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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


78. Skarphedin und Högni beschließen die Rache

Njal war betrübt über Gunnars Hingang und ebenso die Sigfussöhne. Diese Sagten an, ob Njal etwa finde, man habe eine Totschlagsklage für Gunnar kundzumachen oder sonst einen Prozeß einzuleiten. Er sagte, das könne man nicht, da der Mann in die Acht gekommen war; man müsse jenen eher damit eine Ebrverminderung antun, daß man etliche erschlage zur Rache für ihn.

Sie warfen einen Grabhügel auf für Gunnar und ließen ihn aufrecht in dem Hügel sitzen. Rannweig wollte nicht, daß die Hellebarde mit in den Hügel käme: nur der dürfe sie anrühren, der Gunnar rächen wolle. So rührte denn niemand die Hellebarde an. Rannweig war so hart zu Hallgerd, daß nicht viel fehlte, sie hätte sie umgebracht; sie sagte, sie sei schuld an dem Totschlag ihres Sohnes. Da entfloh Hallgerd nach Grießach 3



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mit ihrem Sohn Grani. Man schritt dann zur vermögensteilung: Högni sollte das Land in Haldenende bekommen und die Wirtschaft drauf, aber Grani sollte die Pachtgüter bekommen.

In Haldenende trug es sich zu, daß ein Hirte und eine Magd vieh vorbei trieben an Gunnars Hügel: erschien ihnen froher Laune zu sein und verse zu sprechen im Hügel. Sie gingen nach Haus und erzählten den Vorfall der Rannweig. Gunnars Mutter, aber sie hieß sie es dem Njal berichten. Sie gingen nach Hergthorsbübl und berichteten dem Njal; er aber ließ es sich dreimal erzählen. Darauf sprach er lange leise mit Skarphedin. Skarphedin nahm seine Waffen und zog mit den beiden nach Haldenende. Högni und Rannweig nahmen ihn herzlich auf und waren sehr froh über sein Kommen. Rannweig sagte, er möge recht lange bleiben. Er versprach das. Er und Högni hielten auf ihren Gängen zusammen. Högni war ein heldenhafter Mann, rechtschaffen und nicht vertrauensselig, und deshalb wagten sie ihm die Erscheinung nicht zu erzählen.

Einmal standen Skarphedin und Högni draußen, auf der Südseite von Gunnars Hügel. Der Mond schien hell, aber zuweilen zog eine Wolke davor. Ihnen war, als sei der Hügel offen, und Gunnar hatte sich umgedreht im Hügel und schaute dem Mond entgegen. Sie glaubten vier Lichter in dem Hügel brennen zu sehen, die warfen nirgends Schatten. Sie sahen, daß Gunnar heiter war, hohe Freude im Gesicht. Er sprach ein Gesätze, so laut, das mans genau hätte hören können, auch wenn sie weiter ab standen ':

So der goldaussä'nde
Sohn Hamunds sprach frohn Muts —
Tatenhart, im Herzen
Heiter, focht im Streit er —:
"Nie," der helmumhüllte
Heerschildschwinger wild rief,
"Kann ich weichen, kühn eh'r,
Kampfherr 2 ,will ich sterben,
Kampfherr, will ich sterben 3 !" "



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Darauf schloß sich der Hügel wieder.

"Würdest du an diese Erscheinung glauben, wenn Njal sie dir erzählte:" fragte Skarphedin." das würd ich." sagte er, wenn Njal sie erzählte; denn es heißt, er lüge nie." " Es ist etwas Großes um solche Erscheinungen," sagte Skarphedin: "daß er selbst sich uns kundtut, und lieber wollte er sterben als beigehen vor seinen Feinden, und diesen Rat lehrte er uns." "Ich werde nichts zuwege bringen," sagte Högni" ,wenn du mir nicht beistehn willst." "Jetzt will ich daran denken, sagte Skarphedin , " wie Gunnar sich benahm nach dem Totschlag eures Vetters Sigmund: ich will dir nun beistehn, wie ich nur kann. Das versprach mein Vater dem Gunnar, wo du ins Spiel kämst oder seine Mutter." Darauf gingen sie nach Haldenende zurück.


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