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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


56. Geirs Klage und Gunnars Einrede

Es war ein Mann namens Skapti Er war ein Sohn des Thorodd. Thorodds Mutter war Thorwör sie war eine Tochter von Thormod dem Schäfter, dem Sohne von Oleif dem Bretten, dem Sohne von Ölwir Kinderlieb. Skapti und sein Vater waren große Häuptlinge und große Rechtskundige. 1 Thorodd galt als eher heimtückisch und verschlagen. Sie halfen Gizur dem Weißen in allen Fehdesachen.

Die von der Stromhalde und die von der Krummach warben eisig Mannschaft zum Ding. Gunnar war so beliebt, daß alle einig waren, zu ihm wollten sie halten. Sie kamen nun alle aufs Ding und bezogen ihre Zelte 2 . Im Bunde mit Gizur dem Weißen waren diese Häuptlinge: Skapti Thoroddssohn, Asgrim Ellidi-Grimssohn, Odd von Kitzberg, Halldor Örnolssohn

Eines Tages nun gingen die Leute zum Gesetzesfelsen. Da stand auf der Gode 'Geir und machte kund eine Totschlagsklage gegen Gunnar um den Totschlag Otkels. Eine andere Totschlagsklage machte er kund gegen Gunnar um den Totschlag Hallbjörns des Weisen, dann eine um den Totschlag Audolfs, dann eine um den Totschlag Skamkels; dann machte er kund eine Totschlagsklage gegen Kolskegg um den Totschlag Hallkels 3. Und als er alle Totschlagsklagen kund gemacht hatte; fand man, er verstehe sich auf den vortrag. Danach ging man vom Gesetzesfelsen fort.

Das Ding verstrich nun, bis die, Gerichte! ausziehen sollten zur Tagung. Da führten beide Teile starke Mannschaft hinaus. Der Gode Geir und Gizur der Weiße standen südlich vom Krummachgericht, Gunnar und Njal standen nördlich vom Gericht. Der Gode Geir entbot Gunnar; zu hören auf seinen Eidschwur; und darauf leistete er den Eid . Hernach trug er die Klage vor. Dann ließ er das Kundmachungszeugnis er 1 Skapti wurde später Gesetzsprecher, s. Kap. 97. 142. Die ,Zelte' auf dem Ding waren aus Steines und Erde aufgeführte, oben offene Baracken, die für die Dingzeit mit Wolldecken überdacht, ,bezogen' wurden. 3 Den feierlichen Wortlaut teilt der Erzähler erst in dem Falle Kap. 73 mit. Den Wortlaut s. Kap. 142.



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bringen. Dann ließ er die Nachbarn 1 auf ihren Sitz entbieten . Dann entbot er zur Sichtung der Geschworenen 2. Dann heischte er den Spruch der Geschworenen. Dann traten die Nachbarn vors Gericht, die berufen worden waren, und ernannten sich Zeugen und erklärten, dies stehe ihrem Spruch in Audolfs Sache im Wege, daß der Klagberechtigte in Norwegen war und sie über die Sache sich nicht zu äußern hatten. Hernach erbrachten sie den Spruch in der Sache Otkels und erklärten Gunnar für schuldig der Klagesache. Hernach entbot der Gode Geir den Gunnar zur Einrede 3 und ernannte Zeugen für all die Beweismittel, die vorgebracht waren.

Gunnar entbot nun seinerseits dem Goden Geir, zu hören auf seinen Eidschwur und die Einreden, die er vorführen werde in der Sache. Dann leistete er den Eid. Gunnar sprach 4 : "Diese Einrede erhebe ich wider diese Klage, daß ich Zeugen ernannte und Otkel vor Nachbarn bußlos machte 5 wegen der blutigen Wunde, die Otkel mir beibrachte mit seinem Sporn. Ich verwehre dir, Gode Geir, mit Einspruch, in dieser Sache zu klagen, desgleichen den Urteilern, zu urteilen, und tue hiermit deine ganze Klageeinleitung durch. Ich verwehre dir mit Rechtseinspruch, zweifellosem, vollem und fettem, wie es mir zusteht, zu verwehren, nach Alldingsrede und volksrecht. Ich will dir auch einen andern Plan von mir sagen," sagte Gunnar. "Da wirst du mich zum Holmgang fordern, wie dus gewohnt bist," sagte Geir; " und dem Gesetz ausweichen." "Das nicht," sagte Gunnar:"ich werde dich vorladen auf dem Gesetzesfelsen, darum daß du zu einem Wahrspruch aufriefst, der nicht zur Sache gehörte, um den Totschlag Audolfs, und werde dich darum als geächteten Lebensringmann 6 ansprechen."

Njal sagte: "So kann dies nicht weiter geben; denn dies wird nun um die Wette verfochten werden müssen. Beide Teile



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haben hier viel Recht für sich, nach dem, was mir scheint: unter deinen Totschlagen sind solche, daß dus nicht abstreiten kannst, daß du um sie wirst geächtet werden; auch hast du gegen ihn eine Klage in Sicht, um die er geächtet wird. Du sollst auch wissen, Gode Geir, daß eine Waldgangsklage 1 noch nicht aufgeworfen ist, die dir droht, und die soll nicht liegen bleiben, wenn du nicht nach meinen Sorten tun willst:" Der Gode Thorodd sagte: "Uns scheint, als sei es am friedlichsten, man vergleiche sich in der Sache. Warum äußerst du dich denn nicht, Gisur der Weiße:" "Mir scheint," sagte Gizur, "als täten unsrer Klage starke Stützen not: man sieht ja, daß Gunnars Freunde in der Nähe stehn, und für uns wird dies der beste Ausgang sein, daß wackre Männer den Spruch tun, wenn es Gunnar recht ist." " von jeher hab ich Vergleich gewünscht," sagte Gunnar; " zwar habt ihr jetzt um Großes Klage zu führen, aber ich glaube auch sehr dazu gedrängt worden zu sein."

Es kam nun zu dem Abschluß, unter dem Beirat der verständigsten Männer, daß die Streitsachen alle einem Schiedsspruch unterstellt wurden; sechs Männer sollten den Spruch tun. Es wurde nun sogleich auf dem Ding der Spruch getan. Es wurde verhängt, daß Skamkel bußlos bleiben solle; aber eine Mannesbuße solle aufgebn gegen den Spornhieb; die übrigen Totschläge wurden gebüßt, wie man sie einschätzte, und es schenkten Gunnars Verwandte das Geld dazu, daß sogleich auf dem Ding die Totschläge alle abgebüßt wurden. Dann traten sie vor, der Gode Geir und Gizur der Weiße, und leisteten dem Gunnar den Friedensschwur. Gunnar machte sich auf den Heimritt und dankte den Leuten für ihre Hilfe und machte vielen Geschenke und hatte die höchste Ehre von der Sache.

Gunnar saß nun auf seinem Hof in hohen Ehren.


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