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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


37. Atli tötet Kol Nun ist zu Hause fortzufahren: daß Ätti die Bergthora fragte, was er beute arbeiten solle. "Die Arbeit habe ich für dich,"sagte sie; "geh und suche nach Kol, bis du ihn findest , denn heute hast du ihn nun zu erschlagen, wenn du mir gehorsam sein willst.""Das paßt gut zusammen,"sagte Ätti, "denn er wie ich sind Bösewichter. Doch denk ich so gegen ibn vorzugebn, daß einer von uns sterben muß." "Das ist brav von dir,"sagte sie, "du sollst auch nicht umsonst arbeiten!"

Er nahm seine Waffen und ein Pferd und ritt gegen die Stromhalde hinauf und begegnete dort Leuten, die von Haldenende kamen; sie waren daheim in Wald. Sie fragten, wohin Atli wolle. Er sagte, er müsse nach einem Gaul suchen. Sie meinten, das sei ein geringer Auftrag für solch einen Arbeiter; "übrigens fragt man am besten bei denen, die heut nacht unterwegs gewesen sind.""Wer sind die fragte er. "Der Mords-Kol, der Knecht der Hallgerd,"sagten sie, "verließ die Sennhütte vor kurzem und ist die ganze Nacht hindurch wach gewesen.""Ich weiß nicht, ob ich mich zu ihm getraue,"sagte Atli: "er ist bösartig; ob ich mir nicht des andern Schaden



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zur Warnung nehme:" "Du sähest eigentlich anders drein," sagten sie, "nicht als ob du ein Feigling wärest," und sie wiesen ihm den Weg zu Kol.

Er spornte nun sein Pferd und ritt scharf, und als er auf Rot traf, sagte Ätti zu ihm: "Läufts gut, das Packbinden:" fragte Ätti. "Das wird dich gar nichts angehn, du Aas," sagte Kol, "und überhaupt keinen von da drüben!' Ätti sagte "Eins bleibt dir noch tun, das mühsamste, nämlich zu sterben!" Damit stieß Atli den Speer nach ihm, und es traf mitten auf ihn. Kol wirbelte die Art nach ihm und verfehlte ihn, fiel vom Sattel und starb sogleich.

Ätti ritt weiter, bis er auf Arbeiter der Hallgerd traf, und sagte: "Geht zum Pferd hinauf und hütet es; denn Kol ist vom Sattel gefallen, und zwar ist er tot." "Hast du ihn erschlagen:" Sagten sie. " Der Hallgerd wird es so vorkommen, als sei er nicht von selbst gestorben." Damit ritt Ätti nach Hause und erzählte es der Bergthora. Sie dankte ihm diese Tat und für die Worte, die er gebraucht hatte. "Ich weiß nicht," sagte er, " wie es dem Njal gefallen wird." "Er wird sich gut damit abfinden," sagte sie: "ich will dir eines zum Zeichen sagen: daß er aufs Ding die Knechtsbuße mitgenommen hat, die wir lesten Sommer empfingen; die wird jetzt für Kol dienen. Aber wenns auch zum vertrage kommt, mußt du doch auf deiner Hut sein, denn Hallgerd wird keinen vertrag halten." "Schickst du vielleicht jemand zu Njal," sagte Ätti" ,ihm den Totschlag zu melden:" "Nein," sagte sie: "mir wäre lieber, Kol bliebe ungebüßt." Damit brachen sie das Gespräch ab.

Der Hallgerd wurde berichtet von Kols Totschlag und von Atlis Reden. Sie sagte, sie werde's dem Atli vergelten. Sie schickte einen Mann aufs Ding, dem Gunnar Kols Totschlag zu melden. Er antwortete wenig und schickte einen, es dem Njal zu melden. Der antwortete gar nichts. Skarphedin sagte: "Viel unternehmungslustiger sind doch heute die Sklaven als früher: damals rauften sie sich, und das fand man keinen Schaden; aber jetzt wollen sie sich totschlagen;" und er grinste dazu.



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Njal langte den Geldbeutel herab, der an der Zeltwand oben war, und ging hinaus; seine Söhne gingen mit ihm. Sie gingen zu dem Zelte Gunnars. Skarphedin sagte zu einem Mann, der unter der Zelttür stand: "Richte dem Gunnar aus, mein Vater wolle ibn sprechen." Er richtete's dem Gunnar aus. Gunnar trat sogleich vors Zelt und hieß Njal willkommen; dann gingen sie zum Gespräch beiseite. "Jetzt ists schlimm gegangen," sagte Njal" ,daß mein Eheweib den Frieden gebrochen haben soll und deinen Knecht erschlagen lassen." "Dafür soll sie keinerlei Tadel treffen," sagte Gunnar. "Jetzt fälle du den Spruch in der Sache!' sagte Njal."Das will ich tun," sagte Gunnar: "ich setze die beiden gleich teuer an, Swart und Kol. Erlege mir zwölf Unzen Silbers." Njal nahm den Geldbeutel und übergab ihn dem Gunnar. Gunnar erkannte das Geld, daß es dasselbe war, das er ihm entrichtet hatte. Njal ging zu seinem Zelt zurück, und es stand gleich gut zwischen ihnen nach wie vor.

Als Njal nach Hause kam, machte er Bergthora vorwürfe; aber sie sagte, nie werde sie vor Hallgerd beigeben. Hallgerd schalt Gunnar sehr aus, daß er den Totschlag schiedlich beigelegt hatte. Gunnar sagte, nie werde er von Njal und seinen Söhnen abfallen. Sie tobte sehr; Gunnar achtete nicht darauf. In diesem Jahr paßten sie auf, daß nichts geschah.


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