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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


36. Kol tötet Swart

Gunnar ritt aufs Ding. Aber eh er abritt, sagte er zu Hallgerd: "Sei verträglich, während ich fort bin, und zeige keine Zanksucht, da wo meine Freunde ins Spiel kommen! "Zum Geier mit deinen Freunden:" sagte sie. Gunnar ritt aufs Ding und sah, daß man mit Worten nicht leicht bei ihr ankam.

Auch Njal ritt aufs Ding und seine Söhne alle.

Nun ist davon zu erzählen, was sich zu Hause zutrug. Dem Njal und Gunnar gehörte gemeinsam ein Wald in Rotschlipfen '; sie hatten den Wald nicht geteilt, sondern jeder pflegte Holz zu schlagen, soviel er brauchte, und keiner hielt das dem andern vor. Hallgerd hatte einen Aufseher namens Kol; er war lange in ihrem Dienst gewesen und war ein rechter Bösewicht . Ein Mann namens Swart war Knecht bei Njal und Bergthora, und sie waren sehr zufrieden mit ihm. Bergthora sagte zu ihm, er solle nach Rotschlipfen hinauf und Holz hauen, "und ich werde für Leute sorgen, das Holz heimzuschleppen." sagte, er wolle die Arbeit machen, die sie ihm auftrage. Er ging nach Rotschlipfen hinauf und sollte dort eine Woche bleiben.

Nach Haldenende kamen Bettler vom Waldstrom herauf und sagten, Swart sei in Rotschlipfen gewesen und habe Holz gefällt und zwar ausgiebig. "Bergthora nimmt sich wohl vor," sagte Hallgerd, "mich recht auszurauben; aber ich werde schon dafür sorgen, daß er nicht öfter Hols haut" Rannweig hörte dies, Gunnars Mutter, und sagte: "Es hat gute Hausfrauen hier gegeben, auch ohne daß sie sich auf Mordpläne verlegten."

Es verging die Nacht, und am Morgen nahm Hallgerd den Kol ins Gespräch und erklärte: "für dich hab' ich eine Arbeit," sagte sie und bändigte ihm eine Waffe ein und sprach: "Geh nach Rotschlipfen; dort wirst du den Swan treffen." "Was soll ich mit ihm:" sagte er. "Fragst du danach," sagte sie, "wo du doch der größte Bösewicht bist: Erschlagen sollst du ihn" sagte sie. " Das werd' ich fertig kriegen," sagte er, " nur



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sieht es so aus, mich koste's das Leben." "Gleich bekommst du doch Gänsehaut," sagte sie; "das ist schlecht von dir, wo ich dir doch immer das Wort geredet habe. Ich werde mir einen andern dafür suchen, wenn du dich nicht getraust." Er nahm die Art und war sehr zornig und holte eines von Gunnars Pferden und ritt, bis er zum Waldstrom kam. Dort saß er ab und wartete im Walde, bis die Leute das Holz hinunter getragen hatten und Swart allein zurück war. Da sprang Kol auf ihn zu und sagte: "Noch andre verstehn sich wohl drauf, kräftig zu hauen!" trieb ihm die Art in den Kopf und gab ihm den Todesbieb, ritt darauf zurück und meldete der Hallgerd den Totschlag. Sie sagte: "Ich nehme dich so in Schutz, daß es dir nichts schaden soll." "Das mag sein," sagte er, "aber geträumt hats mir anders, eh ich die Tat beging."

Jetzt kamen die Leute in den Wald hinauf und fanden den Swart erschlagen und schafften ihn nach Hause. Hallgerd schickte dem Gunnar einen Mann aufs Ding, ihm den Totschlag melden. Gunnar schmähte Hallgerd nicht vor dem Boten, und man wußte anfangs nicht, ob es ihm lieb oder leid war. Bald danach stand er auf und hieß seine Leute mit ihm gebn; sie taten so, und man ging zu Njals Zelte. Gunnar schickte nach Njal, er möge herauskommen. Njal ging sogleich hinaus und trat mit Gunnar ins Gespräch. Gunnar sagte: "Einen Totschlag hab ich dir zu berichten; schuld daran ist mein Weib und mein Aufseher Kol, aber getroffen hats deinen Knecht Swart." Njal schwieg, während er ihm den ganzen Hergang erzählte. Dann sagte Njal: "Du wirfts nötig haben, sie nicht alles durchsetzen zu lassen." Gunnar sagte: "Fäll du selbst den Spruch!" Njal sagte: "Sauer wirds dir werden, alle Übeltaten der Hallgerd zu büßen, und anderwärts wirds schwerer nachschleppen als hier, wos dich und mich betrifft. Und doch fehlt auch hier viel dran, daß mans loben könnte, und es wird uns not tun, dran zu denken, daß wir dies freundschaftlich abgemacht haben; ich gewärtige auch, daß du brav handeln wirst, aber du wirst schwere Proben bestehn müssen!"

Njal nahm das Selbsturteil 1 von Gunnar an und sagte: "Ich



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will den Fall nicht als Ehrensache behandeln: bezahle zwölf Unzen Silbers 1. Aber das möcht ich ausbedingen: sollte irgend etwas von meinem Hause ausgehn, worüber du zu verhängen hättest, dann regte den Schiedsspruch nicht strenger!" Gunnar entrichtete das Geld nach Wunsch und ritt dann nach Hause.

Njal kam vom Sing zurück und seine Söhne. Bergthora sah das Geld und sagte: "Recht maßvoll habt ihrs geregelt! aber grad soviel Geld soll auf Kol stehen, wenn es soweit ist."

Gunnar kam vom Ding zurück und machte Hallgerd vorwürfe. Sie meinte, bessere Männer lägen mancherorts ungebüßt! Gunnar sagte, was sie vornehme, sei ihre Sache, " aber wie die Händel enden, ist meine Sache."

Hallgerd prahlte beständig mit Swarts Erschlagung; aber Bergthora verdroß das sehr.

Njal zog nach Thorolfsberg hinauf und seine Söhne; um dort zur Wirtschaft zu sehen. An demselben Tage begab es sich, als Bergthora vor dem Hause war, daß sie einen Mann daherreiten sah auf schwarzem Pferde. Sie blieb stehn und ging nicht hinein. Dieser Mann führte einen Speer in der Hand und war mit einem Kurzschwert gegürtet. Sie fragte den Mann nach seinem Namen. "Atli heiße ich," sagte er. Sie fragte, woher er sei."Ich bin aus den Ostföhrden," sagte er."Wohin willst du:" fragte sie. "Ich bin ohne festes Quartier;" sagte er, " und hatte vor; mit Njal und Skarphedin zu reden und zu sehen, ob sie mich aufnehmen würden." "Welche Arbeit liegt dir am besten:" fragte sie. "Ich bin ein Feldarbeiter, und noch manches andre liegt mir gut," sagte er; "aber verhehlen will ich nicht, daß ich eigensinnig bin, und wo ich auch war, gabs Wunden zu verbinden." "Daraus mach ich dir keinen Vorwurf, daß du keine Memme bist sagte sie. Ätti sagte: "Hast du hier etwas zu befehlen "Ich bin Njals Frau," sagte sie, " und dinge Gesinde so gut wie er." "Willst du mich aufnehmen:" fragte er. "Ich will darauf eingehen," sagte sie, "wenn du alles arbeiten willst, was ich dir auftrage, und wär es auch, daß ich dich auf Totschläge ausschicken wollte." "Dazu 1 Das Zehntel eines einfachen Freienwergelds, kommt auch sonst als Sklavenbuße vor.



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bist du so mit Leuten versehen," sagte er, daß du mich zu derlei haben 1 !" mir derlei nicht nötig haben wirst "Ich bedinge aus, was mir paßt," sagte sie. "Darauf wollen wir den Handel schließen," sagte er. Da nahm sie ibn auf.

Njal kam nach Hause und seine Söhne und Sagte Bergthora, was das für einer sei. "Das ist dein Knecht," sagte sie; "ich nahm ihn auf; er sagt, er sei nicht handfaul." "Harte Arbeit wird er reichlich tun," sagte Njal, "ich weiß nur nicht, ob er auch gute Arbeit tut."Skarphedin war gut zu Ätti.

Im Sommer ritt Njal aufs Ding und seine Söhne. Gunnar war auch auf dem Dinge. Njal nahm einen Geldbeutel mit- und Skarphedin fragte: "Was ist das für Geld, Vater?" "Dies ist das Geld, das Gunnar mir zahlte für unsern Hausgenossen ." "Dahinter wird etwas stecken," sagte Skarphedin und grinste.


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