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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


23. Gunnar als Kauf-Hedin

Zwei Tage später 1 ritt Gunnar ab und mit ihm zwei Männer. Sie kamen auf die Blauwälderheide, da kamen ihnen Leute entgegengeritten, die fragten, wer dieser große Mann sei, von dem so wenig zu sehen 'war; seine Begleiter sagten, das sei der Kauf-Hedin. Sie meinten, wenn so einer vorausreite, sei wohl kein Schlimmerer dahinter zu erwarten. Da tat Hedin sogleich, als wolle er auf sie los; doch zogen sie dann jeder seines Weges.

Gunnar machte's ganz so, wie ihm vorgeschrieben war, blieb in Höskuldstätten über Nacht, zog von dort talabwärts und kam in den Nachbarshof von Hrutstätten: dort bot er Schmiedeware feil und verkaufte drei Stücke. Der Bauer merkte, daß Mängel dran waren, und erklärte's für Betrug. Hedin ging sogleich auf den Bauer los. Das wurde dem Hrut gemeldet, er schickte nach Hedin, der zog sogleich zu Hrut hin und fand dort gute Aufnahme; Hrut gab ihm den Platz sich gegenüber



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Ihr Gespräch ging ziemlich, wie Njal sichs gedacht hatte: zuletzt sagte ibm Hrut, wie man den Handel einzuleiten habe, und sprach die Vorladung; er aber sprach nach und lud falsch vor; da lächelte Hrut und hatte keinen Verdacht. Da sagte er, Hrut solle zum zweitenmal vorladen; das tat Hrut. Hedin lud nun auch zum zweitenmal vor und diesmal recht und rief seine Begleiter zu Zeugen an, das er vorgeladen habe in der von Unn Mördstochter abgetretenen Klage.

Am Abend ging er schlafen wie die andern, aber sobald Hrut eingeschlafen war, nahmen sie ihre Kleider und Waffen und gingen hinaus, holten ihre Pferde und ritten über den Fluß und weiter auf der Herdenfelsseite, bis das Tal ein Ende hatte, und blieben dort auf dem Hochland neben der Habichttalsscharte an einer Stelle, wo man sie nicht eher sehen konnte, als bis man schon auf sie zuritt.

Höskuld in Höskuldstätten wachte auf in dieser Nacht, noch vor der Mitte, und weckte all seine Hausgenossen. "Ich will euch meinen Traum erzählungen," sagte er, " es war mir, ich sähe einen großen Bären aus dem Haus hinaus treten, und ich wußte, daß das Tier nicht seinesgleichen hatte; und hinter ihm gingen zwei Hunde, die hieltens mit dem Bären. Er strebte nach Hrutstätten und trat dort ins Haus ein. Damit erwachte ich. Nun möcht ich euch fragen, was ihr an dem großen Mann bemerkt habt." Einer antwortete ihm: "Ich bemerkte, daß aus dem Ärmel eine Goldborte hervorkam und ein rotes Kleid; am rechten Arm trug er einen Goldring 1 ." Höskuld sagte: "Dieser Folgegeist gehört zu niemand anders als zu Gunnar von Haldenende! Jetzt, hinterher, wird mir alles klar. Reiten wir jetzt nach Hrutstätten"

So taten sie. Hrut lag in seiner Bettkammer und fragte, wer gekommen sei. Höskuld nannte sich und fragte, was an Fremden da sei. Er sagte: "Der Kauf-Hedin ist hier."Höskuld sagte: "Höher hinauf, wirds heißen Ich vermute, Gunnar von Haldenende ists gewesen." "Dann hätte mir der Schlaue den Meister gezeigt!" sagte Hrut. "Was hats gegeben:" Sagte Höskuld. 1 Ein motiv aus Heldensage oder Märchen. Unser Erzähler hat es eigens vorbereitet (Kap. 22 3 3) ! 2 S. 50 4.



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"Ich sagte ihm, wie man den Rechtshandel der Unn einzuleiten hätte, und lud mich selbst vor, aber er sprach es nach, und dies wird ihm nun als Eröffnung des Verfahrens dienen, und zwar als richtige." "Da hast du bei weitem deinen Meister gefunden!" sagte Höskuld, "und dahinter steht Gunnar nicht allein Njal wird diesen Rat gegeben haben, denn er hat nicht seinesgleichen an Gescheitheit"

Sie suchten nun nach Hedin, aber der war ganz und gar davon. Dann sammelten sie Mannschaft und suchten drei Tage nach ihnen und fanden sie nicht. Gunnar ritt vom Hochland ins Habichtstal und östlich vom Passe durch, dann hinüber nach der Felswartenheide und endlich nach Hause.


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