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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


82. Thraïn in Norwegen

Jetzt ist da fortzufahren 1, daß Thraïn Sigfussohn nach Norwegen kam: sie gewannen die Küste im Norden, in Helgeland, und steuerten Südwärts nach der Landschaft Drontheim und dann nach Lade. Sobald aber Jarl Hakon dies erfuhr , schickte er zu ihnen und wollte wissen, was für Leute auf dem Schiff seien. Man kam zurück und meldete ihm, wer es sei. Der Jarl schickte da nach Thraïn Sigfussohn, und der fand sich vor ihm ein. Der Jarl fragte, aus welchem Geschlecht er sei; er sagte, er sei nah verwandt mit Gunnar von Haldenende. Der Jarl sagte:"Das soll dir zugute kommen; denn ich habe viele Isländer gesehen und keinen ihm ebenbürtigen." Thraïn sagte: "Herr, erlaubt Ihr, daß ich diesen Winter bei Euch bleibe" Der Jarl nahm ihn auf; Thraïn war den Winter über dort und kam in Ansehen.

Es war einmann namens Kol; er war einer von den Wikingen; er war ein Sohn von Asmund Eschen seite aus Smaaland. Er lag in der Götaelf und hatte fünf Schiffe und starke Mannschaft . Aus der Elf steuerte Kol nach Norwegen, ging ans Land in Westfold und überraschte Hallward den Rußigen; sie trafen ihn in einer Schlafkammer: er wehrte sich wacker darin, bis sie Feuer anlegten; da ergab er sich, aber sie schlugen ihn tot und machten dort große Beute und steuerten zurück nach Lödöse 2. Diese Neuigkeit kam vor Jarl Hakon: er ließ Kol friedlos legen über sein ganzes Reich bin und setzte einen Preis auf seinen Kopf.

Eines Tages war es, daß der Jarl sich so vernehmen ließ: "Schlimm, daß Gunnar von Haldenende nicht bei uns ist: er würde meinen Friedlosen erschlagen, wenn er hier wäre; nun aber werden ihn die Isländer erschlagen, und es ist schade, daß er nicht zu uns gekommen ist." Thraïn Sigfussohn antwortete: : Gunnar bin ich nicht, aber verwandt bin ich mit ihm, und ich will diesen Zug auf mich nehmen." Der Jarl sagte: "Das ist mir lieb; man soll dich auch sehr gut ausrüsten." Darauf ergriff sein Sehn Eirik das Wort: " vielen machst du



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schöne versprechen, aber mit der Leistung stimmts nicht immer. Dieser Zug ist über ans schwierig, denn dieser Wiking ist zäh und ein übler Gegner: du wirst Mannschaft wie Schiffe sorgfältig auswählen müssen zu dieser Fahrt." Thraïn sagte: Ich will den Zug unternehmen, seis auch mit geringen Mitteln."

Darauf schaffte ihm der Jarl fünf Schiffe, alle gut ausgestattet. Mit ihm zogen Gunnar Lambissohn und Lambi Sigurdssohn. Gunnar war ein Brudersohn Thraïns und war als jung zu ihm gekommen, und sie hatten einander sehr gern. Der Jarlssohn Eirik stand ihnen bei, musterte die Mannschaft und den Waffenvorrat und traf Änderungen, wo es ihm nötig schien. Darauf, als sie fertig waren, schaffte Eirik ihnen einen Lootsen. Da segelten sie südwärts der Küste nach, und wo sie irgend landeten, hatte ihnen der Jarl zu Gebot gestellt, was sie nötig hätten. Sie steuerten ostwärts nach Lödöse. Da hörten sie, daß Kol nach Dänemark gefahren ser da steuerten sie auch dorthin. Aber als sie nach Helsingborg kamen, fanden sie dort Leute in einem Boot, die sagten, Kol sei in der Nähe und werde wohl eine Zeitlang hier verweilen. Es war gutes Wetter an dem Tage. Da sah Kol die Schiffe heranfahren und sagte, ihm habe die Nacht von Jarl Hakon geträumt, und das hier würden seine Leute sein. Und er hieß alle seine Mannen zu den Waffen greifen. Darauf rüsteten sie sich zur Wehr, und es begann da eine Schlacht. Sie kämpften lange, ohne daß die Entscheidung fiel. Dann sprang Kol auf Thraïns Schiff hinauf und bahnte sich mit Macht eine Gasse und erschlug manchen Mann. Er trug einen vergoldeten Helm. Nun sah Thraïn, daß es so nicht gehe: er trieb die Mannen an, ihm zu folgen, aber er selbst schritt voraus und stieß mit Kol zusammen. Kol hieb nach ihm, und es drang in Thrains Schild und spaltete ihn bis hinunter. Da traf den Kol ein Steinwurf auf die Hand; sein Schwert fiel hin. Thraïn hieb nach Kol, und es traf das Bein und trennte es ab. Danach schlugen sie Kol tot; Thraïn hieb ihm den Kopf herunter und stürzte den Rumpf über Bord, aber den Kopf hob er auf.

Sie machten dort große Beute, steuerten dann nach Drontheim



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zurück und suchten den Jarl auf. Er nahm sie gut auf. Thraïn zeigte dem Jarl Kols Kopf; der Jarl dankte ihm für diese Tat. Eirik sagte, sie habe mehr verdient als nur Worte. Der Jarl erwiderte, so sei es, und hieß sie mit ihm gehn: sie gingen zu einer Stelle, wo der Jarl gute Schiffe hatte bauen lassen. Ein Schiff hatte der Jarl bauen lassen, das nicht wie ein Kriegsschiff geartet war; es war reich verziert und ein Greifenkopf dran. Der Jarl sagte:" Du bist ein sehr prachtliebender Mensch, Thraïn, und auch dein Vetter Gunnar ist es gewesen. Ich will dir nun dieses Schiff schenken; es heißt Greif. Damit verbinde ich meine Freundschaft: ich wünsche, daß du bei mir bleibst, so lange du willst." Thraïn dankte dem Jarl für seine Guttat und meinte, es verlange ihn nicht nach Island nach alledem.

Der Jarl hatte ostwärts an die Landesgrenze zu ziehen, um den Schwedenkönig zu treffen. Thraïn begleitete ihn den Sommer über und war Schiffsführer, er befehligte den Greif und segelte so geschwind, daß nicht bald einer es ihm gleichtat, und er wurde sehr beneidet. Aber das zeigte sich immer, daß der Jarl Gunnar hochschätzte, denn er verwies es all denen streng, die gegen Thraïn aufbegehrten.

Thraïn war diesen ganzen Winter bei dem Jarl. Aber im Frühjahr Sagte der Jarl den Thraïn, ob er dableiben oder nach Island fahren wolle. Er sagte, er sei sich darüber noch nicht schlüssig geworden, er wolle erst die Nachrichten aus Island abwarten. Der Jarl sagte, er solle es halten, wie es ihm passe. So blieb Thraïn bei dem Jarl. Da kam die Nachricht aus Island, die auf viele Eindruck machte: der Hingang Gunnars von Haldenende. Da wünschte der Jarl nicht, daß Thraïn hinausfahre; so blieb er bei ihm zurück.


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