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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


45. Die Njalssöhne töten Sigmund

Die Njalssöhne zogen nun hinauf nach der Stromhalde und blieben die Nacht durch an der Halde und zogen in die Nähe von Haldenende, als der Morgen graute. Diesen selben Morgen standen Sigmund und Skjöld auf und wollten zu der Pferdekoppel. Sie führten Zaumzeug mit sich, nahmen sich Rosse auf der Hofwiese und ritten davon. Sie fanden die Pferde zwischen zwei Bächen.

Skarphedin erblickte sie, denn Sigmund war in farbigen Kleidern . Skarphedin sagte:"Nun, seht ihr den Rotalben 1:" Sie schauten hin und sagten, sie sähen ihn. Skarphedin sagte: "Mach du nicht mit, Höskuld; denn du wirst oft allein, unbeschützt, herumgeschickt werden. Aber ich denke mir den Sigmund zu; das finde ich männlich. Grim und Helgi sollens mit



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Skjöld aufnehmen." Höskuld setzte sich nieder, aber sie gingen vor, bis sie zu den beiden hinkamen. Skarphedin sagte zu Sigmund: "Greif zu den Waffen und wehre dich! Das ist jetzt nötiger, als Spottverse auf uns machen." Sigmund griff zu den Waffen, und Skarphedin wartete so lange. Skjöld wandte sich gegen Grim und Helgi, und sie schlugen sich hitzig. Sigmund führte einen Schild und auf dem Kopfe den Helm, ein Schwert an der Seite und einen Speer in der Hand. Er wandte sich gegen Skarvhedin und stach sogleich mit dem Speer nach ihm, und es traf den Schild. Skarphedin schlug den Speerschaft entzwei und hob die Art, hieb nach Sigmund und spaltete den Schild bis zum Griff hinunter. Sigmund zog das Schweri und hieb nach Skarphedin, und es drang in den Schild, so daß es fest saß. Skarphedin drehte den Schild so heftig. daß Sigmund das Schwert los ließ. Skarphedin hieb nach Sigmund mit der Art; Sigmund trug ein Lederkoller; die Art traf die Schulter und spaltete das Schulterblatt; er zuckte die Art an sich, Sigmund fiel auf beide Knie und sprang gleich wieder auf. "Jetzt beugtest du dich mir" sagte Skarphedin, "aber fallen sollst du auf Mutters Seite 1, eh wir auseinander gebn." "Das wäre schlimm," sagte Sigmund. Skarphedin schlug ihn auf den Helm und gab ihm dann den Todesstreich. Grim hieb dem Skjöld den Fuß ab am Rist, und Helgi durchbohrte ihn mit dem Schwerte, und er war sogleich des Todes. Skarphedin sah einen Hirten der Hallgerd: er hatte dem Sigmund den Kopf abgehauen und reichte den Kopf dem Hirten und sagte, er solle ihn der Hallgerd bringen: sie werde erkennen, ob das der Kopf sei, " der Schandverse auf uns gedichtet hat." Der Hirte warf den Kopf hin, kaum war er von ihnen weg, denn er getraute sich nicht, solange sie dabei waren.

Sie machten sich auf den Weg, trafen Leute am Waldstrom und sagten ihnen die Neuigkeit: die Erschlagung Sigmunds machte Skarphedin kund wider sich selbst, die Erschlagung Skjölds Grim und Helgi. Dann zogen sie nach Hause und



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sagten dem Njal die Neuigkeit. Er sagte dies: "Gesegnet eure Händel Hierfür soll es kein Selbsturteil geben 1, so wie die Sache liegt!"

Jetzt ist da fortzufahren, daß der Hirte nach Haldenende zurückkam; er sagte der Hallgerd die Neuigkeit: "Skarphedin gab mir Sigmunds Kopf in die Hand: ich solle ihn dir bringen; aber das getraute ich mich nicht," sagte er, "denn ich wußte nicht, wie dir das gefallen würde." "Das war schade, daß du das nicht tatest,"sagte sie" ich würde ihn dem Gunnar bringen, und dann würde er seinen Vetter rächen, oder ihn träfe jedermanns Schmähung." Darauf ging sie zu Gunnar und sagte: "Ich melde dir die Erschlagung deines Vetters Sigmund. Skarphedin hat ihn erschlagen und wollte mir den Kopf überbringen lassen." "Das war von ihm zu gewärtigen," sagte Gunnar, "denn üble Tat bringt üble Saat; ihr beide habt euch auch oft schon schnöde mitgespielt." Damit ging Gunnar davon. Er ließ die Totschlagsklage nicht einleiten und nichts in der Sache tun. Hallgerd mahnte oft daran und erklärte Sigmund für ungebüßt; Gunnar achtete nicht darauf.

So verstrichen drei Dingzeiten, wo man erwartete, er würde die Klage führen. Da stieß einmal dem Gunnar ein schwieriger Handel zu, von dem er nicht wußte, wie man ihn angreifen solle. Da ritt er hin und suchte Njal auf. Der hieß Gunnar freundlich willkommen. Gunnar sagte zu Njal: "Um einen guten Rat bin ich zu dir gekommen in einem schwierigen Handel." "Den verdienst du,"sagte Njal und erteilte ihm den Ratschlag. Dann stand Gunnar auf und dankte ihm. Njal faßte da Gunnars Hand und sagte: "Reichlich lange hat dein Vetter Sigmund ungebüßt gelegen." "Er war schon im voraus gebüßt," sagte Gunnar; "aber ich will die Hand nicht verschließen vor dem, was mich ehrt." Gunnar hatte den Njalssöhnen nie Böses nachgesagt. Njal wollte's nicht anders, als daß Gunnar die Buße verhänge. Er verhängte zwei Hunderte Silbers, aber Skjöld ließ er bußlos. Sie erlegten sogleich die ganze Summe. Gunnar zeigte ihren vergleich an auf dem Dinghallending ,



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als recht viel Leute zugegen waren, und legte dar, wie an- ständig sies behandelt hatten, und nannte die üblen Worte, die dem Sigmund das bittre Ende zuzogen; es sollte sie auch keiner wiederholen, und buß los fallen, wer sie in den Mund nehme.

Das erklärten sie beide, Gunnar und Njal, daß nichts vorkommen solle, was sie nicht unter einander bereinigten. Dies ging auch schön in Erfüllung, und sie blieben immer Freunde.


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