von Eyois Eisenmesser und dem Amboss-Roll geraubt wurde aus deinem Hause, und du wagtest keine Hand zu rühren !" Asgrim sagte: "Gehn wir hinaus! Hier ist keine Hoffnung auf Beistand."

Danach gingen sie zum Zelt der Leute von Labkrautfelden und fragten, ob Gudmund der Mächtige im Zelt sei, und man sagte ihnen, er sei drin. Da traten sie in das Zelt ein. Mitten im Zelt war ein Hochsitz, und darauf saß Gudmund der Mächtige. Asgrim trat vor ihn und grüßte ihn. Gudmund bewillkommte ihn höflich und lud ihn ein, sich zu setzen. Asgrim sagte:"Setzen will ich mich nicht, sondern will dich um Unterstützung bitten, denn du hast Ehrgeiz und bist ein großer Häuptling." Gudmund sagte: "Ich will es nicht gegen dich halten, aber wenn es mir gui scheint, dir Hilfe zu leisten, so werden wir recht wohl später darüber reden können" ; und er nahm alles wohlwollend auf. Asgrim dankte ihm für seine Worte. Gudmund sagte: "In deinem Gefolge ist ein Mann, den ich mir eine Zeitlang angeschaut habe, und ersieht mir anders aus als die meisten Menschen, die ich noch gesehen habe." "Welcher ist es?' Sagte Asgrim. "vier Mann gehn ihm voraus," sagte Gudmund, " er ist dunkelbraun von Haarfarbe und mit fahlen Zügen, hochgewachsen und schaut kühn drein und so behende zur Mannestat, daß ich lieber ihn zum Gefolgsmann hätte als zebn andere. Und dennoch sieht der Mann unheilmäßig aus." Skarphedin sagte: "Ich weiß, daß deine Worte auf mich zielen, aber mit unser beider Unstern ists ungleich bestellt: ich muß Tadel hören für den Totschlag Höskulds des Weißspitzengoden, was begreiflich ist; auf dich aber machten sie Schmähreden, Thorkel Unband und Thorir Helgissohn, und davon hast du das schwerste Herzeleid ." 1 Sonst unbekannte Geschichte 2 Erzählt in der Geschichte der Leute vom



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Dann gingen sie hinaus. Skarphedin sagte nun: "Wohin wollen wir jetzt gehn?"' "Zum Zelt der Lauterseeleute," sagte Asgrim. Dieses Zelt hatte Thorkel Unband bezogen. Er war ein Sohn des Goden Thorgeir, des Sohns von Tjörwi, dem Sohne Thorkels des Langen; aber die Mutter Thorgeirs war Thorunn, Tochter von Thorstein, dem Sohn von Sigmund, dem Sohn von Fluh-Bard. Thorkels Unbands Mutter hieß Gudrid; sie war eine Tochter von Thorkel dem Schwarzen aus Leirehof, dem Sohn von Thorir Ohrlapp, dem Sohn von Ketil Robbe, dem Sohn von Ornolf, dem Sohn von Björnolf, dem Sohn von Grim Fellwange, dem Sohn von Ketil Lachs, dem Sohn von Hallbjörn Halbtroll 1. Thorkel Unband hatte in der Fremde gereist und sich in andern Ländern ausgezeichnet: er hatte in den Wäldern von Jämtland einen Räuber erschlagen gen darauf zog er nach Schweden hinüber und tat sich zusammen mit Sörkwir dem Alten, und sie heerten in den baltischen Landen; aber östlich der Balagardküste hatte Thorkel eines Abends Wasser für sie zu holen: da begegnete er einem Meerwunder und wehrte sich lange gegen das Tier, und das Ende war, daß er das Meerwunder totschlug. Von dort zog er nach Estland: dort erlegte er einen Flugdrachen. Darauf zog er nach Schweden zurück und weiter nach Norwegen und darauf nach Island heraus, und er ließ diese Großtaten abbilden über seiner Bettkammer und auf einem Stuhl vor seinem Hochsitz. Er hatte sich auch samt seinen Brüdern auf dem Lauterseer Herbstding geschlagen mit Gudmund dem Mächtigen und die Lauterseer behielten den Sieg ': damals wars, daß Thorir Helgissohn und Thorkel Unband die Schmähreden auf Gudmund machten. Thorkel tat die Äußerung, es gebe keinen auf Island, dem er sich nicht sum Zweikampf stellte oder vor dem er zurückwiche. Deshalb wurde er Thorkel Unband genannt. weil er niemand schonte, in Wort oder Tat, mit wem ers auch zu tun hatte.


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