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Kapitel 

Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


13. Hallgerds zweite Verlobung

Drei Brüder treten jetzt in die Geschichte ein: der eine hieß Thorarin, der andere Ragi, der dritte Glum. Sie waren Söhne Oleifs des Shetländers, große Respektspersonen und wohl begütert. Thorarin batie den Beinamen Ragibruder; er



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war Gesetzsprecher 1 als Nachfolger des Hrafn Höingssohn. Er war ein grundgescheiter Mann. Seine Wirtschaft hatte er in Warmenbach 2 zusammen mit Glum. Glum war lange auf Reisen gewesen; er war groß und stark und von schmuckem Äußern. Ragi, ihr Bruder, war berühmt für seine Totschläge. Den Brüdern gehörten im Südlande die Höfe Wieseninsel und Quellenspitze 3.

Glum und Thorarin sprachen zusammen, und Thorarin Sagte, ob Glum ins Ausland wolle; wie ers gewohnt war. Er antwortete: "Eigentlich hatte ich vor, mit den Kauffahrten aufzuhören." "Was hast du dann im Sinn: Willst du um ein Weib anhalten:" "Ja, das möchte ich," sagte er, " wenn ich etwas vorteilhaftes fände." Da zählte Thorarin auf, was es im Borgföhrdeland an unverheirateten Weibern gab, und Sagte, ob er eine davon haben möchte; " ich will mit dir hin reiten." Er antwortete: "Von denen will ich keine." "Dann nenne eine, die du haben möchtest," sagte Thorarin. Glum antwortete:" Wenn dus wissen willst; so heißt sie Hallgerd und die Tochter des Höskuld aus 'den Tälern drüben." "Hier gehts nicht nach dem Sprichwort, daß du des andern Schaden dir zur Warnung nehmest: sie war schon mit einem verheiratet und hat ihm den 'Tod geraten," sagte Thorarin. Glum erwiderte: "Kann sein, ein solcher Unstern begegnet ihr nicht zum zweitenmal; ich weiß gewiß, mir rät sie nicht den Tod. Willst du mir also eine Ehre antun, so reit mit mir hin, um sie anzuhalten." Thorarin sagte:" Da kann man wohl nichts dagegen tun: es wird kommen müssen, wie es bestimmt ist."

Glum kam oft auf die Sache zurück bei Thorarin, doch der wich lange seit aus. Aber schließlich kam es dahin, daß sie Leute zusammenriefen und ihrer zwanzig nach den Tälern hinüberritten; sie kamen nach Höskuldstätten, Höskuld nahm sie gut auf und sie blieben dort über Nacht. Aber früh am Morgen schickte Höskuld nach Hrut, und er kam, und Höskuld war vor dem Hause, als er in den Hof einritt. Höskuld sagte dem Hrut, was für Leute gekommen seien. "Was sie wohl



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wollen:" fragte Hrut. "Bisher haben sie noch kein Geschäft bei mir vorgebracht," sagte Höskuld. Dir wird doch das Geschäft gelten," sagte Hrut: sie werden um deine Tochter Hallgerd anhalten. Nun, was wirst du antworten" Was scheint dir ratsam fragte Höskuld. "Gib eine gute Antwort, aber sag ihnen Tugenden und Fehler an dem Weibe," sagte Hrut.

Während dieses Gesprächs der Brüder kamen die Fremden aus dem Hause. Höskuld begrüßte sie höflich. Auch Hrut grüßte den Thorarin und seinen Bruder. Darauf traten sie alle zusammen zum Gespräch, und Thorarin sagte: "Ich bin mit meinem Bruder Glum hergekommen mit dem Anliegen, um deine Tochter Hallgerd anzuhalten, Höskuld, für Glum, meinen Bruder. Ich kann dir sagen, daß er ein wohlerzogener Mann ist." "Ich weiß," sagte Höskuld, "daß ihr Brüder Männer von Stande seid. Aber anderseits möcht ich dir sagen, daß ich ihre erste Heirat verfügte, und davon hatten wir viel Unglück." Thorarin antwortete: "Dadurch wollen wir uns von dem Handel nicht abhalten lassen; denn ein Eid sou nicht alle binden ': diesmal kanns gut ausfallen, wenns auch damals schlimm wurde; übrigens hat Thjostolf dort das meiste verdorben."

Da sprach Hrut: "Ich würde euch den Rat geben, wenn ihr euch nicht wollt abhalten lassen von der Heirat durch das, was sich früher mit Hallgerd zugetragen hat: daß Thjostolf nicht mit ihr ins Südland ziehe, wenn die Heirat zustande kommt, und nie länger als drei Tage dort wohne, außer wenns Glum erlaubt, aber bußlos falle vor Glum, wenn er länger bleibt. Doch steht es Glum frei, ihms zu erlauben; aber dazu würde ich nicht raten. Wir wellens auch jetzt nicht machen wie damals, daß Hallgerd nichts erfährt. Sie soll diesen ganzen Antrag kennen und Glum sehen und selbst entscheiden, ob sie ihn nehmen will oder nicht. Dann kann sies nicht auf andre schieben, wenn es nicht gut ausfällt. Das Ganze soll ohne Falsch sein." Thorarin sagte: " Es ist wie immer, daß nichts besser frommt, als deinem Rat zu folgen."

Jetzt wurde nach Hallgerd geschickt, und sie kam, und zwei Frauen mit ihr. Sie hatte einen blauen Tuchmantel übergeworfen



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und war darunter in rotem Scharlachrock mit Silbergürtel . Sie setzte sich zwischen Hrut und ihren Vater Sie grüßte sie alle mit gewandten Worten und sprach gut und unerschrocken und fragte nach den Neuigkeiten; dann hörte sie auf zu reden. Glum sagte: "Mein Bruder Thorarin und ich haben schon ein wenig gesprochen über den Handel mit deinem Vater, daß ich dich zur Frau bekäme, Hallgerd, wenn auch du einverstanden bist. Du wirst dich nun äußern, wenn du die Schneid hast, ob es vielleicht nach deinem Sinne ist; aber wenn du keine Lust hast zu dem Handel mit uns, dann wollen wir nicht darüber sprechen." Hallgerd sagte: "Ich weiß, daß ihr Brüder Männer von Stande seid, und ich weiß, daß dies eine viel bessere Heirat ist als die frühere. Ich möchte nur wissen, was ihr schon besprochen habt und wie weit ihr die verhandlung geführt habt. Doch hab ich den Eindruck von dir, daß ich wohl Neigung zu dir fassen kann, wenn unsre Gemütsart sich zusammen verträgt."

Glum selbst erzählte ihr den ganzen Stand der verhandlung genau nach der Wahrheit und Sagte Höskuld und Hrut, ob ers recht wiedergebe. Höskuld sagte, so sei es. Da sprach Hallgerd: "Du, Vater und Hrut habt hierin so viel Rücksicht auf mich genommen, daß ich nach eurem Rate tun will; dieser Vertrag soll gelten, wie ihr ihn ausgedacht habt." Da sagte Hrut: "Mir scheint ratsam, daß Höskuld und ich die Zeugen ernennen, aber Hallgerd sich selbst verlobe, wenn das dem Rechtskundigen gut scheint." "Gewiß," sagte Thorarin. Darauf wurde das vermögen der Hallgerd geschätzt, und Glum sollte ebensoviel dawider setzen, und sie sollten auf Halb und Halb gestellt sein. Darauf verlobte sich Glum die Hallgerd und ritt mit den Seinen nach Hause; aber Höskuld sollte die Hochzeit bei sich abhalten . Es geschah nun nichts weiter, bis man zur Hochzeit ritt.


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