Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


38. Brynjolf tötet Ätti

Im Frühjahr erklärte Njal dem Ätti: "Ich möchte gern, du zögest nach den Östföhrden um, damit Hallgerd bei dir nicht Schicksal spiele." "Davor fürcht ich mich nicht," sagte Atli, "ich bleibe lieber hier, wenn man mich läßt." "Dazu raten möcht ich doch nicht," sagte Njal. "Ich finde es besser, in deinem Hause umzukommen," sagte Ätti, "als den Kostherrn zu wechseln. Aber darum möcht ich dich bitten, wenn ich erschlagen bin, daß keine Knechtsbuße auf mir stehe." "Man soll dich busen wie einen Freien," sagte Njal," aber Bergthora wird dir versprechen , und wirds auch halten, daß Blutrache auf dir stehen" Da verdingte er sich wieder auf ein Jahr.

Nun ist von Hallgerd zu berichten, daß sie einen Mann in die



Thule-Bd.04-098 Geschichten v.weisen Njal Flip arpa

Björnsföhrde hinüber schickte nach ihrem verwandten Brynjolf dem Zänker; der war ein rechter Bösewicht. Gunnar wußte davon nichts. Hallgerd ließ ihm sagen, er passe ihr gut zum Aufseher. Brynjolf kam herüber, und Gunnar Sagte, was er hier solle. Er sagte, hier wohnen solle er. "Gewinnen wird unser Haushalt nicht durch dich," sagte Gunnar, "nach dem. was man von dir sagt. Aber wegweisen will ich die Verwandten der Hallgerd nicht, die sie bei sich wohnen haben will." Gunnar war kühl zu ihm, doch nicht böse. So verstrich die Zeit bis zum Ding.

Gunnar ritt aufs Ding und Kolskegg. Und als sie hinkamen, trafen sie sich mit Njal: er war auch auf dem Ding und seine Söhne; und es ließ sich gut an zwischen ihnen.

Bergthora sagte zu Atli: "Geb nach Thorolfsberg hinauf und arbeite dort eine Wochen" Er ging hin und war dort ganz allein im Walde und brannte Kohlen. Hallgerd sagte zu Brynjolf: "Ich höre, Atli ist nicht zu Hause; er wird in Thorolfsberg Arbeit haben." "Was glaubst du am ehesten daß er arbeite:" fragte er. " Etwas im Walde," sagte sie. "Was soll ich mit ihm:" Sagte er."Ihn erschlagen sollst du," sagte sie. Er wurde kleinlaut. "Thjostolf bekäme weniger Gänsehaut," sagte sie, " den Ätti zu erschlagen, wenn er noch am Leben wäre." " Auch diesmal brauchst du wohl nicht gar so feige zu schelten," sagte er. Damit nahm er seine Waffen und sein Pferd, saß auf und ritt nach Thorolfsberg. Er sah östlich vom Hofe dicken Kohlenrauch; dahin ritt er, stieg dann vom Pferde und band es an; erselbst ging in den Rauch, wo er am dicksten war. Da wurde er der Kohlengrube ansichtig, und es stand ein Mann dabei er sah, daß er den Speer neben sich in den Boden gesteckt hatte. Brynjolf ging dem Rauch entlang bis zu ihm hin; er aber war hitzig an seiner Arbeit und sah ihn nicht. Brynjolf trieb ihm die Art in den Kopf. Er zuckte so heftig zurück, daß Brynjolf die Art los ließ, Atli faßte nach dem Speer und schoß nach ihm. Brynjolf warf sich nieder an den Boden, und der Speer flog über ihn weg."Dir kams hier zustatten , daß ich überrascht wurde," sagte Atli " aber Hallgerd wird jetzt zufrieden sein: du wirst meinen Tod melden. Aber



Thule-Bd.04-099 Geschichten v.weisen Njal Flip arpa

das ist mein Trost, daß du bald ebenso enden wirst. Nimm denn nun deine Art, die hier liegen geblieben ist." Er antwortete ihm nichts und nahm die Art nicht eher auf, als bis Ätti tot war, ritt zum Hofe Thorolfsberg und berichtete den Totschlag. Darauf ritt er nach Hause und berichtete der Hallgerd. Sie schickte einen Mann nach Bergthorsbühl und ließ der Bergthora sagen, jetzt sei Kols Totschlag gelohnt. Darauf schickte Hallgerd einen Mann aufs Ding, dem Gunnar die Erschlagung Atlis zu melden.

Gunnar stand auf und Kolfkegg mit ihm. Kolskegg sagte: "Du wirst noch zu leiden haben unter der Sippe der Hallgerd." Sie gingen, mit Njal zu reden. Gunnar sagte: "Ich habe dir die Erschlagung Anis zu melden." Er berichtete ihm, wer ihn erschlug;"und nun will ich dir Buße dafür anbieten, und du sollst sie selber verhängen." Njal sagte:"Wir haben uns vorgenommen, uns nicht entzweien zu lassen. Jedoch werd ich ihn nicht wie einen Sklaven einschätzen." Gunnar sagte, das sei in der Ordnung, und streckte die Hand dar 1. Njal ernannte sich Zeugen, und sie verglichen sich auf dies.

Skarphedin sagte: " An Altersschwäche sterben läßt Hallgerd unsre Knechte nicht!" Gunnar erwiderte:, Deine Mutter wird der Meinung sein, es gebe umschichtig mit den Hieben." Danach verhängte Njal ein Hundert Silbers 2, und Gunnar zahlte sogleich. Manche sagten, die dabei standen, dieser Schiedsspruch sei hoch; Gunnar wurde zornig und sagte, man habe Leute gebüßt nach vollem Satze, die nicht heldenhafter waren, als Ätti war.

Damit ritten sie vom Ding nach Hause. Bergthora bemerkte zu Njal, als sie das Geld sah:" Du findest, dein Versprechen ist eingelöst; aber jetzt bleibt noch meines!" "Notwendig ist es nicht, daß dus einlösest," sagte Njal."Du hast das Gegenteil vorausgesagt 3 ," sagte sie, "und so solls auch sein."

Hallgerd sagte zu Gunnar:" Du hast ein Hundert Silbers gezahlt Atlis Totschlag und ihn zum Freien gemacht" Er war schon frei!" sagte Gunnar, "Njals Hausgenossen will ich auch nicht zu bußlosem volke machen." "Ihr zwei seid



Thule-Bd.04-100 Geschichten v.weisen Njal Flip arpa

einander wert, Memmen allebeide" " Die Zeit wirds lehren," sagte er. Gunnar war nun langezeit kühl gegen sie, bis sie anfing beizugeben. Es geschah nichts weiter dieses Jahr. Im Frühjahr dingte Njal kein neues Gesinde 1. Dann im Sommer ritt man aufs Ding.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt