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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


7. Unn scheidet sich von Hrut

Die seit bis zum Ding verstrich. Unn redete mit Sigmund Özurssohn und fragte ihn, ob er mit ihr aufs Ding reiten wolle. Er sagte, er wolle nicht, wenn es seinem Vetter Hrut nicht recht sei. "Deshalb hab ich dich aufgefordert, weil du mir ganz besonders verpflichtet bist," sagte sie. Er antwortete:



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"Ich stell dir die Bedingung: du mußt mit mir zurück- reiten und darfst nichts gegen Hrut oder mich im Schilde führen ." Sie versprach das. Darauf ritten sie zum Ding.

Mord war auf dem Ding, ihr Vater. Er nahm sie sehr freundlich auf und sagte, sie solle in seinem Zelt wohnen das Ding über. Das tat sie. Mord fragte: "Was hast du mir zu berichten von Hrut, deinem Gatten:" Sie sagte: "Lauter gute Dinge kann ich von ihm berichten, soweit sie von seinem Willen abhängen." Mord wurde still und sagte dann "Du hast etwas auf dem Herzen, Tochter, was du niemand anders wissen lassen willst, und mir wirst du am ehesten einen guten Rat zutrauen in deiner Sache."

Da gingen sie abseits, wo niemand ihr Gespräch hören konnte. Dann sagte Mord zu seiner Tochter: "Sag mir jetzt alles, was zwischen euch ist, und laß dich nicht einschüchtern!" "Es wird so sein müssen," sagte sie; "ich möchte meine Scheidung von Hrut erklären, und ich kann dir sagen, welche Schuld ich ihm besonders zu geben habe. Er kann keinen ehelichen Umgang mit mir ausüben, so daß ich etwas von ihm hätte. Aber in seiner ganzen sonstigen Natur ist er wie die tüchtigsten Männer." "Wie kann das sein:" sagte Mord; "sag es genauer. Sie antwortete: " Sobald er zu mir kommt, ist sein Glied so groß, daß er sich nicht an mir befriedigen kann, und wir habens doch beide auf alle Seife versucht, daß wir etwas von einander hätten, aber es wird nichts. Aber eh er von mir weggeht, merkt man ihm an, daß er die Beschaffenheit hat ganz wie andere Männer."

Mord sagte: "Du hast recht getan, daß dus mir sagtest. Ich will dir einen Rat geben, der dir nützen wird, wenn du ihn auch befolgst und dich genau daran hältst. Zunächst reitest du nun vom Ding nach Hause, und dein Mann wird heimgekommen sein und dich gut empfangen. Du bist freundlich zu ihm und nachgiebig, und er wird finden, es habe sich zum Guten gewandt; du zeigst keine Verstimmung von deiner Seite. Aber wenns Frühling wird, stellst du dich krank und liegst im Bett. Hrut wird keine Vermutungen anstellen wollen über deine Krankheit und dir keine harten Sorte geben, vielmehr



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wird er allen sagen, sie sollen aufs beste acht zu dir haben. Darauf wird er in die Westföhrden ziehen, und Sigmund mit ihm, und er wird all seine Habe von dort herüberschaffen und tief in den Sommer hinein fort sein. Aber wenn man aufs Ding reitet und wenn nun alle aus den Tälern abgeritten sind, die hin wollen, dann stehst du aus dem Bett auf und entbietest Leute, dich zu begleiten. Und wenn du ganz fertig bist, gehst du zu deinem Bett mitsamt den Leuten, die dich begleiten sollen: du ernennst Zeugen neben dem Bett deines Mannes und erklärst dich geschieden von ihm durch gesetzliche Scheidung , so bestimmt man es kann nach Alldingsrede und volksrecht 1 . Ebensolchen Zeugenaufruf hast du vor der Haupttür. Daun reit davon, über die Lachsachtalheide und die Felswartenheide , denn in dieser Richtung nach der Widderföhrde wird man dich nicht suchen, und reit, bis du bei mir bist, dann werd' ich mich der Sache annehmen, und du sollst ihm nie wieder in die Hände kommen."

Nun ritt sie vom Ding nach Hause, und Hrut war schon heimgekommen und begrüßte sie freundlich. Sie antwortete ihm ebenso und war herzlich zu ihm. Ihr Zusammenleben war gut das Jahr über. Aber als es Frühjahr wurde, ward sie krank und legte sich zu Bett. Hrut zog in die Westföhrden und befahl sie vorher guter Pflege.

Als es nun gegens Ding ging, machte sie sich reisefertig und verfuhr in allem so, wie es eben gesagt war, und ritt danach aufs Ding. Die Nachbarn suchten nach ihr und fanden sie nicht. Mord nahm seine Tochter gut auf und fragte sie, wie sie seine Anweisung befolgt habe. "Ich hab mich genau daran gehalten," sagte sie.

Er ging auf den Gesetzesfelsen und zeigte die Scheidung von Hrut an. Das war eine Neuigkeit für die Leute. Unn sog mit ihrem Vater nach Hause und kam nie mehr ins Westland hinüber .


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