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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


109. Mörd verhetzt Höskuld und die Njalssöhne

Kurz darauf gab es die Einladungen zwischen Höskuld und den Njalssöhnen, und diese luden zuerst den Höskuld zu sich. Skarphedin besaß ein dunkelbraunes Pferd, vier Jahre alt, groß und ansehnlich; es war ein Hengst und war



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noch nie zur Hatz gebraucht worden. Dieses Pferd schenkte Skarphedin dem Höskuld und dazu zwei Stuten. Sie machten alle dem Höskuld Geschenke und versicherten einander ihrer Freundschaft.

Darauf lud Höskuld sie zu sich nach Wörsahof. Er hatte da schon manche Gäste versammelt und viel eigene Mannschaft. Er hatte seinen Schlafsaal abbrechen lassen, aber er besaß drei Außenkammern, dort drin waren die Betten hergerichtet. Es fanden sich alle ein, die er geladen hatte; das Gelage ging sehr gut vonstatten. Und als man heimziehen sollte, suchte Höskuld den Leuten schöne Geschenke aus und gab den Njalssöhnen das Geleite; die Sigfussöhne gingen mit ihm und die ganze Hausmannschaft. Beide Teile erklärten. niemand solle zwischen sie treten können.

Einige Zeit danach kam Mord nach Wörsahof und rief Höskuld zur Unterredung heraus. Sie traten zum Gespräch beiseite . Mord sagte: "Du und die Njalssöhne, ihr seid sehr zweierlei: du machtest ihnen schöne Geschenke, aber sie machten dir Geschenke voller Hohn!" "Was hast du zum Beweis:" fragte Höskuld. "Sie schenkten dir ein Pferd, das sie das Zukunstsfohlen nannten, und taten das zum Hohn auf dich, denn sie fanden dich auch unerprobt. Ich kann dir auch sagen, daß sie dich beneiden um das Godentum: Skarphedin übernahm es auf dem Ding, als du nicht aufs Ding gekommen warst zur Einberufung des Fünfergerichts; Skarphedin denkt auch das Godentum nie mehr aus der Hand zu lassen." "Das ist nicht wahr," sagte Höskuld: "ich nahms wieder an mich auf der Herbstversammlung." "Dann hat Njal dies veranlaßt," sagte Mord. Auch brachen sie," sagte Mord, "den Vertrag an Lyting." "Daran, meine ich. sind sie nicht schuldig," sagte Höskuld. "Dem kannst du nicht widersprechen," sagte Mord: "als du mit Skarphedin zum Waldstrom hinüberrittst, siel ibm eine Art unterm Gürtel heraus, und er hatte vorgehabt, dich zu erschlagen." "Das war," sagte Höskuld, "seine Holzart, und ich hatte gesehen, wie er sie sich unter den Gürtel steckte. Und was mich betrifft, kann ich kurz sagen," sagte Höskuld, "daß du noch so Schlimmes von den Njalssöhnen er



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zählen magst, und ich glaube doch nicht dran. Und selbst wenn du die Wahrheit sagtest und es handelte sich darum, daß entweder ich sie erschlüge oder sie mich, da will ich viel lieber den Tod leiden von ihnen, als daß ich ihnen irgendein Leid antue. Du aber bist ein um so schlechterer Mensch, als du solches redest!"

Darauf zog Mord nach Hause. Einige Zeit danach suchte Ward die Njalssöhne auf. Er redete viel mit ihnen und Kart. Ich höre," sagte Mord, "Höskuld habe erklärt, daß du, Skarphedin, den Vertrag an Lyting gebrochen habest, und ich kam dahinter, daß er der Meinung war, du habest einen Mordplan gegen ihn gehegt, als ihr zum Waldstrom rittet. Und doch scheint mir das kein geringerer Mordplan, daß er dich zum Gelage lud und dir die Außenkammer anwies, die von den Gebäuden am weitesten ablag, und es wurde Holz herangeschleppt die ganze Nacht, und erbaue vor; euch drinnen zu verbrennen. Aber das kam dazwischen, daß nachts Högni ankam, und da wurde nichts aus ihrem Angriff, denn sie fürchteten ihn. Darauf gab er dir das Geleite mit einem großen Haufen Männer: da hatte er einen zweiten Angriff auf dich vor und hatte dem Grani Gunnarssohn und dem Gunnar Lambissohn aufgetragen, auf dich einzuhauen; sie aber zauderten. und da wagten sie sich nicht mehr an dich heran."

Aber als er dies gesprochen hatte, da widersprachen sie zuerst- aber endlich glaubten sie daran, und es gab nun Verstimmungen auf ihrer Seite gegen Höskuld, und sie sprachen kaum mit ihm, wenn sie sich begegneten, und auch Höskuld kam ihnen wenig entgegen. So gings eine Zeitlang.

Im Herbst zog Höskuld nach Schweinsberg hinüber zu einer Einladung, und Flosi nahm ihn herzlich auf. Hildigunn war auch mit. Flosi sagte zu Höskuld: "Ich höre von Hildigunn, daß zwischen dir und den Njalssöhnen große verstimmung herrscht. Das find ich schlimm, und ich möchte dir vorschlagen, daß du nicht zurückreitest: ich will dir ein Anwesen in Schaftberg 1 besorgen, aber in die Wirtschaft in Wörsahof will ich meinen Bruder Thorgeir schicken." "Da werden einige behaupten,"



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sagte Höskuld, ich flöhe von dort aus Angst, und das will ich nicht. "Dann ist es das Wahrscheinliche," sagte Flosi, daß es zu großen Schwierigkeiten führt." "Das wäre schlimm," sagte Höskuld, " denn lieber wollt ich bußlos liegen, als daß ich viele ins Unglück brächte."

Höskuld machte sich auf den Rückweg wenige Tage später, und Flosi schenkte ihm einen Scharlachmantel, der war mit Varien eingefaßt bis hinunter. Höskuld ritt nach Wörsahof zurück. Es trug sich nichts zu eine Zeitlang. Höskuld war so gern gesehen, daß er fast keine Feinde hatte, aber die Mißstimmung zwischen ihnen blieb dieselbe den ganzen Winter.

Njal hatte als Ziehsohn angenommen den Sohn des Kari, der Thord hieß. Er hatte auch den Thorhall aufgezogen, den Sohn von Asgrim Elltdi-Grimssohn. Thorhall war ein rüstiger Mann und tatkräftig in allem. Er hatte bei Njal so das Recht erlernt, daß er einer der drei größten Rechtskundigen auf Island war 1.


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