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Kapitel 

VOLKSMÄRCHEN DER KABYLEN

III. BAND

DAS FABELHAFTE

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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EIN BAND ZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE


45. Der verkappte Agelith

Ein Mann wollte einmal auf die Pilgerfahrt gehen. Er rief seine einzige Tochter und übergab ihr einen Topf. In dem Topfe hatte er sein ganzes Gold, oben darauf aber eine Schicht Salz gefüllt. (Salz lemiläch.) Der Mann sagte zu seiner Tochter: "Schwöre mir, daß du diesen Topf mit Salz nicht anrühren und sorgfältig bewahren wirst, bis ich von meiner Pilgerfahrt zurückkommen werde." Die Tochter schwor es. Sie stellte den Topf beiseite. Sie rührte ihn nicht wieder an. Der Mann ging auf die Pilgerfahrt.

Im Hause neben dem Pilger wohnte ein großer Dieb. Der Dieb sagte zu seiner Frau: "Geh doch einmal hinüber zu der Tochter des Pilgers und frage sie, was ihr der Vater zur Aufbewahrung übergeben hat." Die Frau ging zu der Tochter des Pilgers. Sie sprach mit der Tochter des Pilgers. Sie fragte die Tochter: "Was hat dir dein Vater als Besonderes zum Aufbewahren übergeben?" Die Tochter sagte: "Nichts als einen Topf mit Salz." Die Frau kehrte zurück und sagte: "Der Pilger hat seiner Tochter nichts zurückgelassen als einen großen Topf mit Salz. Die Tochter hat den Topf im Adaeinin (Viehstall) versteckt*." Der Dieb nahm darauf einen Sack voll Salz und brach nachts in die Wand des Viehstalles beim Pilger ein. Er NB. Anmerk. Nach einer anderen, offenbar schlechteren Version, gewann der Dieb die Kenntnis von dem Vorhandensein des Goldes durch Orakel. (Orakel — aggethen, vorhersehen, — thimtheräuth.) —



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nahm alles Gold aus dem Topfe und schüttete ihn ganz voll Salz. bann kehrte er zurück, schloß die Öffnung in der Mauer und trug das Gold in sein Haus.

Nach einiger Zeit kam der Vater von seiner Pilgerfahrt zurück. ber Vater fragte seine Tochter: "Wo hast du mein Gold?" Die Tochter sagte: "Du hast mir kein Gold gegeben. Du gabst mir nur einen Topf mit Salz. Und der steht im Viehstall." Der Pilger ging in den Viehstall und untersuchte den Topf. Er fand nur Salz. Darauf verstieß der Vater die Tochter, ging zum Agelith und trug ihm die Sache vor. Der Agelith sagte: "In dieser Sache kann ich nichts tun." Der Vater ging zornig fort. Die Tochter ging weinend fort. Alle Leute im Orte sprachen über den Vater, sein Gold und seine Tochter.

Eines Tages blickte der Agelith, der noch sehr jung war, zum Fenster hinaus. Vor seinem Hause spielten einige Knaben Gerichtssitzung (schert). Ein kleiner Junge spielte das Haupt (im. koran, d. i. der Große) des Gerichtes. Die Kinder spielten die Geschichte des Pilgers, seines Goldes und seiner Tochter. Der klein€ Junge ließ die andern sprechen und sagte dann zu dem Jungen, dei den Vater spielte: "Du hast kein Recht, deine Tochter zu verjagen Du hast ihr den Topf mit dem Salz als einen Topf voll Salz übergeben und sie hat ihn dir auch voll Salz zurückerstattet." Dann wandte er sich an den Jungen, der die Tochter des Pilgers spielte, und sagte: "Nun sage mir genau, welcher Frau du während der Abwesenheit deines Vaters etwas von dem Topf mit dem Salz gesagt hast. Gehe hin und sieh zu, ob irgendeine Stelle in der Mauer des Viehstalles neu hergerichtet ist. Und wenn das der Fall ist, untersucht die Häuser aller Männer, mit deren Frauen das Mädchen über den Salztopf gesprochen hat."

Der junge Agelith hörte das. Er ließ die Tochter des Pilgers kommen und sprach mit ihr. Er sagte: "Mit wem hast du während der Abwesenheit deines Vaters über den Topf mit Salz gesprochen?" Die Tochter sagte: "Nur mit der Frau unseres Nachbars; die fragte mich, was mein Vater mir Besonderes zum Aufbewahren zurückgelassen habe." Der Agelith ließ sogleich die Frau des Nachbars holen und deren Mann gefangennehmen. Der junge Agelith ließ das Haus des Diebes untersuchen; er fand das Gold. Der Dieb gestand alles. Der junge Agelith gab dem Pilger das Gold wieder und sagte: "Du verdankst dein Gold diesem Knaben. Deshalb beschenke ihn reichlich. Du hast deine Tochter schlecht behandelt. Deshalb beschenke



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sie." Alle Leute waren zufrieden und lobten die Klugheit des jungen Agelith. —

Der Agelith ließ aber den klugen Knaben zu sich kommen. Er ließ ihn in seinem Hause erziehen. Er machte ihn zu seinem Stellvertreter.



***
Eines Tages hatte der junge Agelith einen bösen Traum. Er träumte, daß er sieben Jahre im Elend verbringen müsse. Der Agelith erwachte am Morgen und dachte über seinen Traum nach. Der junge Agelith sagte: "Diese sieben Jahre des Elends werde ich erleben. Es ist nur die Frage, ob ich sie in der Jugend oder im Alter erleben werde. Ich will sie lieber in der Jugend verbringen, denn in der Jugend kann ich sie besser ertragen." Der Agelith ließ sogleich den Knaben kommen, der sein Stellvertreter war und sagte: "Ich werde auf sieben Jahre verreisen. Bleib du an meiner Stelle. Nach sieben Jahren komme mit meinen Leuten. Ich werde dich dann wissen lassen, wo ich bin."

Dann zog der Agelith mit einigen Leuten, einem blauen Zelt, einem blauen Kleid, einem blauen Pferd, vielen schönen Sachen und sieben Eseln, bepackt mit Gold, in die Ferne. Er hatte aber kaum die Stadt verlassen, da öffnete sich die Erde und verschlang die sieben mit Gold beladenen Esel. Der junge Agelith war froh und sagte: "Die sieben Jahre des Elends beginnen." Der Agelith zog mit seinen Leuten, seinem blauen Zelt, auf blauem Pferd und im blauen Kleid noch weiter, bis er in ein fremdes Land kam. Dort ließ er seine Leute, das blaue Zelt, das blaue Pferd und das blaue Kleid zurück, zog ein anderes Gewand an, hieß seine Leute auf seine Rückkehr warten und wanderte allein weiter.

Der junge Agelith war noch nicht sehr weit gegangen, da traf er einen Hirten. Er sagte zu dem Hirten: "Gib mir einen Hammel und deine Kleider. Ich lasse dir dafür meine Kleider und alles, was ich an Gold habe, zurück." Der Hirt war damit einverstanden. Der junge Agelith zog darauf die alten Kleider des Schäfers an. Er tötete den Widder, nahm die Eingeweide heraus und stülpte sie als Hut auf den Kopf. So ging er weiter und kam bald an einen großen Ort. Durch die Stadt ging er zum Markte und setzte sich als Bettler neben einen Kuchenbäcker nieder.

Die Kinder sahen den Mann mit dem Eingeweide auf dem Kopf und nannten ihn Wuthkerschiuth (wuth -genetiv = seiner; kerschiuth =Eingeweide). Die Kinder blieben stehen, und da sie nun



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einmal dort standen, kauften sie dem Bäcker Kuchen ab. Alle Kinder und jungen Leute blieben stehen und sahen Wuthkerschiuth an. Alle kauften dem Bäcker Kuchen ab, so daß er am Abend keine mehr hatte. Der Bäcker sah, daß er ein gutes Geschäft machte. Er gab Wuthkerschiuth am Abend reichlich zu essen und sagte: "Bleibe bei mir; hilf mir bei der Arbeit; ich will dich reichlich ernähren."

So blieb der junge Agelith als Wuthkerschiuth bei dem Bäcker. Von nun ab begleitete Wuthkerschiuth den Bäcker alle Tage auf den Markt. Die Leute kamen in Menge herbei, um den Mann mit dem Eingeweide auf dem Kopfe zu sehen, und kauften alle Kuchen, so daß der Bäcker zuletzt ein reicher Mann wurde. Der Bäcker wollte eines Tages Wuthkerschiuth neue Kleider kaufen. Wuthkerschiuth aber sagte: "Laß das. Wenn du mir etwas schenken willst, so kaufe mir bitte ein Stück Seife (sabun), damit ich mich waschen kann." Der Bäcker tat es.

Wuthkerschiuth ging zum Brunnen. Er nahm die Eingeweide ab und zog die alten schmutzigen Kleider ab. Er wusch sich und stand am Brunnen in seiner ganzen Schönheit. Und der junge Agelith war schöner als irgendein Mann in der Stadt. Dem Brunnen gegenüber war das Haus des Agelith der Stadt. Die jüngste Tochter des Agelith sah zum Fenster heraus. Sie sah den jungen Agelith in seiner ganzen Schönheit. Sie war geblendet von seiner Schönheit. Sie sagte: "Diesen Mann und keinen anderen will ich heiraten. Wer ihn so sieht, weiß, daß dieser Mann etwas anderes ist, als nur ein schmutziger Bettler."

Die jüngste Tochter des Agelith hatte noch sechs ältere Schwestern. Die jüngste Tochter ging zu ihren Schwestern und sagte: "Wir wollen unseren Vater bitten, daß er uns Männer gibt." Die sechs Schwestern waren einverstanden. Sie nahmen eine sehr reife Melone, steckten sieben Messer hinein und sandten die Melone so zu ihrem Vater. Der Vater ließ einen Amrar asemeni kommen und sagte: "Meine Töchter haben mir diese reife Melone mit sieben Messern darin geschickt. Was wollen sie damit sagen ?" Der Amrar asemeni sagte: "Deine Töchter wollen damit sagen, daß sie reif sind, wie diese Melone und daß sie dich bitten, ihnen Ehemänner zu geben." Der Agelith sagte: "Meine Töchter haben recht, jede von ihnen soll sich einen Mann auswählen."

Der Agelith ließ ausrufen, daß alle jungen Männer der Stadt sich gute Kleidung anziehen und an seinem Hause vorüberziehen sollten, damit seine Töchter sich unter ihnen ihre Gatten auswählen könnten.



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Der Agelith hieß seine Töchter sich am Fenster niedersetzen. Er gab jeder von ihnen einen Apfel. Die jungen Männer der Stadt zogen in ihren besten Kleidern auf den schönsten Pferden vorüber. Eine der älteren Schwestern nach der anderen warf je einem Sohne aus guter Familie einen Apfel zu. Als die jungen Männer vorbeigeritten waren, hatten alle sechs älteren Schwestern ihre Gatten gewählt. Nur die jüngste hielt ihren Apfel noch in der Hand.

Der Agelith fragte die Leute: "Ist denn noch irgendein junger Mann in der Stadt, den meine Tochter noch nicht gesehen hat?" Die Leute sagten: "Es ist nur noch der schmutzige Wuthkerschiuth da." Der Agelith sagte: "Er soll auch vorüberreiten." Die Leute liefen zu Wuthkerschiuth und sagten: "Du sollst auch am Fenster der jüngsten Tochter des Agelith vorüberreiten." Darauf bestieg Wuthkerschiuth ein altes hinkendes Pferd und ritt nach dem Hause des Agelith. Als er unter dem Fenster der jüngsten Tochter des Agelith vorbeikam, erkannte diese den schönen Mann am Brunnen und warf Wuthkerschiuth ihren Apfel zu. Da lachten alle Leute und sagten: "Die jüngste Tochter des Agelith hat sich den Wuthkerschiuth zum Gatten gewählt." Die sechs Schwestern spotteten über sie und sagten: "Hast du keinen Erbärmlicheren gefunden als diesen Wuthkerschiuth?" Die jüngste Tochter des Agelith sagte: "Das geht euch nichts an. Das ist meine Sache."

Einige Tage später gab der Agelith ein großes Fest und gab allen seinen sieben Töchtern die Männer, die sie erwählt hatten. Die jüngste heiratete Wuthkerschiuth und zog mit ihm in ein kleines, schmutziges Haus. Sie blieben sechs Tage zusammen.

Am siebenten Tage sagte Wuthkerschiuth nachts zu seiner jungen Frau: "Geh zu deinem Vater und sage ihm: ,Sage deinen Schwiegersöhnen, die dich liebhaben, die sollen dir von den wiederbelebenden Äpfeln (zfah'lemädchór) bringen." — Am andern Tage ging die Jüngste zu ihrem Vater und sagte: "Mein Vater, rufe deine Schwiegersöhne zusammen und sage ihnen, welche von ihnen dich lieb hätten, die sollten dir von den wiederbelebenden Äpfeln bringen."

Der Agelith rief seine Schwiegersöhne zusammen und sagte: "Wenn ihr mich lieb habt, bringt mir einige von den wiederbelebenden Äpfeln." Die sechs ältesten Söhne fragten: "Wo können wir diese wiederbelebenden Apfel finden?" Der Agelith sagte: "Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß sie an dem gegenüberliegenden Ufer des Meeres wachsen." Die sechs Männer der ältesten Schwestern



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sagten: "Es soll uns nicht schwer fallen. Wir werden sie bringen." Der Wuthkerschiuth aber sagte nichts.

Am andern Morgen bestieg Wuthkerschiuth sein hinkendes Pferd und ritt ganz früh von dannen. Nach einiger Zeit machten sich auch die andern sechs Schwiegersöhne auf den Weg und hatten auf ihren schnellen Pferden Wuthkerschiuth bald überholt. Wuthkerschiuth ritt zu den Felsen, auf denen ein großer Vogel (äjithir plur. ichuthär; einige behaupten, er sei ein Strauß gewesen, andere Erzähler erklären ihn für einen Adler) sein Nest hatte. Er schlachtete am Fuße des Felsens einen Hammel und stieg mit dem Hammel hinauf.

Im Nest des Vogels waren nur die sieben Jungen. Wuthkerschiuth gab ihnen den Hammel zu fressen, so daß die Jungen ganz satt und sehr zufrieden waren. Nach einiger Zeit kam die Mutter der Jungen mit einem Frosch (amkak) im Schnabel als Speise für die Jungen an. Die sieben Jungen aber schrien: "Laß deinen Frosch, Mutter! Wir haben heute reichlich Fleisch bekommen." Der große Vogel sagte: "Wie ist das geschehen?" Die sieben Jungen sagten: "Dieser Mann hier hat uns einen ganzen Hammel auf den Felsen gebracht und unter uns verteilt." Der große Vogel sagte: "Diesem Manne werde ich danken und ihm jeden Wunsch erfüllen, auch wenn er von mir verlangen sollte, daß ich ihn in das Land der wiederbelebenden Äpfel und zurückbringen sollte." Wuthkerschiuth sagte: "Darum bitte ich dich!"

Der große Vogel nahm Wuthkerschiuth zwischen die Flügel und sagte: "Schließe die Augen." Wuthkerschiuth schloß die Augen. Der große Vogel flog. Er flog weit über die sieben Meere fort. Dann ließ er sich nieder und sagte: "Öffne die Augen." Wuthkerschiuth öffnete die Augen und sah, daß er in einem Garten war, in dem die Bäume mit den wiederbelebenden Äpfeln standen. Er pflückte sieben Äpfel und steckte sie zu sich. Er sagte zu dem großen Vogel: "Nun trage mich dahin, wo mein blaues Zelt steht." Der große Vogel nahm Wuthkerschiuth wieder zwischen die Flügel, flog auf und trug ihn wieder über die sieben Meere zu der Stelle, wo dicht bei seinem Neste das blaue Zelt des jungen Agelith mit den Leuten stand.

Wuthkerschiuth kleidete sich in die blauen Kleider. Er bestieg sein blaues Pferd. Er ritt hinaus. Er begegnete den sechs Männern der älteren Schwestern seiner Frau. Die sechs Männer begrüßten den vornehmen jungen Agelith. Sie erkannten ihn nicht. Der junge Agelith lud sie ein, in sein Zelt zu kommen. Er bewirtete sie und fragte: "Was sucht ihr?" Die sechs Männer sagten: "Wir suchen



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die wiederbelebenden Äpfel." Der junge Agelith sagte: "Ich habe fünf von den wiederbelebenden Äpfeln." Die sechs Männer sagten: "Wir wollen sie dir abkaufen! Was willst du dafür haben?" Der junge Agelith sagte: "Die fünf Äpfel sind mir für Gold nicht feil. Ich gebe sie euch nur, wenn mir jeder von euch einen seiner kleinen Finger gibt." Darauf ließen die sechs Männer sich sechs kleine Finger abschneiden. Der junge Mann nahm sie an sich und gab ihnen dafür die wiederbelebenden Äpfel.

Die sechs Männer bedankten sich und machten sich auf den Heimweg. Wuthkerschiuth zog auch sein altes Kleid an, bestieg das alte hinkende Pferd und ritt hinter ihnen her. Die sechs Männer der älteren Schwestern brachten dem Agelith die fünf wiederbelebenden Äpfel. Der Agelith lobte sie. Nachher kam Wuthkerschiuth auf seinem alten Pferde angehinkt. Die sechs Männer der älteren Schwestern fragten ihn: "Und was bringst du ?" Wuthkerschiuth sagte: "Ich bringe heute noch nichts!" Da spien sie ihm ins Gesicht.

Nach drei Tagen sagte Wuthkerschiuth zu seiner jungen Frau: "Gehe zu deinem Vater und sage ihm, er soll von seinen Schwiegersöhnen verlangen: wenn sie ihn lieb hätten, sollten sie ihm von der Milch einer Löwin, gefüllt in einen Sack aus dem Fell einer jungen Löwin, der mit dem Barthaar eines alten Löwen zugebunden ist, bringen." Die jüngste Tochter des Ageliths ging am andern Tage zu ihrem Vater und sagte: "Verlange von deinen Schwiegersöhnen, daß, wenn sie dich liebhaben, sie dir die Milch der Löwin in einem Fellsack aus der Haut einer jungen Löwin, der zugebunden ist mit dem Barthaar eines alten Löwen, bringen." Der Agelith sagte: "Das werde ich tun."

Der Agelith rief am andern Tage seine sieben Schwiegersöhne zusammen und sagte: "Wer unter euch mich lieb hat, bringe mir die Milch der Löwin, gefüllt in einen Sack aus dem Fell einer jungen Löwin, der zusammengebunden ist mit einem Barthaar des alten Löwen." Die sechs Männer der älteren Töchter des Agelith sagten: "Das werden wir tun." Wuthkerschiuth sagte nichts.

Am andern Morgen bestieg Wuthkerschiuth schon frühzeitig sein hinkendes Pferd und ritt von dannen. Die sechs Männer der älteren Schwestern seiner Frau brachen erst spät auf. Mit ihren schnellen Pferden holten sie aber Wuthkerschiuth bald ein und ritten, ohne ihn zu grüßen, schnell an ihm vorüber. Wuthkerschiuth nahm einen Hammel. Er ging dahin, wo in dem Felsen die Höhle einer Löwin war. Er tötete den Hammel und trug ihn in die Höhle. In der Höhle



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waren nur die sieben Jungen, denn der Alte und die Alte waren ausgegangen.

Wuthkerschiuth teilte den Hammel und teilte ihn unter die sieben Jungen. Die sieben Jungen fraßen gierig, denn sie hatten seit Tagen nichts zu fressen bekommen. Dann versteckte sich Wuthkerschiuth im Hintergrunde der Höhle. Nach einiger Zeit kam die Löwin. Sie kam langsam und traurig. Denn sie hatte wieder kein Fressen für ihre Kinder beschaffen können.

Die sieben Jungen schrien der Löwin entgegen und riefen: "Mutter, wir sind ganz satt!" Die Löwin war sehr erstaunt und sagte: "Wie kommt das?" Die sieben Jungen riefen: "Ein guter Mann hat einen Hammel gebracht, hat ihn getötet und unter uns geteilt." Die alte Löwin sagte: "Darüber bin ich froh; denn nun braucht ihr nicht alle zu verhungern. Ich will dem Mann danken; ich will ihm jeden Wunsch erfüllen." Wuthkerschiuth kam aus dem Hintergrunde der Höhle hervor und sagte: "So bitte ich dich, gib mir deine Milch im Fettbalg eines deiner Jungen und schließe den Sack mit einem Barthaar deines Mannes." Die Löwin sagte: "Das sollst du haben."

Die Löwin tötete selbst eines ihrer Jungen. Sie zog ihm den Balg ab und sagte zu Wuthkerschiuth: "Hier hinein melke meine Milch!' Wuthkerschiuth tat es. Dann lief die Löwin fort, lief dahin, wo ihr Mann, der Löwe, umherstrich, riß ihm ein Barthaar aus und kehrte damit zurück. Die Löwin band den Fellsack mit ihrer Milch mit dem Barthaar des Löwen zu und übergab ihn Wuthkerschiuth. Wuthkerschiuth bedankte sich und ging.

Wuthkerschiuth ging darauf dahin, wo seine Leute mit dem blauen Zelt warteten. In seinem Zelte zog er seine blaue Kleidung an, bestieg sein blaues Pferd und ritt heraus, seinen sechs Schwägern entgegen. Die sechs Männer der älteren Schwestern seiner Frau begrüßten den jungen Agelith. Sie erkannten wieder nicht, daß dies ihr Schwager Wuthkerschiuth war. Wuthkerschiuth lud sie in sein Zelt ein, bewirtete sie und fragte sie: "Was sucht ihr?" Die sechs Männer sagten: "Wir suchen die Milch einer Löwin, gefüllt in den Balg eines jungen Löwen, der zugebunden ist mit dem Barthaar des alten Löwen." Der junge Agelith sagte: "Ich habe diesen Sack." Die sechs Männer sagten: "Wir wollen ihn dir abkaufen."Wuthkerschiuth sagte: "Der Sack ist mir für Gold nicht feil." Die sechs Männer fragten: "Was sollen wir dir dafür bieten?" Wuthkerschiuth sagte: "Gebt mir dafür jeder ein Ohrläppchen (thaurthend;



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plur. thiurthemin)." Die sechs Männer waren damit einverstanden. Wuthkerschiuth schnitt jedem ein Ohrläppchen ab und gab den sechs Männern dann den Sack. Die sechs Männer ritten mit dem Sack nach Hause.

Wuthkerschiuth zog wieder sein altes Kleid an. Er bestieg wieder sein altes hinkendes Pferd. Er ritt langsam hinter den sechs Schwägern her. Die sechs Männer der älteren Schwestern seiner Frau kamen daheim an. Sie übergaben dem Agelith die Milch der Löwin gefüllt in einen Sack aus dem Fell eines jungen Löwen, der mit dem Barthaar des alten Löwen zusammengebunden war. Der Agelith lobte seine Schwiegersöhne sehr und war sehr froh. Lange Zeit nachher kam Wuthkerschiuth auf seinem Pferde angehinkt. Die sechs Schwäger fragten ihn: "Und was bringst du ?" Wuthkerschiuth sagte: "Ich bringe noch nichts." Da spien ihm die Männer der älteren Schwestern seiner Frau in das Gesicht.

Nach drei Tagen sagte Wuthkerschiuth nachts zu seiner Frau: "Gehe morgen zu deinem Vater und sage ihm, er solle verlangen, daß der seiner Schwiegersöhne, der ihn liebhabe, ihm den singenden Vogel bringen soll." Am andern Morgen ging die jüngste Tochter zu ihrem Vater, dem Agelith und sagte zu ihm: "Sage zu deinen Schwiegersöhnen, daß der, der dich lieb hat, dir den singenden Vogel bringen soll." Der Agelith sagte: "Es ist recht, meine Tochter, ich will den singenden Vogel von meinen Schwiegersöhnen verlangen."

Der Agelith rief seine Schwiegersöhne zusammen und sagte: "Der von euch, der mich lieb hat, soll mir den singenden Vogel bringen." Die sechs Männer der älteren Töchter des Agelith sagten: "Das werden wir tun. Wir werden dir den singenden Vogel bringen." Wuthkerschiuth sagte nichts.

Am andern Morgen bestieg Wuthkerschiuth schon früh sein hinkendes Pferd und ritt aus der Stadt. Seine sechs Schwäger machten sich erst spät auf den Weg, holten ihn aber bald ein. Sie beschimpften Wuthkerschiuth und ritten an ihm vorüber. Wuthkerschiuth ritt zu einem Walde, der nahe bei seinem blauen Zelt war. Er steckte Kamm, Rasiermesser und Spiegel zu sich und ging in den Wald.

Nach einiger Zeit traf er auf einen alten Mann, dessen Haare fielen bis auf die Erde herunter und sein Bart reichte von einem Busch zum andern. Wuthkerschiuth begrüßte den alten Mann. Der alte Mann beschimpfte ihn und sagte: "Wenn du mich nicht gegrüßt hättest, würde ich dich und die Erde, auf der du gehst, verschlingen."Wuthkerschiuth sagte: "Weshalb willst du das tun? Ich bin doch gekommen,



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dich jung und schön zu machen." Der alte Mann lachte (höhnisch) und sagte: "Wie willst du das machen?"

Wuthkerschiuth sagte nichts weiter. Er zog sein Rasiermesser und den Kamm heraus und begann dem alten Mann die Haare zu schneiden. Er schnitt die Haare kurz und rasierte ihn. Dann hielt er ihm den Spiegel vor und sagte: "Nun sieh selbst!" Der alte Mann besah Sich im Spiegel und sagte: "Du hast recht, du hast mich schön gemacht, wie einen jungen Mann. Nun sage mir, was du wünschst."

Wuthkerschiuth sagte: "Ich möchte den singenden Vogel haben." Der alte Mann sagte: "Das ist sehr einfach! Nimm dieses Vogelbauer, Offne es und stelle es dort unter den Baum. Nach einiger Zeit wird der singende Vogel kommen und sich auf einen Zweig des Baumes Setzen. Der singende Vogel wird anfangen, dich zu beschimpfen. Wenn du auf seine schimpfende Rede antwortest, wird sich sogleich die Erde öffnen und dich verschlingen. Wenn du aber nicht antwortest, wird der singende Vogel ganz von allein in das Vogelbauer fliegen.

Dann schließe das Vogelbauer und trage ihn heim." Wuthkerschiuth nahm das Vogelbauer und bedankte sich.

Wuthkerschiuth öffnete das Vogelbauer und setzte es unter den Baum. Nach einiger Zeit kam der singende Vogel, setzte sich auf einen Zweig des Baumes und begann Wuthkerschiuth zu beschimpfen. Wuthkerschiuth blieb stumm und antwortete nicht auf die schimpflichen Reden des singenden Vogels. Darauf flog der singende Vogel herab in das Vogelbauer. Wuthkerschiuth schloß es und ging mit ihm fort.

Wuthkerschiuth ging dahin, wo seine Leute und sein blaues Zelt waren. Wuthkerschiuth zog sein blaues Kleid an und bestieg sein blaues Pferd. Der junge Agelith ritt den sechs Schwägern entgegen. Er begrüßte die sechs Schwäger und lud sie in sein Zelt ein. Die sechs Männer der älteren Schwestern seiner jungen Frau erkannten Wuthkerschiuth nicht. Sie folgten der Einladung des jungen Agelith. Wuthkerschiuth führte sie in sein Zelt, bewirtete sie und fragte sie: "Was sucht ihr?" Die sechs Männer sagten: "Wir suchen den singenden Vogel." Der junge Agelith sagte: "Den singenden Vogel sucht ihr überall vergebens. Den singenden Vogel hab nur ich!" Die sechs Männer riefen: "Wir bitten dich! Verkaufe uns den singenden Vogel! Was willst du für den singenden Vogel haben?" Der junge Agelith sagte: "Der singende Vogel ist mir für Gold nicht feil!" Die sechs Männer drängten und sagten: "Was forderst du von uns für



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den singenden Vogel?" Der junge Agelith sagte: "Jeder von euch soll mir eine seiner kleinen Zehen (thiothend; plur. thivthenip) geben." Die sechs Männer der älteren Schwestern der jungen Frau des Wuthkerschiuth waren damit einverstanden. Der junge Agelith schnitt ihnen die kleinen Zehen ab. Die sechs Männer nahmen den singenden Vogel und ritten nach Hause.

Der junge Agelith legte darauf wieder sein Kleid als Wuthkerschiuth an, bestieg das hinkende Pferd und ritt hinter den sechs Schwägern her. Die sechs Männer der älteren Schwestern der jungen Frau des Wuthkerschiuth kamen inzwischen in der Stadt an. Sie gaben dem Agelith den singenden Vogel. Der Agelith bedankte sich sehr und war über den singenden Vogel sehr froh. Wuthkerschiuth kam nach langer Zeit auch an. Die sechs Schwäger kamen ihm entgegen und fragten ihn: "Und was hast du mitgebracht?"Wuthkerschiuth sagte: "Ich habe noch nichts mitgebracht." Darauf spien die sechs Schwäger ihm wieder in das Gesicht und beschimpften ihn. Wuthkerschiuth sagte aber nichts.

Am andern Tage ließ der Agelith seine Schwiegersöhne zusammenkommen und ihnen sagen, sie sollten seinem Stellvertreter angeben, was jeder seiner Frau als Morgengabe (immenthir) einbringen werde. Die sieben Schwiegersöhne kamen zusammen. Der eine sagte, er bringe eine Million (aliph) Hammel. Der zweite sagte, er bringe tausend Ochsen. Der dritte sagte, er bringe tausend Kamele. Der vierte sagte, er bringe fünfhundert Stuten. Der fünfte sagte, er bringe eine Million Maß Weizen. Der sechste sagte, er bringe zehntausend Goldstücke. Wuthkerschiuth sagte: "Ich bringe mich."Da gab der Stellvertreter dem Wuthkerschiuth eine Ohrfeige. Wuthkerschiuth sagte: "Stelle diese Ohrfeige in Rechnung, denn meine Zeit ist bald abgelaufen und dann wollen wir alles zusammen berechnen.

In diesen Tagen waren nämlich die sieben Jahre des Elends für Wuthkerschiuth abgelaufen. Er sandte eine Nachricht an den Knaben, den er als Stellvertreter zurückgelassen hatte und ließ ihm sagen: "Ich bin in der großen Stadt. Komme mit meinen Leuten mich abzuholen." Der Stellvertreter des jungen Agelith rief alle Männer zusammen und sagte: "Die Zeit des Elends unseres jungen Agelith ist abgelaufen! Kommt mit und holt ihn in der großen Stadt ab." Darauf zogen alle Männer ihre besten Kleider an, stiegen zu Pferde oder zu Kamel und machten sich allesamt auf den Weg.

Der Zug der vielen Menschen kam an der Stelle vorbei, an der der junge Agelith seine Leute mit dem blauen Zelt und dem blauen Pferd



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zurückgelassen hatte. Sie nahmen alles mit und kamen bald darauf in die Stadt. Als der Zug in die Stadt kam, liefen alle Leute schreiend zusammen und riefen: "Ein fremder Agelith kommt, um uns den krieg zubereiten." Der Stellvertreter des jungen Agelith sagte aber: ,Seid still! Seid ruhig! Wir bringen nichts Schlechtes. Wir bringen euch nur Gutes!"

Der Stellvertreter kam in die Mitte der Stadt. Er ließ das blaue Zelt in der Mitte der Stadt aufschlagen. Wuthkerschiuth kam. Er trat in das blaue Zelt und zog sein blaues Kleid an. Er bestieg das blaue Pferd und begrüßte seinen Stellvertreter und seine Leute. Der junge Agelith fragte den Stellvertreter: "Was verdient die Hand, die mich schlug?" Sein Stellvertreter sagte: "Die Hand verdient abgeschlagen zu werden." Der junge Agelith sagte: "Was verdient der Mund, der mich beschimpfte ?" Der Stellvertreter sagte: "Verbrannt zu werden."

Der alte Agelith der Stadt hatte gehört, daß ein junger Agelith angekommen war. Sein Stellvertreter hatte auch gehört, daß ein junger Agelith angekommen wäre. Der Stellvertreter und der alte Agelith kamen, den Agelith zu begrüßen. Der alte Agelith erkannte seinen Schwiegersohn. Er begrüßte ihn. Der Stellvertreter des alten Agelith wollte auch den Schwiegersohn seines Herrn begrüßen. Der junge Agelith sagte aber zu seinem Stellvertreter: "Dies ist der Arm, der mich schlug." Darauf schlugen die Leute ihm den Arm ab. Der junge Agelith sagte: "Das ist der Mund, der mich beschimpfte." Darauf warfen sie den Stellvertreter des alten Agelith in das Feuer, so daß er verbrannte.

Der alte Agelith führte seine Gäste in sein Haus, um sie zu bewirten. Der junge Agelith sagte im Hause zu seinem Schwiegervater: "Ich habe den sechs Männern der älteren Schwestern meiner Frau etwas mitgebracht, rufe sie." Der alte Agelith ließ seine sechs Schwiegersöhne rufen. Der junge Agelith sagte: "Setzt euch! Ihr fragtet mich dreimal, was ich mitgebracht habe. Ich habe euch alle dreimal geantwortet, daß ich noch nichts mitgebracht habe. Heute habe ich nun für jeden von euch drei Geschenke mitgebracht, und ich bitte euch, sie sogleich anzulegen." Die sechs Schwiegersöhne sagten: "Wir danken dir, wir werden deine Geschenke sogleich anlegen."

Der junge Agelith zog sechs kleine goldene Ringe hervor und sagte "Steckt diese auf den kleinen Finger eurer linken Hand." Die sechs Männer wurden verlegen. Sie nahmen die kleinen goldnen Ringe



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und sagten: "Wir wollen sie auf dem kleinen Finger der rechten. Hand tragen." Der junge Agelith sagte: "Ihr habt mich nicht recht verstanden. Ihr sollt sie auf dem kleinen Finger der linken Hand. tragen." Die sechs Männer sagten: "Das können wir nicht." Der Agelith sagte: "Weshalb könnt ihr es nicht. Zeigt Eure Hände." Die sechs Männer zeigten ihre Hände. Da sahen alle, daß ihnen die kleinen Finger der linken Hand abgeschnitten waren.

Der junge Agelith sagte: "Ich habe euch noch etwas anderes mitgebracht." Er zog sechs Ohrgehänge (die Kabylenmänner tragen nur in einem Ohr ein Gehänge) hervor und sagte: "Befestigt diese in eurem rechten Ohrläppchen!" Die sechs Männer wurden verlegen und sagten: "Wir wollen diese Gehänge im linken Ohrläppchen befestigen» Der junge Agelith sagte: "Ihr habt mich falsch verstanden. Ihr sollt die Gehänge am rechten Ohrläppchen tragen." Die sechs Männer sagten: "Das können wir nicht." Der alte Agelith sagte: "Weshalb könnt ihr es nicht? Hebt eure Mützen hoch."Die sechs Männer hoben die Mützen auf; da sahen alle Leute, daß ihnen die rechten Ohrläppchen abgeschnitten waren.

Der junge Agelith sagte: "Ich habe euch noch etwas mitgebracht." Er zog sechs goldne kleine Zehenringe heraus und sagte: "Diese Zehenringe sollt ihr auf der kleinen Zehe eures linken Fußes tragen." Die sechs Männer wurden verlegen und sagten: "Wir werden diese goldnen kleinen Ringe auf der kleinen Zehe des rechten Fußes tragen." Der junge Agelith sagte: "Ihr habt mich nicht recht verstanden. Ich sagte euch, ihr solltet sie auf der kleinen Zehe des linken Fußes tragen." Die sechs Männer sagten: "Das können wir nicht." Der alte Agelith sagte: "Was, das könnt ihr auch nicht? Zeigt eure linken Füße!" Die sechs Männer entblößten die linken Füße. Alle Leute sahen, daß ihnen die kleine Zehe abgeschnitten war.

Der alte Agelith sagte: "Nun sagt mir, wo eure kleinen Finger, eure Ohrläppchen und eure kleinen Zehen geblieben sind."Die sechs Männer schwiegen. Der alte Agelith wandte sich an den jungen Agelith und fragte ihn: "Weißt du es, so sage es mir." Der junge Agelith zog die sechs kleinen Finger aus der Tasche und sagte: "Hier sind die sechs kleinen Finger. Mit diesen sechs Fingern bezahlten sie mir die fünf wiederbelebenden Apfel, die sie dir nachher als ihre Geschenke brachten. Ich habe aber nicht nur diese fünf, sondern noch zwei weitere wiederbelebende Äpfel mitgebracht, die ich dir hier als meine Gabe darbringe." Der junge Agelith zog zwei wiederbelebende Apfel heraus und gab sie dem alten Agelith.



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Danach nahm der junge Agelith die sechs Ohrläppchen aus seiner Tasche und sagte: "Gegen diese sechs Ohrläppchen tauschten mir diese sechs Männer die Milch der Löwin in dem Balg des Löwenjungen, der mit dem Schnurrbarthaar des alten Löwen zugebunden War, ein. Sie brachten dir den Sack später als ihr Geschenk." Der junge Agelith zog dann die sechs kleinen Zehen der sechs Männer heraus und sagte: "Gegen diese sechs Zehen kauften mir diese sechs Männer den singenden Vogel ab, den ich erlangt hatte, und brachten ihn dir nachher als ihre Gabe dar."

Der alte Agelith ward zornig. Er verjagte die sechs Männer der älteren Schwestern der jungen Frau des jungen Agelith. Dem jungen Agelith dankte er für alles, was er getan hatte. Er behielt seinen Schwiegersohn lange bei sich und entließ ihn später in großer Freundschaft. Der junge Agelith kehrte dann mit seiner jungen Frau und seinen Leuten in seine Stadt zurück. Er hatte die sieben Jahre des Elends, die seinem Leben bestimmt waren, hinter sich.


Copyright: arpa, 2015.

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