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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


6 .Hruts Rückkehr und Ehe

Hrut lebte bei dem König den Winter über in bober Schätzung . Aber als der Frühling kam, wurde er sehr schweigsam. Gunnhild bemerkte es und sagte zu ihm, als sie unter sich waren "Ist dir schwermütig Hrut sagte: "Es geht nach



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dem Sprichwort: übel fährt, den die Fremde nährt 1 ." "Willst du nach Island?' Sagte sie. "Das möcht ich," sagte er."Wartet etwa ein Weib auf dich dort draußen:" fragte sie. "Das nicht," sagte er. "Ich glaube es doch bestimmt," sagte sie. Da- mit brachen sie das Gespräch ab.

Hrut trat vor den König und grüßte ihn. Der König sagte: "Was wünschest du, Hrut:" "Ich möchte bitten, Herr, daß Ihr mich nach Island entläßt." "Wirst du dort geehrter sein als hier:" fragte der König. "Das wohl nicht," sagte Hrut ; "aber jeder muß auf sich nehmen. was ihm bestimmt ist." "Hier heißts gegen einen Starken am Seil ziehen ," sagte Gunnhild; " erlaubt ihm denn zu reisen, wies ihm paßt"

Damals war Mißernte im Lande, aber doch verschaffte Gunnhild ihm Mehl nach Wunsch. Nun machte er sich reisefertig nach Island und O nr mit ihm ; und als sie ganz fertig waren, ging Hrut noch den König und Gunnhild besuchen. Sie nahm ihn beiseite und sagte zu ihm: "Hier ist ein Goldring, den ich dir schenken will," und streifte ihn an seinen Arm. "Manche gute Habe hab ich von dir empfangen," sagte Hrut. Sie umschlang seinen Hals, küßte ihn und sagte: "Wenn ich soviel über dich vermag, wie ich mir einbilde, dann leg ich dir auf, daß du kein Liebesspiel verrichten könntest mit dem Weibe, das du im Sinn hast auf Island. Aber mit anderen Weibern sollst du deinen Willen haben können. Wir haben jetzt beide unschön gehandelt — in deinen Warten war kein vertrauen zu

Hrut lachte und ging davon. Danach fand er sich vor dem König ein und dankte ihm. Der König sprach freundlich zu ihm, wünschte ihm alles Gute und sagte, Hrut sei der Tapfersten einer und verstehe sich auf den Umgang mit hochgeborenen Herren.

Hrut ging sogleich an Bord; er bekam guten Fahrwind, und sie gewannen die Borgföhrde. Sobald das Schiff befestigt war, ritt Hrut in seinen Westen, aber Özur ließ ausladen. Hrut ritt nach Höskuldstätten; Höskuld nahm ihn freundlich auf,



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und Heut erzählte ibm alles von seinen Fahrten. Darauf schickten sie einen zu Mord Geige hinüber, daß er die Hochzeit zurüste. Sie aber, die Brüder; ritten zum Schiff, und Höskuld sagte dem Hrut von dem Stand seiner Habe: die war angewachsen , während er fort war. Hrut sagte: "Dein Lohn fällt wohl kleiner aus, als es verdient wäre; aber soviel Mehl möcht' ich dir geben, wie du den Winter in deiner Wirtschaft brauchst." Dann ließen sie das Schiff ans Land walzen und deckten es, aber die ganze Ladung führten sie die Täler hinüber.

Hrut blieb zu Hause in Hrutstätten bis sechs Wochen vor Winteranfang 1 , dann machten er und sein Bruder sich reisefertig, und mit ihnen Özur, zu Hruts Hochzeit und ritten mit sechzig Mann. Sie kamen nach dem Krummachlande. In Feld war schon eine Menge Gäste da. Die Männer verteilten sich auf die Sitze, aber die Weiber besetzten die Querbühne, und die Braut selbst war eher bekümmert. Sie sitzen das Zechgelage ab, und es gebt gut vonstatten. Mord zahlte die Mitgift seiner Tochter aus, und sie ritt dann mit ihnen ins Westland. Als Hrut mit seinem Weibe heimkam, übergab er ihr das Regiment innerhalb der vier Pfähle; damit waren alle zufrieden. Aber mit dem ehlichen verkehr zwischen ihnen war es nicht viel.

So gings bis zum Frühjahr. Da hatte Hrut eine Reise vor nach den Westföhrden , um Warenlöhne einzufordern. Aber eh er aufbrach, sprach seine Frau mit ihm: "Denkst du zurück zu sein, eh man aufs Ding reitet "Was liegt daran:" sagte Hrut. Ich möchte aufs Ding reiten," sagte sie, " und meinen Vater sprechen." "Das kann geschehen," sagte er; "so werd' ich aufs Ding reiten." "Dann ists gut," sagte sie.

Darauf ritt er fort, westwärts nach den Föhrden, und lieh das eingezogene Geld aus und ritt dann nach Hause. Und als er zurück war, machte er sich fertig aufs Allding und ließ alle seine Nachbarn mit sich reiten. Höskuld, sein Bruder, ritt auch hin. Hrut sagte zu seiner Frau: "Liegt dir noch ebensoviel am Dingritt, wie du äußertest, dann mach dich fertig und reit mit mir hin."



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Sie machte sich schnell fertig, und darauf ritt die Schar aufs Ding. Unn ging nach dem Zelte ihres Vaters. Er hieß sie freundlich willkommen aber sie war etwas niedergeschlagen, und als erdas merkte, sagte er ihr: "Ich habe dich schon in besserer Laune gesehen; was hast du auf dem Herzen:" Sie sing an zu weinen und gab keine Antwort. Da sagte er zu ihr: "Wozu bist du aufs Ding geritten, wenn du dich mir nicht anvertrauen willst: Gefällt es dir etwa nicht dort im Westen?' Sie antwortete: "Mein ganzes Vermögen gäbe ich drum, daß ich nie hingekommen wäre!" Mord sagte: "Da werd' ich bald dahinter kommen." Er schickte nach Höskuld und Hrut; die machten sich sogleich auf, und als sie zu Mord kamen, stand er vor ihnen auf, begrüßte sie höflich und hieß sie sitzen. Sie sprachen lange zusammen und in freundschaftlichem Tone. Dann sagte Mord zu Höskuld: "Warum fühlt sich meine Tochter so unwohl bei euch drüben:" Hrut sagte: "Sie solls sagen, wenn sie etwa über mich zu klagen hat." Aber Klagen gegen Hint kamen keine zum vorschein. Da ließ Hrut bei sei- nen Nachbarn fragen und Hausgenossen, wie er gegen sein Weib sei. Sie gaben ihm ein gutes Zeugnis und sagten, sie könne befehlen, wo sie wolle. Da sagte Mord: "Geb du nur wieder heim und sei mit deiner Heirat zufrieden, denn ihm stellt man besseres Zeugnis aus als dir."

Darauf ritt Hrut vom Ding nach Hause und seine Frau mit ihm, und es stand jetzt gut zwischen ihnen den Sommer über. Aber als der Winter kam, sings an bedenklich zu werden und wurde immer schlimmer, je tiefer es ins Frühjahr hineinging. Hrut hatte wieder nach den Westföhrden zu ziehen und machte bekannt, er werde nicht aufs Allding reiten. Sein Weib Unn ließ sich wenig darüber aus. Hrut reiste ab nach den Föhrden.


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