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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


89. Die Njalssöhne und Jarl Hakon

Jetzt ist da fortzufahren, daß Thraïn dem Jarl Hakon entgangen war: da sagte der Jarl zu seinem Sohne Swein: "Nehmen wir vier Kriegsschiffe und fadren gegen die Njalssöhne und erschlagen sie; denn sie werden Thraïns Mitwisser gewesen sein." "Das ist nicht wohlgetan," sagte Swein, "die verfolgung auf Unschuldige zu richten und den entwischen zu lassen, der die Schuld hat." "Ich will hier befehlen," sagte der Jarl. Sie fuhren nun den Njalssöhnen nach und suchten sie und fanden sie unter einer Insel.

Grim zuerst sah die Schiffe des Jarls und sagte zu Helgi: "Hier kommen Kriegsschiffe, und ich sehe, das ist der Jarl, und er wird uns keinen Frieden antragen." "Es heißt," sagte Helgi, "jeder sei ein Held, der sich wehrt , gegen wen es auch geht; so wollen auch wir uns wehren." Allen wars recht, wie er wollte. Sie griffen denn zu den Waffen. Der Jarl kam heran und rief ihnen zu und hieß sie sich ergeben. Helgi antwortete, sie würden sich wehren, solange sie könnten. Der Jarl bot Schonung allen, die ihn nicht verteidigen würden, aber so beliebt war Helgi, daß alle mit ihm sterben wollten. Der Jarl griff an mit seinen Mannen, aber sie wehrten sich wacker, und immer waren die Njalssöhne dort, wos am schärfsten zuging.



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Der Jarl bot oft Schonung, aber sie gaben dieselbe Antwort und sagten, sie würden sich nie ergeben.

Da drang scharf auf sie ein Aslak aus Langö und schaffte sich dreimal auf ihr Schiff hinauf. Da sagte Grim "Du dringst scharf ein, und es wäre recht, daß du den Gang nicht umsonst tätest!" Grim griff einen Speer auf und schoß ihn dem Aslak unter die Kehle, und Aslak war sogleich des Todes. Kurz darauf erschlug Helgi den Egil, den Bannerträger des Jarls.

Da drang vor Swein, der Jarlssohn, und ließ sie zwischen Schilde einklemmen, und sie wurden festgenommen. Der Jarl wollte sie sogleich erschlagen lassen, aber Swein sagte, das dürfe man nicht, es sei Nacht 1. Da sagte der Jarl: "Man erschlage sie morgen, aber binde sie kräftig über Nacht!" "So wirds sein müssen," sagte Swein, aber tapfrere Männer hab ich früher nie gefunden als diese, und es ist ein schwerer verlust, wenn sie ums Leben kommen." Der Jarl sagte: " Sie haben zwei unsrer tapfersten Männer erschlagen, und darum soll man sie erschlagen." "Um so tapfrer waren sie selbst," sagte Swein; "aber dies wird man machen müssen, wie du willst."

Da wurden sie gebunden und in Fußeißen gelegt. Hierauf schlief der Jarl ein. Aber als er eingeschlafen war, sagte Grim zu Helgi:"Ich schaffte mich gerne fort, wenn ich könnte." "versuchen wirs denn mit irgend einem Kunstgriff," sagte Helgi. Grim sah eine Art daliegen, die Schneide nach oben. Grim kroch dorthin und kriegte die Bogensehne an der Art durchgeschnitten , doch bekam er tiefe Wunden an den Händen. Dann machte er Helgi los. Hierauf krochen sie über Bord und schafften sich ans Land, ohne daß der Jarl und seine Leute es merkten. Sie brachen sich die Fußeisen los und gingen auf die andre Seite der Insel. Eben wurd es Morgen. Sie sahen dort ein Schiff und erkannten, daß da Kari Sölmundssohn gekommen war. Da suchten sie ihn sogleich auf und erzählten ihm ihre Mißhandlung, zeigten ihm ihre Wunden und sagten, der Jarl und seine Leute lägen wohl im Schlaf. Kari sagte:" So etwas



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ist schlimm, daß ihr Mißhandlung leiden sollt für schlechte Menschen! Was würde denn jetzt am meisten nach eurem Sinn sein:" "Gegen den Jarl losgehn und ihn erschlagen!" sagten sie. "So wirds das Schicksal nicht wollen," sagte Kari" ,aber am Eifer fehlts euch nicht! Doch wollen wir wenigstens sehn, ob er noch dort ist." Darauf gingen sie hin, und da war der Jarl schon fort.

Da fuhr Kari nach Lade hinein, trat vor den Jarl und brachte ihm die Steuer. Der Jarl sagte: "Hast du die Njalssöhne zu dir genommen:" "Allerdings," sagte Kari. "Willst du mir die Söhne Njals herausgeben:""Nein, das will ich nicht,"sagte Kari."Willst du beschwören, daß du nachher nicht gegen mich losgehn wolltest fragte der Jarl. Da sagte Eirik, der Jarlssohn: So etwas soll man nicht verlangen! Kari ist doch immer unser Freund gewesen. Und es wäre nicht so gegangen, wenn dabei gewesen wäre: die Njalssöhne hätten alles behalten sollen, aber die andern hätte die Züchtigung treffen sollen, die sie verdient hatten. Es schiene mir jetzt anständiger, den Njalssöhnen schöne Geschenke zu machen die Mißhandlung, die sie litten, und die verwundung." Der Jarl sagte:"Gewiß wär es das; aber ich weiß nicht, ob sie Vergleich annehmen wollen." Da sagte der Jarl, Kari solle es bei den Njalssöhnen versuchen mit dem Vergleich. Hierauf sprach Kari mit Helgi, ob er von dem Jarl Genugtuung annehmen wolle. Helgi antwortete: "Von seinem Sohn Eirik will ich sie annehmen, aber mit dem Jarl will ich nichts zu tun haben." Da berichtete Kari dem Eirik ihre Antwort. " So solls sein," sagte Eirik" ,daß er von mir die Genugtuung erhalten soll, wenn ihm das besser gefällt. Man lasse sie wissen, daß ich sie zu mir einlade, und mein Vater soll ihnen kein Leid antun." Dies nahmen sie an und gingen zu Eirik und wohnten bei ihm, bis Kari segelfertig war zur Westfahrt. Da richtete Eirik dem Kart ein Gelage aus und machte ihm Geschenkt und ebenso den Njalssöhnen. Darauf fuhr Kari westwärts über See zum Jarl Sigurd, und der nahm sie aufs beste auf, und sie blieben bei dem Jarl den Winter über. Aber im Frühling bai Kari die Njalssöhne, sie möchten mit ihm auf Heerfahrt ziehen, und Grim sagte, das



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wolle er, wenn er dann mit ihm nach Island hinausfahren wolle. Kari versprach das. Dann zogen sie mit ihm auf die Heerfahrt. Sie heerten im Süden auf Anglesey 1 und auf allen Hebriden. Dann steuerten sie nach Rintyre und stiegen dort ans Land, kämpften mit den Bewohnern und machten dort reiche Beute und kehrten zu den Schiffen zurück. von dort fuhren sie südwärts nach Wales und heerten dort. Dann steuerten sie nach der Insel Man. Dort stießen sie auf König Gudröd von Man und kämpften mit ihm, gewannen den Sieg und erschlugen Dun gal, des Königs Sohn. Dort machten sie reiche Beute. von dort steuerten sie nordwärts nach der Insel Coll und trafen dort den Jarl Gilli der nahm sie gut auf, und sie verweilten bei ihm eine Zeitlang. Der Jarl fuhr mit ihnen nach den Orkaden zu Jarl Sigurd. im Frühjahr verheiratete Sigurd dem Jarl Gilli seine Schwester Nereid. Dann kehrte er nach den Hebriden zurück.


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