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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


99. Die Rache der Njalssöhne an Lyting

Jetzt ist zu erzählen von Skarphedin und seinen Brüdern, daß sie den Weg zur Krummach hinauf einschlugen 4. Skarphedin sagte: "Bleiben wir stehn und horchen!" Dann sagte er: "Gehn wir leise, denn ich höre Stimmen droben am Fluß. Wie ists, wollt ihrs lieber mit Lyting aufnehmen oder



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seinen zwei Brüdern Sie sagten, lieber wollten sies mit Lyting allein aufnehmen. "An ihm hat man aber den größern Fang," sagte Skarphedin, "und mich verdrießts, wenn der entwischt, und mir trau ichs am ehsten zu, daß er nicht entkommt." "Wir werden schon so zielen," sagte Helgi, wenn wir in Schußweite kommen, daß er nicht durch die Lappen geht!"

Darauf gingen sie dorthin, wo Skarphedin die Stimmen gehört hatte, und sahen Lyting und seine Brüder an einem Bach stehn. Skarphedin sprang sogleich über den Bach und auf die Kiesböschung drüben; auf der stand Hallgrim oben und seine Brüder. Skarphedin hieb nach Hallgrims Schenkel, so daß es alsbald das Bein abtrennte, und packte Hallkel mit der andern Hand. Lyting stach nach Skarphedin; da kam Helgi herzu und guhr mit dem Schild dawider, und in den kam der Stich. Lyting nahm einen Stein auf und warf Skarphedin damit; da wurde Hallkel frei. Nun sprang Hallkel an der Kiesböschung hinauf und konnte sich nicht anders hinaufschaffen, als daß er die Knie aufstützte. Skarphedin schwang die Art nach ihm und hieb ibm das Rückgrat entzwei. Jetzt machte sich Lyting davon, sie aber, Grim und Helgi, ihm nach, und jeder konnte ihm noch seine Wunde anhängen. Lyting entkam ihnen, in den Fluß hinaus, gelangte dann zu Rossen und sprengte davon , bis er nach Wörsahof kam.

Höskuld war zu Haus und kam sogleich zu ihm; Lyting erzählte ihm das Geschehene. "Das mußtest du voraussehen," sagte Höskuld: " du gingst ganz tollwütig vor. Hier wird sich bestätigen, was das Sprichwort sagt: Kurze Stunde wird die Hand des Hiebes froh. Mir scheint, jetzt scheint es dir fragwürdig , ob du dich wirst halten können oder nicht." "Wahr ist es," sagte Lyting, daß ich mit knapper Not davonkam: Aber jetzt möcht ich doch, daß du mir zu einem vergleich hülfest mit Njal und seinen Söhnen, und daß ich mein Gut behalten könnte." "Das soll geschehen," sagte Höskuld.

Darauf ließ Höskuld sein Pferd satteln und ritt nach Bergthorsbühl selbsechst. Njals Söhne waren schon zurückgekehrt und hatten sich schlafen gelegt. Höskuld suchte sogleich den Njal auf, und sie traten zum Gespräch beiseite. Höskuld sagte



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zu Njal:"Ich bin hergekommen, um für meinen Oheim Lyting zu bitten. Er hat sich schwer an euch vergangen: brach den vertrag und erschlug deinen Sohn" Njal sagte: "Lyting wird finden, er habe große Einbuße erlitten durch den Tod seiner Brüder. Aber wenn ich überhaupt auf Verhandlungen eintrete, hat er dirs zu danken, und ich will auch dies zudem vergleich ausbedingen, daß Lytings Brüder bußlos gefallen sein sollen; Lyting soll auch nichts bekommen für seine Wunden , aber den Höskuld büßen mit voller Buße." Höskuld sagte: "Ich wünsche, daß du allein den Spruch fällst." Njal antwortete: "So werd ich denn tun, wie du wünschest." "Willst du vielleicht," fragte Höskuld, "daß deine Söhne dabei seien ?" Njal antwortete: "Damit kommen wir dem Vergleich nicht näher; aber halten werden sie den Vergleich, den ich schließe 1."

Da sagte Höskuld: "Bringen wirs zum Abschluß, und sichre dem Lyting Frieden zu im Namen deiner Söhne" "Das soll geschehen," sagte Njal: "ich wünsche," sagte Njal, "daß er zahle zwei Hunderte Silbers für den Totschlag Höskulds; aber wohnen bleiben mag er in Samstätten, nur scheint es mir ratsamer, daß er sein Land verkaufe und wegziehe, aber nicht deshalb —: ich werde den Treuschwur an ihm nicht brechen noch auch meine Söhne; aber es könnte sein, scheint mir, daß irgendwer in der Gegend sich erhöbe, vor dem er sich zu hüten hätte Siebt es aber so aus, als mache ich ihn gauverwiesen, dann erlaube ich, daß er hier in der Gegend bleibt; nur setzt er am meisten aufs Spiel."

Damit zog Höskuld nach Hause. Die Njalssöhne erwachten und fragten ihren Vater, was gekommen ser aber er sagte ihnen, daß Höskuld da war, sein Ziehsohn. "Er wird für Lyting gebeten haben," sagte Skarphedin. "So wars," sagte Njal. " Das war schlimm," sagte Grim. "Höskuld hätte nicht den Schild vor ihn balten können," sagte Njal, " wenn du ihn erschlagen hättest, als dir das zugedacht war!" "Schelten wir unsern Vater nicht!" sagte Skarphedin,

Nun ist davon zu sagen, daß dieser Vertrag zwischen ihnen Bestand hatte.


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