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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


2. Hruts Verlobung

Einmal trug es sich zu, daß die Brüder Höskuld und Hrut zum Allding ritten; dort war viel Volks beisammen. Da bemerkte Höskuld zu Hrut: "Es wäre mein Wunsch, Bruder, daß du deinen Stand aufbessertest und um ein Weib anhieltest." Hrut sagte: "Daran hab ich auch schon lange gedacht, aber ich konnt mich nicht entschließen. Jetzt aber will ich dir zu Willen sein. Was meinst du, wo sehen wir uns um:"

Höskuld antwortete: " Es sind jetzt viele Häuptlinge hier auf dem Ding, da ist gute Auswahl. Aber ich habe eine bestimmte Stelle ins Auge gefaßt für dich. Es ist ein Mädchen namens Unn, die Tochter des Mord Geige, eines grundgescheiten Mannes. Er ist hier auf dem Ding und seine Tochter auch, da kannst du sie sehen, wenn du willst."

Und den Tag darauf, als man zur Gesetzeskammer 2 ging, sahen sie vor dem Zelt 3 der Krummachleute Frauen in schönem Staat. Da sagte Höskuld zu Hrut: "Da ist sie nun, die Unn von der ich dir erzählte. Nun, wie gefällt sie dir:" "Gui," sagte er; "aber weiß nicht, ob wir Glück zusammen haben werden."

Darauf gingen sie zur Gesetzeskammer. Mord Geige erteilte Rechtsbelehrung nach feiner Gewohnheit und ging dann zu



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seinem Zelt zurück. Höskuld stand auf mit Hrut, sie gingen zu Mords Zelt und traten ein. Mord saß hinten im Zelte. Sie grüßten ihn, er stand vor ihnen auf, reichte dem Höskuld die Hand, und der setzte sich neben ihn, aber Hrut nahm den nächsten Platz. Darauf sprachen sie über manches, und endlich lief Höskuld darauf hinaus: "Ich trage dir ein Geschäft an: Hrut will dein Schwiegersohn werden und deine Tochter kaufen 1. An meiner Beihilfe solls nicht fehlen." Mord antwortete: "Ich weiß, daß du ein großer Häuptling bist; dein Bruder aber ist mir unbekannt." Höskuld sagte: "Er ist mir noch überlegen." Mord sagte; "Du wirst mit viel herausrücken müssen 2 ; denn sie ist meine einzige Erbin."

"Du sollst ohne viel Umstände hören, was ich dagegen nenne," sagte Höskuld, " er soll bekommen die Höfe Kammsnase und Hrutstätten und das Land bis hinauf zur Thrandkluft; auch ist er Eigentümer eines Kauffarteischiffes."

Hrut sprach nun zu Mord: "Du mußt bedenken, Bauer daß mein Bruder mich aus Liebe wohl reichlich herausgestrichen hat. Wenn du aber die Sache erwägenswert findest so möcht ich, daß du nun deine Bedingungen nennst." Mord antwortete: "Darüber hab ich nachgedacht. Sie soll sechzig Hunderte bekommen , und in der Ehe solls auf neunzig steigen; aber wenn ihr Erben bekommt, sollt ihr auf Halb und Halb gestellt sein." Hrut sagte: "Darauf geh ich ein; machen wirs vor Zeugen ab" Damit standen sie auf und reichten sich die Hände, und Mord verlobte dem Hrut seine Tochter Unn; die Hochzeit sollte bei Mord sein einen halben Monat nach Mittsommer.

Beide Teile ritten nun vom Ding nach Hause. Die Brüder ritten eben an den Hallbjörnwarten vorbei, da kam ihnen Thjostolf entgegengeritten, der Sohn des Björn Goldbär aus dem Rauch 1 Altertümlicher Ausdruck; er zielt auf den muntschatz, der dem vormund der Braut zu entrichten war. 2 Dies und das folgende seht voraus, daß Hint, der Halbbruder, sein mütterliches Erbe noch nicht in Besitz genommen hat: ganz anders Lachstalgeschichte Kap. 19. " Bauer" in der Anrede und vor Namen hat ehrenden Sinn, wie süddeutsch "Meister". 4 Hundert bedeutet stets das Großhundert (120). Ein "Hundert" ohne weitern Zusah kann sehr verschiedenes meinen, hier wohl 120 "gesetzliche Unzen", nach dem Kaufwert etwa 1300 Reichsmark.



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tal, und meldete ihnen die Ankunft eines Schiffsin der Weißach: Özur sei gekommen, Hruts vaterbruder 1, und wünsche, daß Hrut ihn aufsuche so bald wie möglich. Als Hrut dies erfuhr, sagte er, Höskuld solle doch mit ihm zum Schiff ziehen. So zogen sie denn beide, und als sie zum Schiff kamen, begrüßte Hrut seinen Oheim Özur höflich und herzlich. O nr lud sie um Trunk in sein Zelt; man packte ihre Pferde ab, und sie traten ein und tranken.

Hrut sagte zu Özur: "Du reitest nun mit mir hinüber, Oheim, und bleibst den Winter bei mir." "So macht es sich nicht, Neffe; ich habe dir nämlich den Hinschied deines Bruders Eywind zu melden, und er hat dich sum Erben eingesetzt auf dem Gulading 2: deine Gegner werdens nun nehmen, wenn du nicht kommst." "Was ist jetzt zu tun, Bruder:" sagte Hrut; " mir scheint, die Sache wird schwierig, da ich doch schon meine Hochzeit beschlossen habe." Höskuld sagte: "Reite hinüber und such den Mord auf und bitt ihn, ihr möget den Termin verschieben, und sie solle drei Jahre im Verlöbnis sitzen. Ich aber will nach Hause reiten und dein Reisegut zum Schiff schaffen." Hrut sagte: "Nun möcht ich, daß du Mehl und Holz nimmst 3 und weiteres von der Ladung, was dir gut scheint."

Hrut ließ seine Pferde holen und ritt, ins Südland, aber Höskuld ritt in seinen Westen.

Hrut kam hinüber ins Krummachland zu Mord und fand dort gute Aufnahme. Hrut sagte dem Mord, wie alles stehe, und bai ibn um Rat. Mord sagte: "Wie groß ist dieses vermögen Hrut sagte, es seien zweihundert Mark wenn er alles bekomme. Mord sagte: "Das ist viel neben dem, was du von mir erbst. Gewiß sollst du reisen, wenn du Lust hast."

Darauf änderten sie den Termin, und sie sollte drei Jahre im verlöbnis sitzen. Dann ritt Hrut zum Schiff und hielt sich dort auf, bis es seefertig war. Höskuld führte die dem Hrut gehörige Habe zum Schiff. Hrut bändigte ihm die verwaltung seines



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Gutes ein die Zeit seiner Abwesenheit. Höskuld ritt nach seinem Hof zurück. Wenig später bekamen sie Fahrwind und stachen in See. Sie waren drei Wochen auf der Fahrt und kamen zu den Herninseln und segelten ostwärts nach der Wik 1.


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