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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


91. Die Njalssöhne werden bei Thraïn beschimpft

Hrapp hatte seine Wirtschaft tn Hrappstätten, war aber damals immer in Grießach und war dort überall der Störenfied. Thraïn war gut zu ihm.

Das war eines Tages, als Ketil aus Wald in Bergthorsbühl war, da erzählten die Njalssöhne von ihrer Mißhandlung und sagten, sie hätten eine hohe Forderung an Thraïn Sigfüssohn, ob sies nun früher oder später zur Sprache brächten. Njal sagte, es wäre das beste, daß Retil es bei seinem Bruder Thraïn zur Sprache bringe. Er versprach das. Sie ließen dem Retil Zeit, mit Thraïn zu sprechen.

Bald danach redeten sie Ketil darauf an; aber er sagte, er wolle von ihren Worten nicht viel wiederholen; "denn man merkte es Thraïn an, daß er fand, ich gäbe wohl viel auf die Schwägerschaft mit euch." Damit brachen sie das Gespräch ab, und sie zweifelten nicht, daß es eine bedenkliche Wendung nahm, und fragten ihren Vater um Rat, wie man vorzugehen habe; ihnen passe es nicht, daß es dabei sein Bewenden habe Njal antwortete: "Die Sache ist gar nicht so einfach. Man wird es unverschuldet finden, wenn sie erschlagen werden, und ich rate dazu, möglichst viele zuzuziehen zu dem Gespräch mit ihnen, damit möglichst viele zu Ohrenzeugen werden, wenn sie übel antworten. Kari soll da das Wort führen, denn er weiß ruhig abzuwägen. Dann wird die Verstimmung zwischen euch wachsen, denn sie werden Schmähworte häufen, wenn man in die Sache eingreift; sie sind törichte Leute. Es kann auch sein, daß es heiße, meine Söhne seien träge zum Handeln, und das müßt ihr eine Weile ertragen; denn nichts erntet lauter Lob, wenn es einmal getan ist. Aber amr dann dürft ihr zur Antwort greifen, wenn ihr gewillt seid zu handeln, falls



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man euch schnöde begegnet. Hättet ihr mich aber gleich anfangs zu Kat gezogen, dann wäre es niemals ins Gerede gekommen, und ihr hättet dann keine Demütigung davon; nun aber wird euch dies zur schwersten Prüfung. Und es wird sogar den Umfang annehmen mit eurer Demütigung, daß euch nichts andres übrig bleibt, als daß ihr die Ungelegenheit auf euch nehmt und mit den Waffen dreinschlägt. Und darum heißts ein langes Zugnetz herziehen 1."

Damit brachen sie das Gespräch ab; und bei vielen gabs Gerede darüber.

Das war eines Tages, das sie davon sprachen, Kari möge hingehn. Er meinte, ein andrer Gang wäre ihm lieber; doch wolle er hingehn, wenn Njal einverstanden sei. Darauf suchte Kari den Thraïn auf. Sie sprachen nun über die Sache, und jeder sahs auf seine Art an. Kari kam zurück, und die Njalssöhne Sagten ihn, wie es zwischen ihnen gegangen sei. Kari sagte, er wolle die Worte nicht wiederholen; " es ist nicht unwahrscheinlich, daß ebensolches geredet wird, wenn ihr selbst zuhört."

Thraïn hatte fünfzehn streitbare Mannsleute auf seinem Hof; und es ritten acht mit ihm, wohin er auch zog. Thraïn war ein sehr prachtliebender Mensch, er ritt immer in dunkelblauem Mantel und trug einen vergoldeten Helm und den Speer Jarlsgabe und einen schönen Schild, das Schwert umgegürtet. Es begleiteten ihn immer Gunnar Lambissohn und Lambi Sigurdssohn und Grani, der Sohn Gunnars von Haldenende; der Mords-Hrapp hielt sich doch immer am nächsten zu ihm. Ein Hausgenosse Thraïns hieß Lodin, er gehörte zu seiner Begleitung ; ein Bruder Ladins hieß Tjörwi, der gehörte ebenfalls zu seiner Begleitung. Am schlimmsten äußerten sich über die Njalssöhne der Mords-Hrapp und Grani und trugen die Hauptschuld, daß man ihnen keinen Vergleich bot.

Die Njalssöhne sprachen oft mit Kari, er möge mit ihnen hingehn, und schließlich kams dazu, und er sagte, es sei recht, daß sie die Antwort Thraïns hörten. Sie machten sich nun fertig, die vier Njals söhne und Kari als fünfter. Sie sogen nach Grießach. Dort war ein breiter Türvorbau, es konnten viele



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nebeneinander drin stehn. Ein Weib war vor dem Hause und sah sie heranziehen und sagte's dem Thraïn. Er hieß die Männer unter den Vorbau treten und ihre Waffen nehmen, Sie taten so. Thraïn stand mitten unter der Tür, aber rechts und links von ihm standen der Mords-Hrapp und Grani Gunnars sohn, demnächst Gunnar Lambissohn, dann Lodin und Tjörwi, dann Lambi Sigurdssohn, dann jeder dicht am andern, denn die Mannsleute waren alle zu Haus.

Skarphedin mit den Seinen trat von unten berankt er schritt als erster, dann Kari, dann Höskuld, dann Grim, dann Helgi, Aber als sie heraufkamen, da verstummte den Anwesenden jeder Gruß auf den Lippen. Skarphedin sagte: "Uns allen ein schöner Willkomm" Hallgerd stand unter dem vorbau und hatte leise mit Hrapp gesprochen; sie sagte nun: "von den Anwesenden wird keiner sagen, daß ihr willkommen seid!"Skarphedin sagte: "Auf deine Worte kommt wohl nichts an, denn du bist entweder eine Eckensitzerin oder eine Hure" "Die Worte sollen dir heimgezahlt werden, eh du zurückkehrst!" sagte Hallgerd Helgi sagte: "Mit dir hab ich sprechen wollen, Thraïn, ob du mir irgend welche Genugtuung geben willst für die Mißhandlung, die ich in Norwegen durch deine Schuld erlitt." Thraïn sagte:"Das wußt ich nicht, daß ihr Brüder eure Ritterlichkeit in Geld umrechnen würdet. Wie lange soll denn dieser Geldbettel währen:" "Viele werden der Meinung sein,"sagte Helgi, "daß du den vergleich anzubieten hättest, da doch dein Leben aufm Spiel stand." Da sagte Hrapp: "Dort unterschied man Stern und Unstern, wo der die Streiche kriegte, deins zukam, und ihr kamt unter die Mißhandlung, wir drunter weg." "Das war kein sonderlicher Stern," sagte Helgi, an dem Jarl die Treue zu brechen und zum Lohn dich einzustecken!" "Findest du nicht, ich sei dir die Buße schuldig:" sagte Hrapp: "ich werde dir schon büßen, wie es mir verdient scheint." "Was sich zwischen uns abspielen wird," sagte Helgi, "wird dir nicht gut bekommen!" Skarphedin sagte: Wechselt keine Worte mit Hrapp! Zahlen wir ihm lieber einen roten Balg für den grauen" Hrapp sagte: "Schweig du, Skarphedin! Das werd ich mir nicht versagen, meine Art dir an den Schädel zu setzen!"



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"Wir werdens erproben," sagte Skarphedin, " wer über des andern Schädel Steine häuft "

Geht nach Haus, Dungbärtler!" sagte Hallgerd: "so werden wir euch künftig immer nennen und euern Vater den Alten ohne Bart" Sie kehrten nicht eher nach Haus, als bis sich alle Anwesenden dieser Worte schuldig gemacht hatten außer Thraïn: er geschweigte diese Worte der andern.

Die Njalssöhne sogen davon und ritten, bis sie nach Haus kamen. Sie berichteten ihrem Vater. " Ernannter ihr vielleicht Zeugen zu den Worten:" fragte Njal. "Nein," sagte Skarphedin: " wir gedenken nicht anders als auf dem Waffending Klage zu führen 2 !" "Das wird keiner mehr erwarten," sagte Bergthora, "daß ihr euch traut, tätlich zu werden!" "Spar es dir nur, Mutter," sagte Saari" ,deine Söhne anzustacheln, denn sie werden so schon reichlich tatenlustig sein

Darauf sprachen sie lange leise zusammen, Njal und die Söhne und Kari.


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