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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


41. Hallgerd hegt Sigmund auf

Es war ein Mann namens Sigmund. Er war ein Sohn von Lambi, dem Sohne Sigwats des Roten 2. Er war ein weitgereister Mann, schön und von höfischer Sitte, groß und



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stark. Er hatte ein stolzes Auftreten, dichtete gut und war auch für die meisten andern Fertigkeiten begabt. Sein Wesen war hochfahrend, spottlustig und unfügsam. Er kam von auswärts und landete in der Hornföhrde. Er hatte einen Genossen namens Skjöld, einen Schweden, der war schwierig im Umgang. Sie verschafften sich Pferde, ritten von der Hornföhrde ab und setzten sich nicht eher zur Ruhe, als bis sie zur Strom- halde kamen nach Haldenende. Gunnar nahm sie gut auf; sie waren nahe verwandte, er und Sigmund. Gunnar lud Sigmund ein, den Winter bei ihm zu bleiben. Sigmund nahm das an, wenn sein Genosse Skjöld auch da sein dürfe. "von ihm höre ich," sagte Gunnar, "daß er deine Gemütsart nicht eben bessere; und doch kannst dus brauchen, daß man bei dir nachhilft. Auch hat das Wohnen hier einen Haken, und ich möchte euch verwandten den Rat geben, daß ihr ruhig bleibt bei dem Aufhetzen der Hallgerd, meiner Frau. Sie fängt nämlich vieles an, was von meinen Wünschen weit abliegt." "Wer warnt, hat keine Schuld 1 ," sagte Sigmund. "Beherzige also den Rat," sagte Gunnar, " aber du wirst in schwere versuchung kommen. Halte dich immer zu mir und folge meinen Räten." Darauf schlossen sie sich dem Gunnar an. Hallgerd war feundlich Sigmund, und mit der Zeit trieb sies so eisig, daß sie ihm Geschenke anhängte und ihn bediente nicht weniger als ihren Gatten. Und viele hielten sich darüber auf und wußten nicht recht, was wohl dahinter stehe.

Hallgerd sagte zu Gunnar: "Man kann sich doch nicht zufrieden geben mit dem Hundert Silbers, das du meinen vet- ter Brynjolf annahmft, und ich werde ihn rächen, wenn ich kann." Gunnar sagte, er wolle keinen Wortwechsel mit ihr, und ging fort. Er suchte den Kolskegg auf und sagte zu ihm: "Geh hin und suche Njal auf und sag ihm, Thord solle auf seiner Hut sein trotz dem vergleiche, denn ich traue dem Frieden nicht." Er ritt hin und sagte es dem Njal, und Njal sagte es dem Thord. Kolskegg ritt nach Hause, und Njal dankte ihnen für ihre Treue.

Einmal begab es sich, daß sie vor dem Hause standen, Njal und 1 Im Urtext ein stabendes Sprichwort



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Thord: dort auf dem Grasplatz pflegte ein Bock herumzugebn, und niemand durfte ibn wegjagen. Da sprach Thord: "Das ist ja wunderlich" sagte er. "Was giebst du, was dir einen wunderlichen Eindruck macht :" fragte Njal."Mir ist, der Bock liegt bier in der Vertiefung und ist über und über blutig." Njal sagte, da sei kein Bock und auch nichts sonst."Was ist es denn:" fragte Thord."Du wirst ein todgeweihter Mann sein," sagte Njal, " und wirst deinen Folgegeist gesehen haben 1. Sei auf deiner Hut!" "Das wird mir nichts helfen," sagte Thord, "wenn mir dies bestimmt ist."

Hallgerd nahm den Thraïn Sigfussohn ins Gespräch und sagte: "Einen Schwiegersohn hätt ich an dir," sagte sie" ,wenn du Thord den Freigelassenensohn erschlügest!" "Das werd ich nicht tun," sagte er, " denn das wird mir den Zorn meines Vetters Gunnar zuziehen. Es wird auch schwere Folgen haben, denn diesen Totschlag wird es jähe Rache geben müssen." Wer wird sie nehmen sagte sie, " etwa der Alte ohne Bari:" "Das nicht," sagte er: "seine Söhne werden sie nehmen." Darauf sprachen sie lange leise zusammen, und kein Mensch wußte, was sie für Anschläge machten.

Einmal begab es sich, daß Gunnar von Hause fort war: Sigmund war zu Hause und sein Genosse; Thraïn war von Grießach angekommen. Sie saßen eben mit Hallgerd vor dem Hause und sprachen zusammen. Da sagte Hallgerd: "Dies haben sie mir versprochen, Sigmund und sein Freund Skjöld, Thord den Freigelassenensohn zu erschlagen; und du, Thrain, hast mir versprochen, dabei zu sein." Sie bekannten sich alle dazu, daß sie ihr dies versprochen hatten. "Nun hört, wie es zu machen ist," sagte sie; "ihr reitet hinüber in die Hornföhrde nach eurer Ware und kommt erst nach Dinganfang zurück. Wenn ihr nämlich hier bleibt. wird Gunnar wünschen, daß ihr mit ihm aufs Ding reitet. Njal wird auf dem Ding sein und seine Söhne und Gunnar: dann aber erschlägt ihr den Thord:" Sie sagten zu, dieser Plan sollte ausgeführt werden. Später brachen sie nach den Östföhrden auf, und Gunnar dachte sich nichts dabei. 1 vgl. S. 50 4.



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Gunnar ritt aufs Ding. Njal schickte Thord den Freigelassenensohn hinüber unter die Inselberge 1 und sagte, er galle nur einen Tag fortbleiben. Er zog hinüber, und mit dem Rückweg gings nicht, denn der Strom war so hoch, daß er weithin ungangbar war. Njal wartete einen Tag auf ihn, denn er hatte gedacht, er hätte mit ihm aufs Ding reiten sollen. Njal erklärte der Bergthora, sie solle den Thord aufs Ding schicken, sobald er heimkomme. Zwei Tage später kam Thord zurück. Bergthora sagte ihm, er müsse aufs Ding, " aber zuerst reite nach Thorolfsberg hinauf und sieh dort zur Wirtschaft und bleib nicht länger dort als einen Tag oder zwei."


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