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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


33. Gunnars verlobung

Gunnar und alle zusammen ritten aufs Ding. Aber als sie zum Ding kamen, da waren sie so schön angetan, daß niemand anders so schön angetan war, und aus jedem Zelt strömte's heraus, sie zu bewundern. Gunnar ritt um Zelt der Krummachleute und nahm dort Quartier zusammen mit seinen verwandten. Viele kamen, Gunnar zu sprechen und nach Neuigkeiten zu fragen; er war gegen alle munter und gut gelaunt und erzählte allen, soviel sie wollten,

Eines Tages trug es sich zu, als Gunnar vom Gesetzesfelsen kam: er ging unter dem Zelte der Moosbergleute durch, da sah er Frauen entgegenkommen, die waren schön angetan; eine ging an der Spitze, die am schönsten angetan war. Als sie dem Gunnar begegnete, grüßte sie ihn sogleich. Er erwiderte ihren Gruß höflich und fragte, wer sie sei. Sie sagte, sie heiße Hallgerd und sei die Tochter von Höskuld, dem Sohne des Täler-Roll. Sie sprach ohne Scheu zu ihm und hieß ihn erzählen von seinen Fahrten, und er er wolle ihr das Wort nicht verweigern.



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Sie setzten sich also nieder und unterhielten sich. Ihr Anzug war der: sie war in rotem Kleide und viel Schmuck darauf; sie hatte einen Scharlachmantel übergeworfen, der war mit Varien besetzt bis hinunter; ihr Haar reichte ihr auf die Brust herab und war reich und strahlend. Gunnar warin dem Fürstenkleide , das König Harald Gormssohn ihm geschenkt hatte; er trug auch den Ring Hakons -Gabe am Arm. Sie unterhielten sich lange. Endlich Sagte er, ob sie noch nicht wieder verheiratet sei. Sie sagte, nein" ,es ist auch nicht jedermanns Sache, es damit zu wagen." "Findest dus nirgends deiner würdig:" Sagte er. "Das nicht," sagte sie" aber wählerisch werde ich sein." Wie wirst dus aufnehmen, wenn ich um dich werbe:" " Das wird dir nicht in den Sinn kommen," sagte sie."O doch," sagte er. "Wenn es dir Ernst sein sollte, dann sprich mit meinem Vater." Damit brachen sie das Gespräch ab.

Gunnar ging sogleich zum Zelte der Tälerleute, traf einen Mann vor dem Zelt und fragte ihn, ob Höskuld drinnen sei. Er sagte, er sei drinnen. Da trat Gunnar ein. Höskuld und Hrut begrüßten Gunnar höflich. Er nahm Platz zwischen ihnen, und ihrem Gespräche war nichts anzumerken, daß eine verstimmung zwischen ihnen gewesen war. Gunnars Worte nahmen die Wendung, wie die beiden es aufnehmen würden, wenn er um Hallgerd anhielte. "Gut," sagte Höskuld, " wenn es dir voller Ernst ist." Gunnar sagte, das sei es ihm;"aber das letztemal gingen wir so auseinander, daß es manchem begreiflich wäre, wenn es hier zu keinem Bündnis käme." "Wie scheint es dir, Bruder Hrut " fragte Höskuld. Hrut antwortete: " Eine ebenmäßige Heirat finde ich das nicht 1 ." "Was nennst du als Grund:" fragte Gunnar. Hrut sagte: "Darauf will ich dir die reine Wahrheit antworten: du bist ein heldenhafter und vortrefflicher Mann, aber sie ist zwieschlächtig. Hintergehen möcht' ich dich mit nichts." "Das ist brav von dir," sagte Gunnar, "aber doch kann ich nicht dran zweifeln, daß ihr mir die alte Feindschaft anrechnet, wenn ihr auf meinen Antrag nicht eintreten wollt." "So ist es nicht," sagte Hrut; "jedoch dies seh



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ich, daß du nicht mehr widerstehen kannst. Aber auch ohne daß wir den Handel schlössen, möchten wir deine Freunde sein." "Ich habe mit ihr gesprochen," sagte Gunnar, "und sie wäre der Sache nicht abgeneigt." Hrut sagte: "Ich weiß, es wird so sein, daß euch beide diese Heirat lockt. Ihr setzt auch am meisten aufs Spiel dabei."

Hrut erzählte dem Gunnar ungefragt alles von Hallgerds Sinnesart, und Gunnar fand es anfangs reichlich viel, was zu tadeln war; aber schließlich einigten sie sich auf den vertrag. Es wurde da nach Hallgerd geschickt. und die Sache wurde nun besprochen, so daß sie selbst dabei war; man ließ sie wie das vorige Mal sich selbst verloben. Die Hochzeit sollte diesmal in Haldenende sein, und man wollte es zuerst noch geheim halten, aber am Ende erfuhrens doch alle.

Gunnar ritt vom Ding nach Hause, kam nach Bergthorsbühl und erzählte dem Njal seinen Handel. Der fand es sehr bedenklich . Gunnar fragte, was er als Grund nenne, daß ihn dies so unratsam dünke. "Von ihr wird lauter Unheil ausgehn, wenn sie bier unsre Gegend kommt," sagte Njal. "Unser beider Freundschaft soll sie nie zerstören," sagte Gunnar. "Aber es wird nah daran kommen," sagte Njal, "doch wirst du immer die Busen für sie tragen."

Gunnar lud Njal zur Hochzeit ein und alle aus seinem Hofe, die er mitzubringen wünsche. Njal versprach zu kommen. Darauf ritt Gunnar nach Hause und ritt dann herum, um die Leute einzuladen.


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