Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


8. Der Dingstreit zwischen Mörd und Hrut

Hrut kam nach Hause und machte große Augen, als seine Frau fort war; doch beherrschte er sich und blieb dieses ganze Jahr daheim und beriet sich mit niemand über seine Sache. Im Sommer danach ritt er aufs Ding, und sein Bruder Höskuld mit ihm, und sie hatten starkes Gefolge aufgeboten. Aber als er aufs Ding kam, fragte er, ob Mord Geige dasei, Man sagte ihm, er set da, und alle meinten, sie würden über ihre Sache reden; aber dazu kams nicht.

Eines Tages, als die Leute zum Gesetzesfelsen gingen, ernannte sich Mord Zeugen und machte eine Geldklage kund wider Hrut um die Mitgift seiner Tochter und gab sie an auf neunzig Hunderte. Er machte kund auf Erstattung und Auszahlung und auf drei Mark Strafanspruch. Er machte kund an das Viertelsgericht , an welches die Klage zu gehn hatte nach dem Gesetz. Er machte kund mit gesetzlicher Kundmachung und vor aller Ohren auf dem Gesetzesfelsen 1 .

Aber als er gesprochen hatte, antwortete Hrut: "Du verfolgst mehr aus Geldgier und Ehrgeiz diese Sache, die deine Tochter betrifft, als aus guter und vornehmer Gesinnung. So will ich denn etwas entgegensetzen; denn noch hast du das Geld nicht in deiner Hand, das in meinem Besitz ist. Ich erkläre, so daß alle es als Zeugen hören mögen, die hier am Gesetzesfelsen zugegen sind: daß ich dich zum Holmgang fordre Die ganze Mitgift soll auf dem Spiele stehn, und dazu ses ich eine ebenso hohe Summe aus: dem soll beides gehören, der den andern überwindet. Aber willst du dich nicht mit mir schlagen, dann soll dein ganzer Geldanspruch dahin sein." 1 Hier sind die vorgeschriebenen Formeln (,Ich mache kund ...') in die er- zählende dritte Person umgesetzt. Der Kundmachung der Klage auf dem Gesetzesfelsen sollte der eigentliche Klagevortrag, vor Gericht, folgen (vgl. z. B. Kap. 56) hier tritt Hruts Herausforderung das zwischen. 2 D. h. zum geregelten Zweikampf mit Schildhaltern. Unsre Saga bringt noch zwei derartige Herausforderungen, Kap. 24, 60 sie zeigen den Holmgang deutlich als eine öffentlich anerkannte, mit den Förmlichkeiten des Gerichtsganges ausgestattete Spielart der Fehde er steht in der Mitte zwischen der formlosen Waffentat und der Prozessführung durch Worte neben dieser wirkt er als "ungesetzlich" (Kap. 21, 56).



Thule-Bd.04-041 Geschichten v.weisen Njal Flip arpa

Da schwieg Mord und beriet sich mit seinen Freunden über den Holmgang. Ihm antwortete der Gode Jörund' "Du brauchst nicht erst unsern Rat in dieser Sache; denn du weißt, wenn du dich mit Hrut schlägst, wirst du zu dem Geld das Leben verlieren. Um ihn ists gut bestellt: er ist hervorragend aus eigner Kraft und beherzt wie nur Einer!"

Da erklärte Mord, er werde sich nicht schlagen mit Hrut. Da gabs großes Geschrei am Gesetzesfelsen und Unruhe, und Mord ging schwer gedemütigt davon. Und danach ritten die Leute vom Ding nach Hause.

Die Brüder Höskuld und Hrut ritten hinüber nach dem Rauchtal und kehrten ein in Hain. Dort wohnte damals Thjostolf, der Sohn von Björn Goldbär. Es hatte stark geregnet den Tag, die Leute waren naß geworden, und es wurden ihnen Feuer angemacht. Bauer Thjostolf saß zwischen Höskuld und Hrut, aber auf der Diele spielten zwei Knaben, Kostgangskinder bei Thjostolf, und ein kleines Mädchen spielte mit ihnen; sie schwatzten viel, dumm wie sie noch waren. Der eine Junge sagte: "Ich bin jetzt der Mörd und lade dich vor auf Trennung von deiner Frau und nenne das als Grund, daß du sie nicht gevögelt hast." Der andere antwortete: "Ich bin jetzt der Hrut; ich verweigere dir allen Geldanspruch, wenn du dich nicht mit mir zu schlagen traust." Dies sagten sie mehrere Male. Da entstand großes Gelächter bei den Hausgenossen. Da wurde Höskuld zornig und schlug mit einer Gerte nach dem Knaben, der den Mörd spielte, und die Gerte kam ins Gesicht, daß es blutete. Höskuld sagte zu dem Knaben: "Hinaus mit dir, und treib keinen Spott mit uns!" Da sagte Hrut: "Komm zu mir her" Der Knabe tat so. Hrut zog sich einen Goldring vom Finger; gab ibn ihm und sagte: "Geh fort und kränke künftig niemand mehr!" Der Knabe ging und sagte: "Deinen Edelmut will ich dir nie vergessen." Hrut erntete Lob damit. Sie zogen dann heim in ihren Westen, und damit ist das Stück von Mörd zu Ende.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt