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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


58. Die Egilssöhne fordern Gunnar zur Pferdehatz auf

Es war ein Mann namens Egil. Er war ein Sohn von Kol, dem Sohne des Ottar Ball, der sich angesiedelt hatte zwischen dem Stotibach und dem Forellensee. Ein Bruder Egils war Önund in Trollenwald, der Vater Hallis des Starken, der bei der Erschlagung des Thorir von Fels dabei war mit den Söhnen Ketils des Wortglatten. Egil hatte seine Wirtschaft in Sandkluft. Seine Söhne waren Kol und Ottar und Hank; ihre Mutter war die Steinwör, die Schwester Starkads. Egils Söhne waren große Bursche, ehrgeizig und höchst gewalttätig; sie staken immer mit den Starkadssöhnen unter einer Decke. Ihre Schwester war Gudrun Nachtsonne, ein Mädchen von bester höfischer Sitte. Egil hatte wei Norweger bei sich aufgenommen: der eine hieß Thorir, der andere Thorgrim. Sie waren um erstenmal hier draußen; es waren gerngesehene und begüterte Leute, gute Fechter und durchaus mannhaft. Dem Starkad gehörte ein guter Hengst, rot von Farbe, der galt dafür, ihm würde im Rampf kein Hengst stehen.

Einmal begab es sich, daß die drei Brüder aus Sandkluft in dem Hofe Dreihorn waren. Man unterhielt sich eifrig über alle Bauern an der Stromhalde, und endlich sprachen sie darüber



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ob wohl einer bereit wäre, mit ihnen eine Pferdehatz 1 aufzunehmen. Da waren einige, die äußerten das ihnen ;u Gefallen und um sie zu rühmen: es werde nicht fehlen, daß keiner sich getrauen würde, auch würde keiner einen solchen Hengst besitzen . Da antwortete Hildigunn "Ich weiß einen Mann, der sich getrauen wird, mit euch zu hetzen." "Nenne ihn!" sagten sie. "Gunnar von Haldenende besitzt einen dunkelbraunen Hengst, und er wird sich getrauen, mit euch zu hetzen und mit allen anderen." "Euch Weibern kommts so vor," sagten sie, "als sei ihm keiner gewachsen; aber mag es auch unrühmlich geendet haben den Goden Geir oder den weißen Gizur, so ists noch nicht ausgemacht, daß es auch uns so gehe." "Euch wirds am ärgsten gehn!" sagte sie. Und darüber kamen sie in großen Streit. Starkad sagte: "An Gunnar möcht ich daß ihr euch am wenigsten heranmachtet, denn es wird euch sauer werden, seinem Glücksstern entgegenzutreten." "Erlauben wirst du uns doch," sagten sie, "daß wir ihm eine Pferdehatz anbieten: bieten:" "Erlauben will ichs," sagte er, " wenn ihr ihn mit nichts hintergeht." Sie versprachen das.

Sie ritten nun nach Haldenende. Gunnar war daheim und ging hinaus, Kolskegg und Hjört gingen mit ihm hinaus, begrüßten die Männer höflich und fragten, wohin die Reise gehe. "Nur bis hierher," sagten sie; " wir hören, daß du einen guten Hengst hast, und wollen dir eine Pferdehatz anbieten." "Von meinem Hengste können wenig Geschichten umlaufen er ist noch jung und völlig unerprobt." "Du wirfts doch frei- stellen, zu hetzen," sagten sie; "Hildigunn wars, die vermutete, du würdest den Hengst gern hergeben." Warum spracht ihr darüber " Sagte Gunnar. "Es waren einige," sagten sie, die behaupteten, keiner würde sich getrauen, gegen unsern Hengst zu hetzen." "Getrauen werd ich mich schon," sagte Gunnar, "aber mir kommt diese Behauptung böswillig vor." Dürfen wir denn drauf rechnen:" Sagten sie. "Eure Reise gefällt euch wohl am besten, wenn ihr euern Willen habt. Aber das möcht ich euch bitten, daß wir die Hengste so besen, daß wir anderen vergnügen machen und uns keine Ungelegenheit und ihr mir



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keinen Schimpf antut. Wenn ihr aber so zu mir seid, wie zu andern, dann ists nicht ausgemacht, ob ich euch nicht eins überziehe , das man schwer erträglich finden wird. Ich werde danach tun, wie ihr getan habt."

Darauf ritten sie nach Hause. Starkad erkundigte sich, was sie erreicht hätten. Sie sagten, Gunnar habe sie nicht abfahren lassen: " er versprach, seinen Hengst zu hetzen, und wir verabredeten , wann die Pferdehatz sein solle. Man merkte ihm gut an, daß er sich gegen uns im Nachteil fühlte, und er bat sich frei." ".Es wird sich zeigen," sagte Hildigunn, "daß Gunnar sich nicht rasch reizen läßt zu Händeln, aber hartnäckig ist, wenn er nicht drum herum kommt."

Gunnar ritt hin zu Njal und berichtete ihm die Pferdehatz und wie ihr Gespräch verlaufen ser " wie meinst du nun, daß die Pferdehatz ablaufe -,Du wirst die Oberhand haben," sagte Njal; "jedoch wird hieraus vieler Männer Tod entspringen." "Wird vielleicht auch mein Tod daraus entspringen fragte Gunnar. "Aus diesem noch nicht," sagte Njal, "jedoch werden sie an die alte Feindschaft denken und neue gegen dich erheben, und du wirst nicht anders können als dich zur Wehr setzen." Gunnar ritt nun nach Hause.


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