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Kapitel 

Edda Erster Band Heldendichtung


Übertragen von Felix Genzmer /Mit Einleitungen und Anmerkungen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1912

C. Helgis Tod

Helgi und Swawa schwuren sich Treueide und liebten sich über die Maßen.

Hedin, Hjörwards älterer Sohn, lebte am Hofe seines Vaters in Norwegen. Einmal, am Vorabend des Julfestes, als er allein von der Jagd im Walde heimging, traf er auf ein Riesenweib.



***
31
Auf dem Wolfe fuhr
In finstrer Nacht
Eine Frau, die ihm
Gefolgschaft bot;
Sie wußte wohl,
Es würde fallen
Der Sohn Siglinds
Auf dem Sigarsfeld.



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Hedin schlug ihre Gefolgschaft aus; da sagte sie: dafür sollst du büßen beim Weihebecher ! —Den selben Abend führte man den Opfereber in die Halle, die Männer legten ihm ihre Hand auf und leisteten ihre Gelübde zum Weihebecher. Hedin tat das Gelübde, Swawa, Eylimis Tochter, zu gewinnen, die Geliebte seines Bruders Helgi. Am nächsten Morgen faßte ihn die Reue, und er machte sich auf und zog wilde Pfade südwärts über Land, bis er seinen Bruder Helgi fand. Helgi redete ihn an:



***
32
"Heil dir, Hedin!
Hast du gebracht
Neue Kunde
Aus Norwegen?
Was hat dich, Held,
Aus der Heimat gescheucht?
Einsam eilst du,
Uns aufzusuchen."


***
33 Hedin "Schuldig bin ich Schlimmerer Tat: Erkoren hab ich Die Königstochter, Helgis Gattin, Beim heiligen Becher."


***
34 Helgi:
"Lass den Vorwurf!
Erfüllen wird sich
Bald uns beiden
Dein Becherschwur:
Mich hat ein Fürst
Ins Feld entboten.
Zur dritten Nacht
Muß dort ich sein;
Nicht heg ich Hoffnung,
Heimzukehren:
Da wird sichs wohl
Zum guten wenden."


***
35 Hedin:
"Du sagtest, Helgi,
Hedin wäre
Dir großer Gaben
Und Güter wert:
Rätlicher ists
Zu röten das Schwert,
Als deinen Feinden
Frieden zu geben."


***
Alf, der Sohn Hrodmars, war es gewesen, der Helgi zur Schlacht nach Sigarsfeld gefordert hatte. Dort wurde hart gekämpft, und Helgi blieb mit der Todeswunde auf der Walstatt.



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***
36 36
Es sandte Helgi
Sigar, zu reiten
Zu Eylimis
Einzger Tochter.
Helgi:
"Rasch zur Reise
Rüste sie sich,
Wenn lebend den Fürsten
Sie finden will."


***
Sigar kam zu Swawa und sagte:


***
37
"Helgi hat mich
Hierher gesandt;
Selber soll ich,
Swawa, dir melden:
Dich will der Edling
Noch einmal sehn,
Eh Siglinds Sohn
Die Seele aufgibt."


***
38 Swawa
"Was traf Helgi,
Hjörwards Erben?
Heftiger Harm
Mein Herz erfaßt.
Schnitt ihn ein Schwert,
Schlugen ihn Wunden,
Den Recken soll
Rache treffen."


***
39 Sigar:
"Es fiel heut morgen
Am Frekastein
Der Fürst; der der erste
Auf Erden war;
Sieg und Ehre
Hat Alf gewonnen,
Verdient auch dies
Der Degen nicht."


***
Als Swawa auf die Walstatt kam, sprach Helgi:


***
40
"Heil dir, Swawa!
Beherrsche den Schmerz!
Du wirst mich auf Erden
Nicht wiedersehn:
Du siehst dem Gebieter
Bluten die Wunden;
Es kam dem Herzen
Die Klinge zu nah.


***
41
Mein Wille ist —
Nicht weine, Swawa ! —
Willst du meine
Worte hören:
Bereite Hedin
Das Ruhelager,
Dein Herz gehöre
Dem jungen Herrscher!"



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***
42 Swawa :
"Das gelobt ich mir
zu Munarheim
Als Kleinode
Der König mir gab,
Nicht wollt ich fürder,
Fiele der Herrscher,
Anderm Edling
Im Arme ruhn."


***
43 Hedin:
"Küsse mich, Swawa!
Ich kehre nimmer
Nach Rogheim zurück
Und den Rödulsbergen,
Eh für Siglinds Sohn
Ich Sühne gewann,
Der der erste Fürst
Auf Erden war."


Copyright: arpa, 2015.

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